Kellogg, Nestlé und Co. – darum wird Beyond Meat scheitern!
Wer mich kennt, dürfte wissen, dass ich ein großer Freund des Neuen Marktes war und dessen Einstellung bedauere. Zum Glück gibt es aber die NASDAQ in den USA noch. Es versteht sich von selbst, dass ich auch hier ein großer Freund bin. Das kann aber trotzdem nicht darüber hinweg täuschen, dass manche Bewertungen an der NASDAQ inzwischen jenseits von gut und böse sind. Womit ich bei der Aktie von Beyond Meat (WKN: A2N7XQ) angekommen bin.
Zunächst einmal: Ich persönlich halte die aktuelle Panik um den Klimawandel für übertrieben. Solche vorübergehenden Modeerscheinungen gab es jedoch schon immer. So sollte in den 1980er Jahren noch der Wald sterben und in den 1990er Jahren befürchtete man eine bevorstehende neue Eiszeit. Zu all dem ist es nicht gekommen und wird es wohl auch nicht. Obwohl ich das Thema Klimawandel daher für eine typische Modeerscheinung halte, bin ich ein großer Anhänger von Nachhaltigkeit und Umweltschutz.
Unsere heutige Wirtschaft jedoch ist, besonders was die Massentierhaltung betrifft, alles andere als nachhaltig. Vielmehr kommt es durch Dinge wie den Einsatz von Antibiotika in der Tierzucht schon heute zu großen Probleme wie bspw. die Immunität vieler Menschen gegen solche Antibiotika. Insofern kann ich das Geschäftsmodell von Beyond Meat sowie die Begeisterung vieler Investoren für das Unternehmen durchaus nachvollziehen. Wobei hier meines Erachtens auch einige Dinge in der Euphorie übersehen werden.
Lebensmitteltechniker designen "Fleisch aus Pflanzen"
Es beginnt schon damit, dass man sich die Frage stellen kann, warum Vegetarier bzw. Veganer überhaupt von Lebensmitteltechnikern designtes "Fleisch" brauchen. Denn wer sich für den Verzicht auf Fleisch entschieden hat, sollte eben einfach darauf verzichten. Zumal das ständige Essen von "Fleisch aus Pflanzen" am Ende sicherlich auch zu einer sehr einseitigen Ernährung führen kann. Kein Geringerer als Steve Jobs führte seine Krankheit, der er letztlich erlag, auf eine früher zu einseitige Ernährung (als Frutarier) zurück.
Würde die Menschheit zudem großflächig auf solchen Fleischersatz umschwenken, würde dies zudem wohl wieder zu gewissen Monokulturen führen. So benötigt Beyond Meat beispielsweise das Protein (Eiweiß) aus Erbsen, um seinen berühmten Burger zu designen. Man konnte sich erst vor wenigen Wochen in der Sendung "Stern TV" ansehen, wie Chemiker (Lebensmitteltechniker) die angeblich so gesunden Burger quasi in Reagenzgläsern kreieren – und appetitlich sieht doch anders aus!
Fundamentale Bewertung von Beyond Meat ist exorbitant hoch
Doch lassen wir all diese Kritik einfach mal außen vor und schauen uns das Unternehmen Beyond Meat mal völlig unvoreingenommen an. Dann muss man zunächst einmal neidlos anerkennen, dass es den Amerikanern bisher wohl am besten gelungen ist möglichst fleischähnliche Produkte (neben Burgern gibt es inzwischen ja weitere Produkte wie Bratwürstchen) herzustellen. Darüber hinaus hat man damit wohl auch den richtigen Zeitpunkt getroffen, da aktuell eben das Thema Klimawandel und Klimaschutz "in" ist und die Massentierhaltung deshalb in der Kritik steht.
Allerdings stelle ich mir trotzdem die Frage, ob man die Aktie des Unternehmens dann wirklich mit einer Market Cap. von sage und schreibe knapp 10,5 Mrd. US-Dollar belegen sollte. Zumal demgegenüber zuletzt nur ein Jahresumsatz von knapp 88 Mio. US-Dollar in den Büchern stand, wenngleich dieser im laufenden Geschäftsjahr 2019 auf über 210 Mio. US-Dollar wachsen soll. Selbst wenn ich hier mit 225 Mio. US-Dollar kalkulieren würde, was über den Prognosen von Analysten und Unternehmen selbst läge, käme ich hier auf ein absurdes KUV 2019e von ca. 46.
Anleger spielen zurzeit die beste aller Welten durch...
