Klöckner-Aktie: Ist das Schlimmste überstanden?
Die Aktie von Klöckner (WKN: KC0100) konnte von den gestrigen soliden Geschäftszahlen des zweiten Quartals nicht profitieren. Am Freitag beginnt sie den Börsenhandel schwach, aktuell steht sie bei bei 5,10 €. Damit beträgt der gesamte Kursrückgang seit Jahresanfang rund ein Viertel. Geht der Abverkauf weiter?
Schwache Stahlpreise belasten weiterhin
Die schwache Nachfrage nach Stahl und Stahlprodukten hielt auch im zweiten Quartal an. Hiervon ist der am 1. August veröffentlichte Halbjahresbericht geprägt. Im Quartalsvergleich sind die beiden ersten Quartale etwa gleichwertig ausgefallen.
Im Vergleich zu den Vorjahreswerten ist jedoch eine deutliche Verschlechterung entstanden und dies obwohl sich das Absatzvolumen um 8,1% erhöhte. Ursache für diese Entwicklung sind die weiter gesunkenen Preise für Stahlprodukte.
Der Umsatz in den ersten sechs Monaten reduzierte sich um 2,6% auf 3,5 Milliarden €. Die Ertragslage fiel im Zeitvergleich deutlich schlechter aus. Das operative EBIT vor Sondereffekten reduzierte sich von 130 auf 83 Millionen €. Dementsprechend fiel die EBIT-Marge von 3,7 auf 2,3%. Unterm Strich fiel ein Nettoverlust von 55 Millionen € an – ein Jahr zuvor wurde ein Gewinn von 4 Millionen € erzielt.
Trotz der hohen Rückgänge sind die Werte zu relativieren. Im Vorjahreszeitraum lagen die Preise für Stahlprodukte deutlich dem derzeitigen Niveau. Ein Quartalsvergleich ist da wesentlich sinnvoller, hier konnten die Ertragswerte gehalten werden. Das EBIT liegt innerhalb der kommunizierten Spanne von 30 bis 70 Millionen €. Insgesamt ist die Geschäftsentwicklung als zufriedenstellend zu bezeichnen.
Die Jahresprognose mit einem EBIT von 120 bis 180 Millionen € wurde bestätigt.
Guido Kerkhoff, Vorstandsvorsitzender der Klöckner & Co SE, kommentierte die Geschäftsentwicklung so:
Wir haben trotz eines herausfordernden Umfelds ein solides Ergebnis und weitere Fortschritte bei der Implementierung unserer Strategie erzielt.
Konzernumbau fortgesetzt
Das Unternehmen teilte letzten Jahres mit, dass ein Umbau hin zu hochwertigen Stahlprodukten erfolgen soll. Im Rahmen dessen, ist der Verkauf der Distributionstöchter im europäischen Raum erfolgt. Deren Produkte waren wenig profitabel und die Preise sehr volatil.
Zukünftig erfolgt eine Konzentration auf hochwertige Spezialprodukte. Dieser Konzernbereich wurde mit der Übernahme von Amerinox Processing in Nordamerika weiter ausgebaut. Bis der Konzernumbau sich ertragsmäßig auswirkt dürfte noch einige Zeit dauern.
Potenzial vorhanden
Der bisherige Kursverfall beruht hauptsächlich auf dem starken Preisverfall der Stahlprodukte. Im zweiten Halbjahr ist hier mit keiner Änderung zu rechnen. In dem jetzigen Kursniveau ist dieser Aspekt vollständig eingepreist.
Der Rückgang dürfte sich meiner Meinung nach deutlich verlangsamen und in eine Seitwärtsbewegung übergehen. Erst wenn sich die Ertragslage stabilisiert und die Preise wieder anziehen ist auch mit steigenden Kursen zu rechnen.
Der faire Kurs dürfte bei 6,50 € liegen, das entspricht einem Potenzial von rund einem Viertel. Mit einem schnellen Erreichen dieses Zielwertes ist vorerst jedoch nicht zu rechnen. Ein Investition sollte daher langfristig angelegt sein.
Diese Einschätzung teilt auch Warburg Research. Die DZ Bank mit 7,50 € sowie die Deutsche Bank mit 8 € sind da optimistischer. Deren Horizont dürfte längerfristig sein.
Ob die Dividende bei 0,20 € bleibt ist ungewiss. Dies würde aktuell einer Rendite von 3,9% entsprechen.
Mein Fazit: Wer hier investiert sollte einen längeren Anlagehorizont einplanen. Das Schlimmste dürfte überstanden sein.
ℹ️ Klöckner vorgestellt
- Die Klöckner & Co SE ist einer der größten produzentenunabhängigen Stahl- und Metalldistributeure im Gesamtmarkt Europa und Nordamerika. Das Hauptgeschäft der Gesellschaft liegt in der lagerhaltenden Distribution von Stahlprodukten und NE-Metallen (Nicht-Eisen-Metallen) sowie dem Betrieb von Stahl-Service-Centern.
- Neben dem Hauptsitz in Duisburg ist der Handelskonzern mit über 140 Standorten international vertreten. Die Schwerpunktmärkte sind Europa und Amerika. Eine Bereinigung ist vorgesehen.
- Die Aktie ist im SDAX gelistet und die Marktkapitalisierung beträgt aktuell 647 Millionen €.
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