ITM Power: Aktie fällt trotz starker Zahlen – die Erklärung

Die Aktie des britischen Wasserstoff-Spezialisten ITM Power (WKN: A0B57L) rutscht am Donnerstag nach den vorläufigen Jahresergebnissen für das am 30. April 2024 endende Geschäftsjahr deutlich ab. Nach einem herausfordernden Jahr zeigen die neuen Zahlen zwar eine positive Trendwende, der Ausblick ist jedoch nicht nach dem Geschmack der Anleger.

Dreifacher Umsatz und reduzierte Verluste

Die am Donnerstagmorgen vorgelegten Zahlen zeigen im Vorjahresvergleich eine überraschend starke Entwicklung.

Laut Unternehmensangaben konnte ITM Power seinen Umsatz auf 16,5 Mio. £ steigern, was einem mehr als dreifachen Anstieg im Vergleich zum Vorjahr entspricht und auch leicht über dem Analysten-Konsens (16,2 Mio. £) liegt.

Besonders erfreulich ist das Finanz-Update ergebnisseitig: Der Verlust vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) konnte demnach auf 30,4 Mio. £ gesenkt werden, weit besser als die ursprünglich erwarteten 45-50 Mio. £. Das Unternehmen schließt das Jahr mit einem Netto-Cash-Bestand von 230 Mio. £ ab, über den Erwartungen von 200-220 Mio. £.

ITM Power hat nach eigenen Aussagen sein 12-Monats-Programm erfolgreich abgeschlossen, das unter anderem eine Straffung des Produktportfolios, Kostensenkungen und Prozessverbesserungen beinhaltete. CEO Dennis Schulz betonte, dass die neue Fokussierung auf Qualität und Effizienz zu diesen positiven Ergebnissen geführt hat.

Starke operative Fortschritte

Neben der finanziellen Verbesserung berichtet ITM Power auch von "bedeutenden operativen Erfolgen". So wurde im Juni 2024 die 24MW-Anlage von Yara eingeweiht, die nun der größte PEM-Elektrolyseur Europas ist. Zusätzlich hat das Unternehmen im August 2024 einen Vertrag mit Shell für das REFHYNE II-Projekt unterzeichnet, das eine Kapazität von 100MW umfasst.

ITM Power hat zudem neue Produkte wie das 20MW POSEIDON-Modul und den 5MW NEPTUNE V Plug & Play Elektrolyseur auf den Markt gebracht, die Firmenangaben nach beide bei den Kunden gut ankamen.

Ernüchternder Ausblick für 2025

Trotz der starken Zahlen für 2024 sorgt der neue Ausblick für das Geschäftsjahr 2025 für Enttäuschung. ITM Power prognostiziert einen Umsatz von 18-22 Mio. £ und einen EBITDA-Verlust von 35-40 Mio. £. Diese Zahlen sind deutlich schlechter als die bisherigen Erwartungen. Der Konsens hatte für 2025 mit einem Umsatz von 38,76 Mio. £ und einem EBITDA von 33,33 Mio. £ gerechnet.

Dieser enttäuschende Ausblick hat dazu geführt, dass die Aktie am Morgen unter Druck geraten ist. In der Spitze ging es am Donnerstagmorgen an der London Stock Exchange um fast -8% abwärts. Der ITM-Titel hat sich jedoch schnell wieder gefangen und notiert zurzeit mit einem Tagesminus von 1,2% bei 57,45 GBX.

Anleger hatten auf eine stärkere Erholung und ein dynamischeres Wachstum gehofft. Stattdessen müssen sie sich nun auf ein weiteres Jahr mit hohen Verlusten und geringerem Umsatzwachstum einstellen.

Bewertung und Fazit: Hohe Risiken für Anleger

Die letzten Monate haben gezeigt, dass ITM Power in der Lage ist, operative Herausforderungen zu meistern und seine Finanzen zu stabilisieren. Die positive Entwicklung in 2024 und die erfolgreichen neuen Produkte sind ermutigend. Dennoch enttäuscht der Ausblick für 2025 erheblich und fällt deutlich hinter den Erwartungen zurück.

Für Anleger bedeutet dies, dass ITM Power, ähnlich wie viele andere Wasserstoff-Unternehmen, noch lange nicht über dem Berg ist und an der Börse ein spekulatives Investment bleibt. Das Risiko von Kursverlusten und weiteren Verwässerungen ist unverhältnismäßig hoch. Eine Kaufempfehlung kann daher zum jetzigen Zeitpunkt nicht ausgesprochen werden.

Am sinnvollsten ist es abzuwarten, wie sich die Branche in den nächsten zwei bis drei Jahren entwickelt, um dann mit einem besseren Chance-Risiko-Verhältnis auf das richtige Pferd setzen zu können.