Intel: Mit Tower-Übernahme zu alter Stärke?
Intel (WKN: 855681) gibt derzeit mehr Geld aus als jemals zuvor in seiner 50-jährigen Geschichte. Nun hat der neue CEO auch seine erste Übernahme eingetütet. Mit dem aggressiven Expansionskurs will der Unternehmenslenker den einstigen Branchenführer neu beleben. Die Ambitionen könnten bald auch an der Börse honoriert werden.
Der US-amerikanische Chip-Hersteller Intel war in den 90er und 00er Jahren zum weltweit unangefochtenen Marktführer aufgestiegen. In den darauffolgenden zehn Jahren hat sich der Konzern jedoch zu lange auf seinen Erfolgen ausgeruht, Wettbewerber wie AMD und Nvidia zogen vorbei. Zuletzt hat Intel-CEO Pat Gelsinger jedoch ein massives Investitionsprogramm aufgesetzt, um die Konkurrenz wieder einzuholen. Das Unternehmen hat aktuell einen Börsenwert von knapp 200 Milliarden US$.
Übernahme des israelischen Auftragsfertigers Tower
Intel setzt seinen weltweiten Expansionskurs fort: Für 5,4 Milliarden US$ kauft der US-Konzern den israelischen Auftragsfertiger Tower Semiconductor. Das teilten die beiden Unternehmen am Dienstag mit. Tower ist Spezialist für analoge Halbleiter und konkurriert somit unter anderem mit der deutschen Infineon und Texas Instruments. Außer in Israel hat das Unternehmen Werke in Japan, Texas und Kalifornien. Wie auch digitale Mikroprozessoren sind die analogen Chips in den vergangenen zwei Jahren Mangelware geworden.
Mit dem Zukauf baut Intel einen Bereich aus, den der Konzern aus dem Silicon Valley lange vernachlässigt hat: Foundries. Das sind Chip-Firmen, die im Auftrag anderer Anbieter produzieren. Aktuell dominieren asiatische Anbieter wie TSMC oder Samsung Electronics die Auftragsfertigung. Auch die Kapazitäten der Foundries sind weltweit knapp.
Strategisch wichtig
Mit einem Umsatz von zuletzt 1,3 Milliarden US$ ist Tower jedoch noch vergleichsweise klein. So erzielte Konkurrent TSMC im vergangenen Jahr Erlöse von 56 Milliarden US$. Auch bei Intel, das 2021 79 Milliarden US$ umsetzte, fällt die israelische Chipfirma kaum ins Gewicht. Strategisch ist der Auftragsfertiger jedoch enorm wichtig für die Kalifornier.
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Die wichtigsten Konkurrenten, allen voran AMD und Nvidia, beziehen ihre Chips von TSMC, das in den letzten Jahren technologisch an Intel vorbeigezogen ist. Während die Rivalen im abgelaufenen Jahr stark zugelegt haben, musste sich der einstige Marktführer mit einem Umsatzplus von einem Prozent zufriedengeben. Der Gewinn fiel sogar etwas kleiner aus als im Vorjahr.
Der Aktienkurs von Tower schoss nach Bekanntgabe der Übernahme an der Nasdaq vorbörslich am Dienstag um knapp die Hälfte auf rund 47 US$ in die Höhe. Die Papiere von Intel stiegen um knapp 2% auf 48,44 US$.
Investitionen für die Trendwende
Die Übernahme von Tower ist Teil eines gewaltigen Investitionsprogramms, mit dem Intel-CEO Gelsinger gegenüber der Konkurrenz Boden gutmachen will. „Wir müssen ein ikonisches Unternehmen wiederaufbauen, das in den letzten zehn Jahren nicht die Leistung erbracht hat, die es braucht“, sagte der Manager jüngst dem Handelsblatt.
Dafür will der 60-Jährige in den kommenden Monaten bis zu 100 Millionen US$ in den Bau einer riesigen neuen Chip-Anlage im US-Bundesstaat Ohio stecken. Auch in Arizona und Malaysia sollen neue Fabriken entstehen, in New Mexico erweitert Intel einen bestehenden Standort. Bereits vergangenes Jahr steckte das Halbleiterunternehmen 20 Milliarden US$ in Werke und Maschinen, 2022 sollen es 28 Milliarden US$ werden.
Gelsinger will auch in Europa zwei Chip-Fabriken und einen Forschungsstandort errichten. Um Halbleiter-Firmen anzulocken, setzt neben den USA und China auch die Europäische Union auf Förderprogramme. Vergangene Woche erst hatte die EU-Kommission angekündigt, bis 2030 mit dem „European Chips Act“ 15 Milliarden € an öffentlichen und privaten Mitteln zu mobilisieren.
Die Entscheidung über Europa-Investitionen steht jedoch noch aus. Seit fast zwei Jahren verhandelt der Intel-Chef mit den Brüsseler Behörden und nationalen Regierungen über die Subventionen. Auch Deutschland macht sich große Hoffnungen auf einen Zuschlag.
Aktie im Branchenvergleich günstig
An der Börse werden die Ambitionen von Intel bislang noch nicht honoriert. Das kann sich jedoch ändern. Auch im Umbau verdient der Chip-Hersteller noch gut und hat zuletzt dabei die Analystenprognosen deutlich übertroffen.
Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von rund 10 bleibt die Bewertung im Vergleich zu AMD (57) und Nvidia (75) attraktiv. Im Gegensatz zu den beiden Konkurrenten bietet Intel seinen Aktionären zudem eine ordentliche Dividendenrendite um 3%.
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