Hypoport-Aktie -22%: Ist ein Rebound möglich?
Die Aktie des Finanzdienstleisters Hypoport (WKN: 549336) reagierte am Dienstag auf die Bekanntgabe der Quartalszahlen mit einem Kurseinbruch und beendete den Börsentag mit einem Verlust von rund -22%. Damit war die Aktie der größte Verlierer im SDAX. Auch heute bleibt sie zunächst schwach und steht aktuell bei 269,50 €. Ist der Rückgang berechtigt?
Überproportionales Ertragswachstum
Der Rückgang des Kreditgeschäfts aufgrund steigender Zinsen ist vorbei. Mittlerweile meldet die Finanzbranche wieder ein steigendes Kreditgeschäft. Hiervon profitiert auch das Berliner Unternehmen. Nachdem bereits Mitte Juli über eine positive Entwicklung berichtet worden war, wurden die vorläufigen Geschäftszahlen am 23. Juli veröffentlicht.
Demnach stieg der Umsatz im zweiten Quartal um 30% gegenüber dem Vorjahreszeitraum auf 111 Millionen €. Auf Halbjahresbasis wuchs der Umsatz um 22% auf 218 Millionen €.
Das operative EBIT verbesserte sich in den ersten sechs Monaten überproportional. Aus einem Verlust im Vorjahr von 1,7 Milliarden € wurde ein Gewinn von 7,9 Millionen €. Neben dem anziehenden Kreditgeschäft machten sich hier die eingeleiteten Kostensenkungsmaßnahmen bemerkbar. Nach dem Einbruch des Kreditgeschäftes, insbesondere des Immobilienkreditgeschäfts, kamen alle Kosten auf den Prüfstand. Vorwiegend sollten die Personalkosten deutlich reduziert werden. In der jetzigen Ertragsverbesserung dürften die Kosteneinsparungen eine wesentliche Rolle gespielt haben.
Am 12. August erfolgt die Bekanntgabe der endgültigen Geschäftszahlen. Dann ist zu erkennen, was unterm Strich hängengeblieben ist. Auch hier ist mit einem Swing zu rechnen.
Prognose bestätigt
Trotz der deutlichen Verbesserung bei Umsatz und Ertrag wurde die Jahresprognose beibehalten. Demnach wird mit einem Umsatz von mindestens 400 Millionen € sowie einem operativen EBIT von 10 bis 20 Millionen € gerechnet.
Diese Werte sind aus heutiger Sicht konservativ und dürften gut machbar sein. Dass es zu keiner Anhebung der Erwartungen kam, könnte an der unsicheren Zinsentwicklung liegen. Ob die von den Marktexperten erwartete Zinssenkung kommt, ist derzeit ungewiss. Die FED ist mit ihren Zinssenkungen weiterhin vorsichtig.
Rebound möglich
Laut Marktangaben beruht der Kurssturz darauf, dass die Anhebung der Prognose ausblieb. Hierzu ist zu sagen, dass die Erwartungen der Marktteilnehmer wohl zu hoch sind. Eine Konkretisierung der Ertragsprognose wäre zwar vertretbar, jedoch nicht zwingend erforderlich. Sollten die erwarteten Zinssenkungen ausbleiben oder niedriger ausfallen, würde das erneut das Kreditgeschäft im Immobilienbereich beeinträchtigen. So gesehen, ist die Entscheidung des Konzerns nachvollziehbar.
Der gestrige Kursrückgang, in der Spitze fast ein Viertel, ist aus meiner Sicht völlig übertrieben. Hier bestehen gute Chancen auf einen schnellen Rebound. Insgesamt halte ich den bisherigen Kursanstieg jedoch für überhöht.
Seit Jahresanfang verdoppelte sich der Kurs auf 343 €, dies ist im Hinblick auf die noch immer schwache Ertragslage nicht gerechtfertigt. Das Verhältnis von Marktkapitalisierung zum erwarteten höchsten operativen EBIT von 20 Millionen € entspricht dem Faktor 90, so ähnlich dürfte auch das KGV ausfallen.
Ein möglicher Rebound kann zu kurzfristigen Kursgewinnen führen; hierzu stehen die Chancen gut. Diese Gewinne sollten aus meiner Sicht auch schnell realisiert werden. Ich gehe vorerst von einer volatilen Seitwärtsbewegung aus.
Die Analysten sind sehr unterschiedlicher Meinungen. Die Berenberg Bank sowie Warburg Research sehen den fairen Wert bei 300 bzw. bei 335 €. Nach dem Kurssturz bieten diese Zielkurse wieder Potenzial. Gerade die Einschätzung der Berenberg Bank zeigt jedoch, dass die Aktie mit dem vorherigen Kurs von rund 343 € überbewertet war. Warburg Research ist mit ihrem Zielkurs von 170 € sehr pessimistisch, hier kann es zu einer Überarbeitung kommen.
Mein Fazit: Der übertriebene Kursrückgang kann kurzfristig zu guten Kursgewinnen führen. Momentan sind Kurse über 300 € nicht gerechtfertigt.
ℹ️ Hypoport in Kürze
- Hypoport SE mit Sitz in Berlin ist Muttergesellschaft eines Netzwerks von Technologieunternehmen im Finanzbereich.
- Die Unternehmensgruppe besteht aus vier Segmenten: Kreditplattform, Privatkunden, Immobilienplattform und Versicherungsplattform. Das Herzstück von Hypoport ist Europace, laut Firmenangaben „Die größte deutsche Plattform für Immobilienfinanzierungen, Bausparprodukte und Ratenkredite“.
- Die Aktie ist im SDAX gelistet; die Marktkapitalisierung beträgt knapp 1,8 Milliarden €.
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