IBM: CEO Rometty – der "Rote Hut" steht ihr nicht gut

Sascha
17.10.19

Der Technologiegigant IBM (WKN: 851399) meldete gestern Abend, nachbörslich, seine aktuellen Quartalszahlen. Diese fielen, mal wieder, nicht zufriedenstellend aus.

So verzeichnete "Big Blue" einen Umsatzrückgang um -4% auf 18,0 Mrd. US-Dollar sowie einen Einbruch des Nettogewinns aus dem fortgeführten Geschäft um sage und schreibe -38% auf 1,7 Mrd. US-Dollar. Den Grund für diese schwachen Quartalszahlen sieht das Management um CEO Virginia Rometty dabei in erster Linie im starken US-Dollar.

Denn IBM macht ein Großteil seiner Geschäfte nicht im Heimatmarkt USA, was dazu führt, dass die Einnahmen durch Umrechnung in die zuletzt starke US-Währung geschmälert werden. Obwohl IBM zuletzt fast stets schwache Quartalszahlen ablieferte, konnte sich die Aktie im laufenden Jahr jedoch recht gut entwickeln. So betrug das Kursplus bis zur gestrigen Vorlage der Quartalszahlen rund +25% - und selbst nach dem heutigen Rücksetzer um -6% liegt die Aktie mit circa +17,5% ganz gut im Rennen. Denn das Kursplus im US-Leitindex beträgt in diesem Zeitraum "nur" knapp +16%.

Allerdings hatten sich Analysten und Anleger natürlich trotzdem mehr erhofft, insbesondere nachdem IBM vor wenigen Monaten die größte Übernahme in seiner Geschichte vollziehen konnte. So kaufte ausgerechnet "Big Blue" den Linux-Spezialisten Red Hat für sage und schreibe 34 Mrd. US-Dollar (190 US-Dollar je Aktie) und wollte dadurch sein Cloudgeschäft stärken. Analysten bemängeln jetzt jedoch, dass IBM genau das nicht geschafft hat. In der Folge werden die Kursziele heute gleich reihenweise gesenkt.

IBM, ein "Zombie"-Unternehmen?

Wie bereits im Juli hier auf sharedeals.de berichtet, bezeichnet der ein oder andere Analyst IBM inzwischen sogar schon offen als "Zombie"-Unternehmen. Noch sei der Konzern zu groß, aber über kurz oder lang werde ihn auch diese schiere Größe nicht vor dem Untergang bewahren. Schließlich haben auch andere Großkonzerne wie Enron, General Motors oder Sears diese Erfahrung machen müssen – und auch General Electric steht bekanntlich derzeit alles andere als gut da.

Allerdings sollte man nicht vergessen, dass IBM zuletzt mit Red Hat eine der interessantesten Wachstumsstories akquiriert hat. Insofern hat das Management des trägen Großkonzerns durchaus die Chance vom agilen Newcomer zu lernen und so selbst wieder besser zu werden. Daher steckt mir in IBM nach wie vor noch zu viel leben, um IBM tatsächlich als "Zombie" anzusehen. Wenngleich ein Umbruch bei "Big Blue" dringend notwendig zu sein scheint.

Beginnen sollte dieser Umbruch dabei meines Erachtens mit dem Abgang von CEO Virginia Rometty. Außer der Tatsache, dass Frau Rometty eine von nur ganz wenigen Frauen an der Spitze von US-Großkonzernen ist, wüsste ich nämlich leider nicht, womit die Dame aufgefallen ist. IBM jedenfalls wird von ihr mehr oder weniger nur verwaltet, was zu den angesprochenen Problemen geführt hat. Denn ein CEO braucht schon Visionen – und muss diese dann umsetzen.

Anleger können weiterhin an Bord bleiben – aber nur dank der hohen Dividende!

Nichtsdestotrotz denke ich, dass die Anteilseigner von IBM weiterhin an Bord bleiben können. Zwar haben wir derzeit leider den Fall, den Warren Buffett mal mit "Investieren Sie nur in Aktien von Unternehmen, die auch ein totaler Verlierer führen könnte. Denn Sie können sich absolut sicher sein, dass genau dies eines Tages passieren wird!" klassifizierte. Aber nicht einmal die schlechte Vorstandsvorsitzende wird IBM meines Erachtens in den totalen Abgrund führen können.

Zumal selbst diese Dame ja hin und wieder durchaus lichte Momente hat, wie die Akquisition von Red Hat sowie die führende Rolle des Konzerns im Bereich der Blockchain-Technologie beweist. Ähnlich wie seinerzeit auch Dr. Schrempp mit seinem Einstieg bei Tesla mal einen lichten Moment hatte. Zwar wird die Aktie unter CEO Rometty wohl so schnell nicht mehr in Fahrt kommen. Die ansehnliche Dividende in Höhe von rund 4,5% p.a. tröstet darüber aber hinweg.

Letztlich ist es für die Aktionäre daher einzig und allein eine Frage des Durchhaltens. Nämlich erstens, wie lange CEO Rometty noch durchhält und zweitens, wie lange man diesem Treiben noch zuschauen kann und will. Immer mehr unzufriedene Großaktionäre werden jedoch über kurz oder lang dafür sorgen, dass auch eine (erfolglose) Frau an der Spitze eines Konzerns weichen muss. Was dann möglich wird, hat der Führungswechsel bei Microsoft seinerzeit gezeigt!

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