Intel: Was passiert jetzt bei dieser Aktie?
Auf die Nachricht, dass Qualcomm an einer Übernahme von Intel interessiert sei, sprang die Aktie von Intel (WKN: 855681) an. Nach einem anfänglichen starken Anstieg beruhigte sie sich wieder und ging mit einem Gewinn von +3,3% aus dem Handel. Am Montag steht sie aktuell bei 21,80 US$. Sollte sich die Übernahme bestätigen, dürfte das die weitere Kursentwicklung erheblich beeinflussen. Womit ist zukünftig zu rechnen?
Qualcomm zeigt Interesse
Laut Wall Street Journal sei Qualcomm an einer Übernahme von Intel interessiert und Gespräche seien bereits geführt worden. Dort beruft man sich auf informierte Personen. Eine Stellungnahme seitens beider Unternehmen liegt momentan nicht vor. Somit bleibt abzuwarten, ob sich diese Gerüchte bestätigen oder ob sie dementiert werden.
Sollte ein solches Angebot gemacht werden und die Übernahme zustande kommen, wäre es eine der größten Übernahmen in der Chip-Branche.
Was spricht für eine Übernahme?
Übernahmen machen nur dann Sinn, wenn sich für beide Seiten ein Mehrwert ergibt. Dies sollte insbesondere für das übernehmende Unternehmen der Fall sein. Qualcomm ist führend bei der Entwicklung von Modems und Prozessoren für Smartphones. Neben diesem Kerngeschäft ist der Konzern neuerdings auch im PC-Geschäft tätig. Intel spielt im Bereich der Smartphones keine große Rolle. Hier liegt das Kerngeschäft im PC-Bereich, bei Laptops sowie bei Rechenzentren.
Somit liegen derzeit keine großen Überschneidungen beider Konzerne vor, die Produktpalette würde sich hauptsächlich ergänzen. Der Mehrwert für Qualcomm könnte im PC-Bereich liegen. Durch die Produkte von Intel könnte auf teure Eigenentwicklungen verzichtet werden.
Ein weiterer Vorteil könnte die Fertigung sein. Bisher lässt Qualcomm seine Produkte bei dem taiwanischen Auftragshersteller TSMC fertigen. Intel bietet ebenfalls Auftragsfertigungen an. Aus Sicht der USA wäre der Deal zu begrüßen, die Chipherstellung könnte im eigenen Land erfolgen.
Die Vorteile für Intel sind deutlich geringer. Intel befindet sich in einer schwierigen Lage und ist wenig profitabel. Bei den gefragten KI-Prozessoren spielt das Unternehmen nur eine untergeordnete Rolle. Um wieder profitabler zu werden, wurden viele Investitionsprojekte gestoppt. Zudem dürfte eine größere Restrukturierung anstehen. Die Zusammenführung der PC-Prozessoren beider Unternehmen könnte das bisherige Kerngeschäft von Intel stärken.
Problem der Finanzierung
Sollte eine Übernahme kommen, dürfte der Übernahmepreis pro Aktie über dem jetzigen Wert liegen. Intel wird derzeit mit rund 94 Milliarden US$ bewertet; der Übernahmepreis dürfte jenseits von 100 Milliarden US$ liegen.
Für Qualcomm wäre die Aufbringung dieses Betrages anspruchsvoll. Deren Bewertung liegt gerade mal bei knapp 190 Milliarden US$. Die Finanzierung könnte über einen Kredit oder die Ausgabe eigener Aktien erfolgen. Die Kreditfinanzierung wäre mit hohen Zinskosten verbunden.
Eine Finanzierung über eine Kapitalerhöhung und den Bezug durch Intel-Aktionäre wäre die günstigere Variante. Der Vorteil hierbei ist, dass der Streubesitz beider Unternehmen sehr hoch ist und die beiden Großaktionäre The Vanguard und BlackRock an beiden Unternehmen ähnlich stark beteiligt sind. Diese Variante dürfte jedoch zulasten der Kleinaktionäre von Qualcomm gehen, hier käme es zu einer Verwässerung.
Genehmigung erforderlich
Damit solche Übernahmen zustande kommen, bedarf es der Zustimmung überregionaler Aufsichtsbehörden. In den USA dürfte die Zustimmung am ehesten machbar sein. In den wichtigen Märkten EU, China und Restasien dürfte das anders sein. Hier dürfen keine gravierenden Nachteile für dortige Unternehmen oder Vormachtstellungen eintreten.
Von einer schnellen Genehmigung einer möglichen Übernahme ist nicht auszugehen. Dies kann bis zu einem Jahr oder länger dauern.
Kurssteigerung wahrscheinlich
Sollte die Übernahme konkret werden, dürfte sich dies für die Aktie von Intel positiv auswirken. Um den derzeitigen Aktionären die Übertragung schmackhaft zu machen, müsste der Übernahmekurs deutlich höher sein. Das Problem ist, dass die Aktie sich seit Jahresanfang mehr als halbierte. Ein Aktientausch wäre in dieser Hinsicht vorteilhafter für die jetzigen Aktionäre. Hiermit würden sie an der zukünftigen Kursentwicklung von Qualcomm profitieren.
Zuletzt gab es Gerüchte um den Einstieg des aktivistischen Aktionärs Apollo Global Management. In diesem Artikel bin ich darauf eingegangen. Wie dies mit einer Übernahme zusammenpasst, ist fraglich. Möglich wäre, dass es bereits im Vorfeld Gespräche zwischen Intel und Qualcomm gab, um dies zu verhindern.
Mein Fazit: Sollte sich das Gerücht der Übernahme bestätigen, ist mit höheren Kursen zu rechnen. Kommt sie nicht zustande, dauert es mit der Kurserholung deutlich länger. Erst wenn die Restrukturierung zu Gewinnsteigerungen führt, ist mit einer nachhaltigen Kursverbesserung zu rechnen. Aber auch der Einstieg eines aktivistischen Aktionärs würde den Kurs mittelfristig beflügeln.
ℹ️ Intel in Kürze
- Die Intel Corporation mit Sitz im kalifornischen Santa Clara ist ein führender US-Anbieter von Halbleitern.
- In seinem Kerngeschäft mit der Herstellung von Mikroprozessoren für PCs und Laptops dominiert der Konzern 70% des weltweiten Markts.
- Das Unternehmen ist im Dow Jones und in der Nasdaq gelistet und erreicht aktuell einen Börsenwert von rund 93,4 Milliarden US$.
💬 Intel: Jetzt diskutieren!
Hochwertige Diskussionen und echte Informationsvorsprünge: Profitiere ebenso wie Tausende andere Anleger von unserem einzigartigen Live Chat, dem Börsen-Forum der neuen Generation.