Just Eat +12%: Dauerhaft zurück in der Gewinnzone?

28.09.22

Just Eat (WKN:A2ASAC) hat am Dienstag seine Anleger entzückt, weil das Unternehmen nun schneller als bislang erwartet operativ Gewinne machen will. Die Aktie schoss um knapp +12% in die Höhe. Tags darauf liegt der Titel mit einem leichten Minus von -0,76% bei 15,90 €. Wie sind die Aussichten, dass der Essenslieferant nun wieder dauerhaft schwarze Zahlen schreibt?

Just Eat Takeaway mit Sitz in Amsterdam ist ein Essenlieferdienst, über dessen Onlineportale Kunden Mahlzeiten von Partner-Restaurants bestellen können. Das Unternehmen ist unter verschiedenen Namen international aktiv, in Deutschland und Österreich unter der Marke Lieferando, in der Schweiz als Just Eat. An der Börse hat die Plattform derzeit einen Wert von 3,4 Milliarden €.

Just Eat will schneller in die Gewinnzone – Aktie legt zweistellig zu

Die Aktie von Just Eat hat am Dienstag eine kräftigen Kurssprung hingelegt um +11,73% auf 16,02 €. Hintergrund: Europas größter Essensbesteller- und Lieferant hat zuvor erklärt, dass er bereits in der zweiten Jahreshälfte einen bereinigten Gewinn erwirtschaften wird, früher als bislang prognostiziert.

Demnach erwartet das Unternehmen, in den sechs Monaten ein positives Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) zu erzielen, nachdem im Vorjahreszeitraum ein Verlust von -134 Millionen € entstanden ist.

Bislang hatte der Vorstand um Konzernchef Jitse Groen angegeben, im laufenden Jahr gemessen am Bruttotransaktionswert eine operative Marge von -0,5 bis -0,7% erzielen zu wollen. Die positivere Entwicklung sei auf „weitere Profitabilitätssteigerungen“ zurückzuführen, hieß es.

Wachstum soll sich abschwächen

Die Lieferando-Mutter gab jedoch auch bekannt, dass sie infolge der aktuellen Konsumflaute mit einem schwächeren Wachstum rechnet. Der diesjährige Bruttotransaktionswert dürfte den Angaben zufolge gegenüber 2021 nur noch im unteren einstelligen Prozentbereich zulegen.

Zuvor hatte das Management sich noch ein Ziel im mittleren einstelligen Bereich gesetzt. Mit der Kennzahl misst der Gastro-Dienstleister jenen Betrag, den Kunden für alle zusammengerechneten Bestellungen bezahlen.

Rote Zahlen seit Grubhub-Deal

Unter den Online-Lieferdiensten gilt der operative Gewinn als wichtige Kennziffer, denn in dem verlustträchtigen Geschäft schafft es derzeit nur der Kochboxen-Lieferant Hellofresh, konstant schwarze Gewinnzahlen zu schreiben.

Einige Jahre lang konnte auch Just Eat ein positives Betriebsergebnis vorweisen. 2021 rutschte der Konzern aufgrund des milliardenschweren Zukaufs des US-Lieferdienstes Grubhub operativ jedoch in die roten Zahlen.

Wachstumsschub mit Amazon-Partnerschaft?

Die hohen Investitionen könnten sich jedoch bald bereits auszahlen. So hat zuletzt kein Geringerer als der Online-Gigant Amazon den Erwerb einer 2%-Beteiligung an Grubhub bekanntgegeben – mit der Option, diese auf insgesamt 15% zu erhöhen. Darüber hinaus bietet der E-Commerce-Riese seinen Prime-Mitgliedern in den USA ein kostenloses 1-Jahres-Abonnement für Grubhub mit Gratis-Lieferung bei einem Mindestbestellwert von 12 US$.

Dieses Wachstumspotenzial für Just Eat ist jedoch in Gefahr. So hatte CEO Groen bereits im April erwähnt, dass er einen vollständigen oder teilweisen Verkauf von Grubhub in Erwägung zieht, „nachdem er von Investoren unter Druck gesetzt wurde, strategische Angebote zu prüfen“ und „sein Geschäft auf Europa neu auszurichten“.

Einige Branchenexperten hatten zudem zuletzt angedeutet, dass Grubhub weniger wert ist als die 7,3 Milliarden US$, die Groen für den Zukauf auf den Tisch gelegt hatte.

Aus meiner Sicht wäre es für Just Eat bedauerlich, wenn sich das Management für den Verkauf der Grubhub-Beteilungen entscheidet. Denn durch die Amazon-Partnerschaft sehe ich für die US-Tochter, die im Vorjahr bei Just Eat für einen Umsatzanteil von 18% verantwortlich war, in puncto Nutzer, Transaktionsvolumen und Marktanteilswachstum große Chancen.

Günstige Chance für Value-Investoren?

Trotz es jüngsten Kurssprungs ist die Just-Eat-Aktie in den vergangenen 12 Monaten im Zuge des allgemeinen Marktabschwungs um mehr als drei Viertel abgestürzt. Das ist jedoch nicht unbedingt eine schlechte Nachricht.

Auf Basis des Konsens von 19 Analysten liegt das Kurs-Umsatz-Verhältnis für das laufende Jahr bei 0,6. Das deutet ebenso wie die Kursziele der Marktexperten, die im Durchschnitt 125% Upside bescheinigen, auf eine deutliche Unterbewertung.

Value-Investoren eröffnet das die Chance, einen günstigen Einstieg in ein Unternehmen zu suchen, dass dank Amazon möglicherweise vor einem nachhaltigen Wachstumsschub steht.

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