Knaus Tabbert: Camping-Geschäft boomt weiter

10.02.22

Während die klassische Tourismusbranche der große Corona-Verlierer ist, boomt das Camping-Geschäft von Knaus Tabbert (WKN: A2YN50) trotz Lieferengpässen mehr denn je. Das zeigen die Jahreszahlen, die der Wohnwagenbauer heute vorgestellt hat. Auch die Aussichten für das oberbayrische Unternehmen sind blendend. Denn selbst ein Ende der Pandemie wird die Nachfrage nach Freizeitfahrzeugen nicht verringern können.

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Die Knaus Tabbert AG ist ein führender Wohnmobilhersteller mit Hauptsitz im niederbayerischen Jandelsbrunn. Das Unternehmen kam im Herbst 2020 in Deutschland an die Börse und hat derzeit eine Marktkapitalisierung von 566 Millionen €.

Umsatzplus trotz Lieferengpässen

Knaus Tabbert hat trotz Lieferengpässen ein weiteres Geschäftsjahr mit einem deutlichen Wachstum beendet. Das geht aus vorläufigen Zahlen hervor, die der Freizeitfahrzeugbauer am Donnerstag veröffentlicht hat. Demnach erzielte das Unternehmen einen konsolidierten Konzernumsatz von 863 Millionen € – gegenüber dem Vorjahr ein Plus von 8,6%. Damit hätten die Jandelsbrunner ihre eigene, zuletzt im November aktualisierte Umsatzprognose zwar leicht übertroffen; ursprünglich ist das Management jedoch von einem Fünftel an Wachstum ausgegangen.

Knaus Tabbert setzte dabei nicht vermehrt auf margenstärkere Marken und Modelle, wie es zuletzt die großen Autokonzerne aufgrund des Teilemangels getan haben. Im Gegenteil: Der Caravan-Hersteller musste im abgelaufenen Jahr seine Produktionskapazitäten von Wohnmobilen hin zu weniger umsatzstarken Wohnwagen verschieben. Der Grund: Dem Unternehmen wurden zuletzt zu wenige motorisierte Fahrgestelle geliefert. Die Absatzzahlen der Jandelsbrunner stiegen dennoch zweistellig auf über 27.000 Einheiten.

Konzernchef Wolfgang Speck kommentierte:

Unsere standortübergreifende flexible Produktionsplanung erlaubte es uns, auf die kurzfristige Nichtverfügbarkeit von diversen Materialien schnell zu reagieren und andere Aufträge vorzuziehen.

Dennoch hätten die Herausforderungen entlang der Lieferkette dem Unternehmen sowie seinen Zulieferern und Kunden viel abverlangt, sagt Speck. Die Auftragsbücher des Wohnmobil-Hersteller waren demnach zwar voll; aufgrund des Mangels an wesentlichen Teilen haperte es jedoch zunächst noch bei der Bedienung der Nachfrage. Im Verlauf des vierten Quartals sei es dem Wohnmobil-Hersteller jedoch gelungen, die Lieferrückstände sukzessive abzubauen.

Wie Knaus Tabbert am Mittwoch auf dem 7. Hamburger Investorentag berichtete, konnte der Fahrzeugbauer zu diesen Zweck seine Abhängigkeit vom Großkonzern Fiat deutlich verringern. So stünden Erstausrüster nun Schlange für eine Zusammenarbeit mit den Jandelsbrunnern. Die Lieferketten-Probleme seien somit besser auf mehreren Schultern verteilt, wodurch das Unternehmen für andauernde Material-Knappheiten im laufenden Jahr besser aufgestellt sein dürfte.

Der Auftragsbestand von Knaus Tabbert steht derzeit bei 1,3 Milliarden €. Das, so versichert das Unternehmen, reiche bereits problemlos für den geplanten Jahresumsatz 2022, den Analysten im Schnitt auf knapp eine Milliarde € schätzen. Damit käme der Caravan-Hersteller auf ein Wachstum von über 15%. Die Nettomarge der Jandelsbrunner bleibt demnach gleich um 4%. Am 30. März werden Anleger mehr dazu erfahren, wenn das Unternehmen seine Guidance für 2022 bekanntgibt.

Caravan-Boom ungebrochen

Derweil boomt das Camping-Geschäft ungebrochen. Auch im abgelaufenen Jahr erreichten die Neuzulassungen in Deutschland gemäß dem Caravaning-Industrie-Verband mit über 81.000 Wohnmobilen einen Rekord. Gegenüber dem Vorjahr ist das ein weiteres Plus von 4%.

Die Nachfrage nach Freizeitfahrzeugen dürfte dabei auch nach der Pandemie stark bleiben. So bringt einerseits der demografische Wandel weitere zahlungskräftige Kunden, die den Ruhestand genießen wollen. Andererseits sind Flugreisen bei jungen klimaaffinen Menschen mehr und mehr verpönt, weshalb auch sie vermehrt auf die vergleichsweise günstige Form des Reisens im Wohnmobil setzen.

Um dem hohen Kaufinteresse in Zukunft gerecht zu werden, investiert Knaus Tabbert 220 Millionen € in den Ausbau der Produktionskapazität. Bis 2025 soll so die Anzahl hergestellter Freizeitfahrzeuge verdoppelt werden.

Trotz Aufwärtspotenzials nicht günstig

Auch wenn die Knaus-Tabbert-Aktie derzeit bei 54,2 € notiert und damit leicht unter ihrem Ausgabepreis vom Herbst 2020, ist das Papier im Konkurrenzvergleich kein Schnäppchen. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis der Camping-Aktie ist mit einem Wert von 14 etwa doppelt so hoch wie das des Weltmarktführers Thor Industries.

Dennoch bietet der Titel ein hohes Aufwärtspotenzial. So empfehlen vier von fünf Analysten die Knaus-Tabbert-Aktie zum Kauf, ihr durchschnittliches Kursziel liegt 50% über der aktuellen Preis. Auch ich sehe derzeit keinen Haken bei dem Camping-Wert. Wenn überhaupt halte ich die Schätzungen der Markt-Experten noch für zu konservativ. Falls sich der weltweite Teilemangel früher als erwartet bessert, lässt das für das Papier des Wohnmobil-Herstellers sogar noch mehr Spielraum nach oben.

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