Illumina und die heilige GRAIL: Darum ist die Aktie abgestürzt!
Der US-amerikanische Biotechdienstleister Illumina (WKN: 927079) hat kürzlich die vollständige Übernahme der seinerzeit selbst gegründeten Tochtergesellschaft GRAIL für 7,1 Milliarden US-Dollar angekündigt. Den Anlegern scheint dieser Megadeal jedoch nicht zu gefallen, die Aktie ging auf Tauchstation.
Kein Wunder, denn der Kaufpreis für GRAIL erscheint (zu) hoch. So hatte GRAIL erst kürzlich vermeldet, dass man einen Börsengang (IPO) plane und alle dazu notwendigen Unterlagen bei der US-Börsenaufsicht Securities and Exchange Commission (SEC) eingereicht. Demnach wäre die Company im Rahmen eines solchen Börsengangs nur mit knapp zwei Milliarden US-Dollar bewertet worden. Doch es gibt noch mehr, was die Anleger stört.
Bill Gates und Jeff Bezos bei GRAIL an Bord...
So wurde GRAIL, wie eingangs bereits geschrieben, im Jahr 2015 als Tochtergesellschaft von Illumina selbst gegründet. Ziel des Startups war es einen Bluttest zu entwickeln, auf dessen Basis man sehr schnell Krebserkrankungen diagnostizieren kann. Denn wird Krebs früh erkannt, bestehen in der Regel gute Heilungschancen. Tatsächlich scheint GRAIL diese Herausforderungen auch gemeistert zu haben, der sogenannte Galleri-Test befindet sich jedenfalls in den notwendigen klinischen Studien. Insofern erscheint die Übernahme von GRAIL durch Illumina gar nicht so dumm. Zumal man ohnehin noch gut 14 Prozent des Aktienkapitals an der Tochtergesellschaft hielt.
Allerdings fragen sich die Anteilseigner von Illumina nicht ganz zu Unrecht, warum man mehr als 85 Prozent des Aktienkapitals an seiner Tochter erst an externe Investoren – darunter Microsoft-Mitgründer Bill Gates und Amazon.com-Gründer Jeff Bezos – veräußert hat, wenn man sie nun wiederhaben möchte. Und natürlich warum man bereit ist dafür 7,1 Milliarden US-Dollar auf den Tisch zu legen, wo der Unternehmenswert bei einem IPO doch nur auf knapp zwei Milliarden US-Dollar taxiert wurde.
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GRAIL-Übernahme könnte Kunden kosten!
Das Hauptproblem aber hat ein US-Trader gestern sehr treffend wie folgt zusammengefasst: Illumina konnte zuletzt nicht mehr sonderlich stark wachsen. So stieg der Jahresumsatz von 2018 auf 2019 nur noch um circa +6,3 Prozent, nämlich von 3,33 auf 3,54 Milliarden US-Dollar. Auch beim Nettogewinn sah es nicht viel anders aus, so stieg dieser nur um circa +21,3 Prozent von 826 Millionen auf gut eine Milliarde US-Dollar. 2020 ist dagegen, Covid-19-Pandemie bedingt, sogar mit einer rückläufigen Umsatz- und Gewinnentwicklung zu rechnen. Dieser kurzfristigen Wachstumsschwäche begegnet man nun mit einer Milliardenübernahme, die daran zunächst wenig beziehungsweise gar nichts ändert.
Denn GRAIL ist immer noch ein Startup, das den inzwischen immerhin entwickelten Galleri Krebstest erst einmal durch die klinischen Studien bringen muss. Worunter insbesondere die Gewinnentwicklung – Stichwort: die Kosten solcher klinischen Studien – weiter leiden dürfte. Darüber hinaus vergrault ("vergrailt") man auch noch Kunden seines Kerngeschäfts, der DNA-Sequenzierung, da diese zum Teil direkte Konkurrenten von GRAIL sind. Doch es gibt noch einen Grund, warum die Aktie kurzfristig derartig ausverkauft wurde. So bezahlt Illumina die GRAIL-Übernahme zum Teil in bar (3,5 Milliarden US-Dollar) und zum Teil in eigenen Aktien.
Die Anzahl der Illumina-Aktien, die die GRAIL-Altaktionäre dabei erhalten, berechnet sich dabei auf Basis des aktuellen Aktienkurses (die Kurse der vergangen zehn Tage vor Ankündigung der Übernahme). Je niedriger der Durchschnittskurs ist, desto mehr Aktien erhalten sie, weshalb sie durchaus ein Interesse an kurzfristig niedrigen Kursen hatten. Zu guter Letzt aber sind diese Aktien mit einer Lockup-Frist versehen – sie dürfen also nicht sofort auf den Markt geschmissen werden. Eventuell sichern sich die Altaktionäre daher durch entsprechende Shorts ab. Wäre dem so, könnte es hier jedoch bald zu einem sogenannten Shortsqueeze kommen!
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