KWS Saat-Aktie: Kursziel 81 € – ist das realistisch?

Die Aktie des Saatgutzüchters KWS Saat (WKN: 707400) ist am Dienstag um -1,25% schwächer bei 55,40 € aus dem Xetra-Handel gegangen. Damit setzt sich der Abwärtstrend weiter fort, seit Jahresbeginn ist ein Rückgang von insgesamt -14% zu verzeichnen. Jefferies ruft ein Kursziel von 81 € aus, das würde noch ein Potenzial von fast +45% bedeuten – ist das gerechtfertigt?

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KWS Saat vorgestellt
Die im niedersächsischen Einbeck ansässige KWS Saatgut SE & Co. KGaA, kurz KWS, gehört zu den international führenden Saatgutanbietern. Die Geschäftsbereiche des Konzerns werden in die drei Segmente Mais, Zuckerrüben und Getreide geteilt. Neben dem Hauptsitz in Einbeck unterhält das Saatgutunternehmen Niederlassungen in mehr als 70 Ländern. Die Marktkapitalisierung liegt bei 1,82 Milliarden €.

Geschäftszahlen sehr stark

Für die ersten neun Monate hat das Unternehmen sehr starke Geschäftszahlen gemeldet, sowohl beim Umsatz als auch beim Ertrag. Der Umsatz verbesserte sich um ein Viertel gegenüber dem Vorjahreszeitraum auf 1,51 Milliarden €. Hierzu trugen alle Geschäftsbereiche sowie alle Märkte bei.

Die Ertragslage entwickelte sich überproportional. Das operative EBIT legte um 40% zu und beträgt 261,2 Millionen €. Ausschlaggebend dafür waren deutlich höhere Absatzpreise sowie die gestiegene Nachfrage. Nach Abzug von Steuern verbleibt ein Konzerngewinn von 178,2 Millionen €, daraus ergibt sich ein Ergebnis pro Aktie (EPS) von 5,40 €.

Insgesamt ist die Geschäftsentwicklung als sehr stark zu bezeichnen, diese Entwicklung dürfte sich auch im vierten Quartal fortsetzen.

Eva Kienle, Finanzvorstand von KWS, kommentiert so:

Durch das starke Umsatzwachstum können wir die Auswirkungen der aktuellen Kosteninflation gut kompensieren und weiterhin auf hohem Niveau in Forschung und Entwicklung investieren. Für das Schlussquartal gehen wir von einer anhaltend positiven Entwicklung aus und erhöhen daher unsere Jahresprognosen.

Ausblick wird optimistischer

Durch die bisherige Entwicklung wird das Unternehmen bei seiner Jahresplanung optimistischer und passt seine Prognose nach oben an.

Das Wachstum des Jahresumsatzes soll jetzt im oberen Bereich der Spanne von 13 bis 15% liegen. Für die operative EBIT-Marge wurde die Spanne um ein Prozent angehoben, sie soll jetzt zwischen 11 und 12% liegen.

Bewertung von Jefferies berechtigt?

Das Analysehaus Jefferies hat seinen Zielkurs nach der Bekanntgabe der Quartalszahlen von 79 auf 81 € angehoben. Als Begründung hierfür nannte man, dass sich jetzt die strategischen Investitionen in den lateinamerikanischen Zuckerrübenanbau auszahlten. Hier bestehe ein großes Potenzial.

Neben Jefferies sind auch die anderen Analysten optimistisch und stufen die KWS-Aktie mit „Buy“ ein, Warburg erwartet 78 € und die DZ Bank 76 €.

Erster Zielkurs bei 65 €

Ich bin ebenfalls positiv eingestellt und sehe weiteres Potenzial. Im Gegensatz zu den Analysten und insbesondere Jefferies halte ich deren Zielkurse kurz- und mittelfristig für zu hoch. Ein Kurs von 81 € entspräche einer Marktkapitalisierung von 2,67 Milliarden €. Langfristig sind diese Kurse allerdings gerechtfertigt.

Als Grund für die positive langfristige Einschätzung gehe ich davon aus, dass die Nachfrage nach Saatgut aufgrund der wachsenden Erdbevölkerung zunehmen wird. Ein Haupttreiber für widerstandsfähigeres Saatgut ist der rapide fortschreitende Klimawechsel. Um die Nahrungsversorgung langfristig zu sichern, sind neue Züchtungen erforderlich. Die Früchte und Pflanzen müssen die Klimaerwärmung sowie die zunehmende Dürre vertragen. KWS investiert hohe Millionenbeträge in neue Saatgutinnovationen.

Mittelfristig sehe ich einen ersten Zielkurs bei 65 €, das entspräche einer Marktbewertung von 2,15 Milliarden €. Dieser Zielwert bietet ein Aufwärtspotenzial von rund +15 %. Bei meiner Einschätzung fließt auch der geringe Anteil des Streubesitzes ein, dieser beträgt knapp 26%. Seitens der Großaktionäre ist mit keinem Zukauf, aber auch mit keinem Verkauf zu rechnen, das Umsatzvolumen an den Börsen ist eher gering.

Zudem bietet die derzeitige Dividendenrendite von knapp 1,5% keinen hohen Kaufanreiz. Die Großaktionäre lassen den überwiegenden Gewinnanteil im Unternehmen, langfristig ist dies vorteilhaft.

Mein Fazit: Ich halte die Bewertung von Jefferies mittelfristig für zu hoch, bin aber positiv eingestellt.

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