iRobot: Amerikaner mögen kein schlechtes Management!
Die Aktie des Roboterspezialisten iRobot (WKN: A0F5CC) geht heute auf Tauchstation und verliert derzeit knapp -11%. Grund hierfür waren jedoch nicht die gestern Abend (nachbörslich) vorgelegten Quartalszahlen, die nämlich wieder einmal besser als erwartet ausfielen. Grund hierfür war eher der erneut schwache Ausblick des Managements.
Der schwache Ausblick ist jedoch auf gravierende Fehlleistungen eben dieses Managements zurückzuführen, so dass sich die Situation wohl erst dann verbessern wird, wenn hier endlich Änderungen umgesetzt werden.
Denn gerade amerikanische Investoren mögen kein schlechtes Management. Wie aber komme ich darauf, dass das Management an der aktuell schwachen Aufstellung des Unternehmens Schuld ist? Nun, zunächst einmal muss man feststellen, dass der amtierende CEO Colin M. Angle bereits seit Juni 1997 am Ruder ist, also seit inzwischen mehr als 22 Jahren. Dabei war die Entwicklung des Konzerns in dieser Zeit nicht immer positiv. Vielmehr lief es eigentlich erst nach dem Einstieg sogenannter aktivistischer Investoren einigermaßen rund.
Denn diese setzten seinerzeit durch, dass iRobot sein defizitäres Geschäft mit Militärrobotern aufgab, was eine nachvollziehbare und absolut richtige Entscheidung war. Aber kommen wir weg von der Vergangenheit und schauen uns das hier und jetzt an. Denn dort begründet das Management um CEO Colin M. Angle den stets schwachen Ausblick immer mit der aktuellen China-Politik der US-Regierung unter Präsident Donald Trump. Nun kann man diese China-Politik gut oder schlecht finden, sie ist jedoch alles andere als neu.
Warum gelingt Tim Cook bei Apple, was Colin M. Angle bei iRobot nicht schafft?
Warum also wird iRobot immer noch so hart von dieser China-Politik getroffen? Ist es dem Vorstand um CEO Colin M. Angle wirklich nicht möglich Alternativen zu finden, so dass man nicht mehr so stark unter dieser China-Politik leidet? Und wenn dem so sein sollte, warum ist das dann so? Immerhin ist auch für Apple China ein wichtiger Produktionsstandort und – anders als für iRobot – auch noch ein wichtiger Absatzmarkt.
Was also macht Tim Cook bei Apple besser als Colin M. Angle bei iRobot? Diese Kritik hatte ich übrigens hier bei sharedeals.de auch schon nach Vorlage der letzten Quartalszahlen geäußert und von einem Kauf der Aktie abgeraten, was sich als absolut richtige Einschätzung herausgestellt hat. Doch damit genug der Kritik am Management von iRobot. Lassen Sie uns lieber einen Blick auf das vorgelegte, aktuelle Zahlenwerk, werfen!
Aktuelle Quartalszahlen besser als erwartet, aber erneut mauer Ausblick
So meldete iRobot für sein abgelaufenes drittes Quartal einen Quartalsumsatz von 289,4 Mio. US-Dollar (nach 264,5 Mio. US-Dollar im vergleichbaren Vorjahresquartal). Der Nettogewinn stieg zeitgleich von 31,9 Mio. US-Dollar respektive 1,12 US-Dollar je Aktie um rund +11% auf 35,5 Mio. US-Dollar respektive 1,24 US-Dollar je Aktie. Die Gewinnentwicklung wird bei iRobot also auch nicht durch ein Aktienrückkaufprogramm verzerrt, wie bei so vielen anderen US-Aktien.
Somit wurden natürlich die Umsatz- und Gewinnschätzungen der Analysten regelrecht pulverisiert. Denn diese lagen bei einem Quartalsumsatz von nur 259,4 Mio. US-Dollar bzw. 0,52 US-Dollar je Aktie. Allerdings monierte das Management wieder einmal die US-Zölle. Daher reduzierte man den auch den eigenen Ausblick und stellt nun einen Jahresumsatz von 1,20 bis 1,21 Mrd. US-Dollar bei einem Gewinn je Aktie zwischen 2,60 und 2,80 US-Dollar in Aussicht.
Bisher hatte man einen Jahresumsatz zwischen 1,20 und 1,25 Mrd. US-Dollar sowie einen Gewinn je Aktie zwischen 2,40 und 3,15 US-Dollar prognostiziert, im arithmetischen Mittel also einen Jahresumsatz von 1,225 Mrd. US-Dollar bei einem Gewinn je Aktie von 2,775 US-Dollar. Die neue Prognose beläuft sich im arithmetischen Mittel dagegen nun eben nur noch auf einen Jahresumsatz von 1,205 Mrd. US-Dollar sowie einen Gewinn je Aktie von 2,50 US-Dollar.
Fazit: Die Aktie erscheint günstig, aber...
Auf Basis der aktuellen Market Cap. von 1,375 Mrd. US-Dollar sowie einem Jahresumsatz von 1,205 Mrd. US-Dollar und einem Gewinn je Aktie von 2,50 US-Dollar liegt das KUV 2019e bei nur noch circa 1,14 sowie das KGV 2019e bei knapp unter 20. Demgegenüber steht ein Umsatzwachstum um immer noch knapp +10,3%, allerdings bei einem Rückgang des Nettogewinns um gut -20%. Dabei hatte man zuletzt nur einen Gewinnrückgang um gut -11% erwartet – und zu Jahresbeginn sogar noch ein leichtes Gewinnwachstum.
Aus fundamentaler Sicht könnte man daher auf ein Comeback spekulieren, insbesondere falls CEO Colin M. Angle zeitnah seinen Hut nehmen muss. Aus rein charttechnischer Sicht droht jedoch noch ein weiterer Ausverkauf. So wurde gestern die charttechnische Unterstützung um 44/45 US-Dollar getestet und hielt diesem Test zunächst einmal Stand. Fällt sie aber, winkt ein weiterer Ausverkauf in Richtung 35/36 US-Dollar. Erst hier hielte ich die Aktie dann für günstig genug, um zuzugreifen. Selbst wenn der CEO, was ich nicht glaube, dann immer noch Colin M. Angle heißen sollte!