Instacart-Aktie: Ein attraktiver Börsengang?

Mit dem Lebensmittellieferdienst Instacart hat am Dienstag ein weiteres Unternehmen seinen Börsengang gefeiert. Doch nachdem der Kurs der Instacart-Aktie (WKN: A3EUU2) in den ersten Handelsstunden in die Höhe schoss, schrumpften die Kursgewinne im weiteren Verlauf des ersten Handelstages deutlich zusammen. Zum Handelsschluss lag die Aktie „nur“ noch rund +12% über dem Ausgabekurs. Sind Anleger doch nicht so begeistert?

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ℹ️ Instacart vorgestellt

Instacart ist ein US-Lieferdienst für Lebensmittel. Das in San Francisco ansässige Unternehmen arbeitet mit über 350 Lebensmittelketten zusammen, darunter Schwergewichte wie Albertsons, Aldi, Costco, Kroger, Target und Walmart. Über die Website oder die App von Instacart können sich Kunden in rund 5.550 Städten in den USA und in Kanada Lebensmittel liefern lassen. Für die Lieferung verlangt Instacart eine Gebühr. Der Lieferdienst ging Ende September 2023 an die Börse und wird dort mit ca. 11 Milliarden US$ bewertet.

Deutliche Abstriche bei der Bewertung

Der Ausgabepreis der Instacart-Aktie lag mit 30 US$ am oberen Ende der Bookbuilding-Spanne von 28 bis 30 US$. Was jedoch auf den ersten Blick toll aussieht, relativiert sich auf den zweiten Blick.

Anfang 2021, als Verbraucher während der Corona-Pandemie zu Hause festsaßen und sich mit Lebensmitteln beliefern ließen, sammelte das Unternehmen noch für 125 US$ je Aktie Geld von renommierten Risikokapitalgebern wie Andreessen Horowitz und Sequoia Capital sowie großen Vermögensverwaltern wie Fidelity und T. Rowe Price ein.

Die Gesamtbewertung von Instacart ist folglich von 39 Milliarden US$ Anfang 2021 auf 10 Milliarden US$ Ende 2023 zusammengeschmolzen. Ohne eine drastische Anpassung der Bewertung wäre der Börsengang jedoch nicht möglich gewesen.

Das IPO von Instacart wird vor allem von Venture Capital Investoren mit Argusaugen beobachtet werden, schließlich ist der Lieferdienst seit gut zwei Jahren der erste größere Börsengang eines von Risikokapitalgebern finanzierten Unternehmens in den USA.

Wachstum ist out, Gewinn ist in

Auch die Entwicklung von Instacart zeigt die neue Realität an der Börse. Wachstum um jeden Preis ist out, Rentabilität ist in. Nach einem Wachstum von 40% im Vorjahreszeitraum stieg der Umsatz im zweiten Quartal 2023 nur noch um 15% auf knapp 720 Millionen US$.

Durch ein knallhartes Kostenmanagement gelang Instacart im zweiten Quartal 2022 der Sprung über die Gewinnschwelle. Im letzten Quartal erwirtschaftete das Unternehmen einen Nettogewinn von 114 Millionen US$.

Zwei Gründe sprechen dagegen

Trotz dieser zweifellos guten Zahlen stehe ich dem Instacart-IPO aus zwei Gründen sehr kritisch gegenüber.

Erstens: Mit einem Umsatzmultiplikator von 3,5 ist der Lebensmittellieferdienst meiner Ansicht nach zu ambitioniert bewertet. Ich glaube nicht, dass sich diese Bewertung dauerhaft halten wird.

Zweitens: Die Marktentwicklung in Deutschland in den letzten Monaten hat gezeigt, dass sich Lebensmittellieferdienste sehr schwer damit tun, Wachstum zu generieren und gleichzeitig profitabel zu arbeiten. Die Marketingkosten sind in dieser Branche sehr hoch und die Löhne der Lieferanten müssen niedrig gehalten werden.

Ich gebe Anlegern deshalb den Rat, die Entwicklung der Instacart-Aktie vorerst von der Seitenlinie aus zu beobachten.

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