Okay, alleine von 2016 bis 2018 gelang es Beyond Meat den Jahresumsatz von knapp 16,2 Mio. auf zuletzt knapp 88 Mio. US-Dollar mehr als zu verfünffachen. Käme man 2019e auf einen Jahresumsatz von 210 Mio. US-Dollar, entspräche dies einem durchschnittlichen jährlichen Umsatzwachstum seit 2016 von ca. +135%. Ferner operiert die Gesellschaft schon heute nahe am Break-Even, spätestens 2021e dürfte dieser erreicht sein. Nur muss man eben auch mal sehen, dass das Wachstum zuletzt auch deshalb so hoch war, weil die Ausgangsbasis noch klein war.
So ist es natürlich viel einfacher seinen Jahresumsatz innerhalb von drei Jahren von 16,2 Mio. auf rund 210 Mio. US-Dollar zu verdreizehnfachen als ihn von 210 Mio. US-Dollar auf ca. 2,73 Mrd. US-Dollar ebenfalls zu verdreizehnfachen. Mit anderen Worten: Die Umsatzwachstumsraten von ca. +135% p.a. werden sich bald deutlich abschwächen, was den ein oder anderen Anleger enttäuschen könnte. Darüber hinaus muss man dann auch noch sehen wie sich der Gewinn in Relation zum Umsatz entwickeln wird.
Massiver Konkurrenzdruck zu befürchten
Womit ich beim größten Problem angekommen bin. Denn natürlich haben etliche andere Unternehmen den Markt für Fleischersatz schon für sich entdeckt. Dazu zählen sowohl kleinere, regionale Firmen (in privater Hand) wie die "Rügenwalder Mühle" als aber auch der ein oder andere international tätige und selbst börsennotierte Großkonzern. Ich nenne als Beispiele hierfür nur mal die Unternehmen Kellogg Co. und Nestlé.
So beliefert Nestlé bspw. schon die Fastfood-Kette McDonald's mit ihrem vegetarischen Burger (Big Vegan TS) – und nicht etwa Beyond Meat. So gehört bspw. das US-Unternehmen Morningstar Farms durch die Übernahme von Worthington Foods im Jahr 1999 zu Kellogg. Dies ist ein großer Vorteil gegenüber der eigenständigen Beyond Meat, denn natürlich kann und darf die Tochtergesellschaft Morningstar Farms auf die Ressourcen des Großkonzerns zurückgreifen.
Über kurz oder lang wird daher der Markt für "Fleisch aus Pflanzen", der aktuell noch ein Wachstumsmarkt ist, unter einigen wenigen Unternehmen aufgeteilt werden. Sicherlich zu den Gewinnern werden dabei Kellogg Co. und Nestlé zählen. Ob jedoch auch Beyond Meat dazu zählen wird, bleibt noch abzuwarten. Denn auch wenn man dort zurzeit auf einer Welle der Euphorie reiten kann, muss man letzten Endes doch gegen die ganz Großen der Branche bestehen.
Fazit: Beyond Meat ist ein langfristiger Short-Kandidat!
Vor diesem Hintergrund halte ich die eben thematisierte extrem hohe fundamentale Bewertung der Aktie für völlig überzogen. Hier preisen derzeit Anleger mit viel Phantasie einen Siegeszug des Marktes für "Fleisch aus Pflanzen" ebenso ein wie das Beyond Meat zu den großen Gewinnern zählt. Beides ist jedoch keineswegs sicher. So kann das Thema Klimawandel und damit verbundene Punkte wie die Massentierhaltung durchaus in einiger Zeit wieder aus dem Bewusstsein der Menschen verschwinden.
Aber selbst wenn nicht, muss sich Beyond Meat erst einmal gegen Großkonzerne wie Kellog Co. oder Nestlé durchsetzen. Das haben schon ganz andere, viel größere Konzerne versucht und sind am Ende gescheitert. Daher erachte ich die aktuelle Bewertung der Aktie für abstrus und würde den fundamental fairen Wert eher im Bereich von 30 bis 35 US-Dollar je Aktie (und damit einer Market Cap. im Bereich von rund zwei Milliarden US-Dollar ansetzen.
Gemäß keinem Geringeren als John Maynard Keynes können Märkte länger irrational bleiben als Anleger liquide. Daher halte ich es für schwierig die Aktie an dieser Stelle als Verkaufs- oder sogar Short-Kandidaten zu bezeichnen. Denn es ist nicht ausgeschlossen, dass die Phantasie der Anleger sie kurzfristig auch nochmal über 200 US-Dollar und mehr treibt. Auf längere Sicht jedoch erwarte ich hier jedoch ein Blutbad. Daher sollten investierte Anleger sehr vorsichtig sein!