KWS Saat: Klein, aber fein – und aktuell besser als Bayer!

KWS Saat (WKN: 707400) könnte man als kleine deutsche Monsanto bezeichnen. Denn ähnlich wie der von Bayer übernommene US-Konzern, setzt auch KWS Saat – zumindest zum Teil – auf genverändertes Saatgut. Anders als bei Monsanto kam es bei KWS Saat jedoch bis dato noch nicht zu Protesten von Menschenrechtlern und/oder Umweltschützern. Was genau macht KWS Saat daher besser als Monsanto? Und hätte Bayer nicht besser das kleine Familienunternehmen aus dem niedersächsischen Einbeck gekauft?

Um es vorweg zu nehmen: Jein. Sicherlich hätte Bayer auch KWS Saat kaufen können. Damit wäre man aber bei weitem nicht zum Weltmarktführer im Bereich Crop Science avanciert. Denn mit einem Jahresumsatz von zuletzt 1,1 Mrd. Euro bei einem Börsenwert von gut zwei Milliarden Euro ist KWS Saat dafür schlicht und einfach zu klein und unbedeutend. Dies bietet der Gesellschaft jedoch auch gewisse Vorteile. Denn so kann KWS Saat in seiner Marktnische florieren. Dies tut man auch, wie man erst heute wieder gesehen hat.

Denn in einer Pflichtmitteilung hat das Unternehmen heute früh bekanntgegeben, dass man das ebenfalls familiengeführte Unternehmen Pop Vriend Seeds mit Hauptsitz in Andijk (Niederlande) übernimmt. Der Kaufpreis lag dabei bei ca. 20% der aktuellen Marktkapitalisierung von KWS Saat, also um 400 Mio. Euro. Ein durchaus stolzer Preis für den Spezialisten für Gemüsesaatgut (Bohnen, Mangold, Rote Beete und Spinat), der zwar ein starkes und profitables Wachstum vorweisen kann, zuletzt aber "nur" einen Jahresumsatz von rund 75 Mio. Euro erzielte.

Akquisition zwar recht teuer, aber sinnvoll

Allerdings muss man auch konstatieren, dass es in diesem Markt nicht so viele potenzielle Übernahmekandidaten gibt. Zumindest dann nicht, wenn man nicht gerade zu den Großkonzernen wie eben Bayer und Monsanto gehört. Insofern geht die Bewertung von Pop Vriend Seeds mit einem KUV von knapp fünf noch gerade so in Ordnung. Zumal KWS Saat selbst ja immer noch rund fünf Mal so groß ist, so dass man sich – anders wie Bayer bei Monsanto – mit dieser Übernahme nicht überheben wird.

Wichtig wird aber sein, dass KWS Saat es auch tatsächlich schafft die in Aussicht gestellten Synergie-Effekte zu realisieren. Denn nur dann kann Pop Vriend Seeds letzten Endes auch tatsächlich das Umsatz- und Ergebniswachstum von KWS Saat stärken und damit zur Erreichung der strategischen Unternehmensziele beitragen. Sonst könnte Pop Vriend Seeds am Ende doch noch zu einem Millionengrab werden, so wie Monsanto für Bayer ja bisher ein Milliardengrab ist.

Ein Mitarbeiter von KWS Saat prüft eine Pflanze...

Aktualisierte Umsatz- und Gewinnschätzungen für 2019e und 2020e

Bisher erwartete der Vorstand von KWS Saat für 2019e, aufgrund eines besser laufenden Geschäfts mit Maissaatgut, einen leichten Umsatzanstieg bei einer EBIT-Marge zwischen 10-12%. Diese Prognose war dabei besser als sie auf den ersten Blick wirkt. Denn sie beinhaltete einen Anstieg der Kosten für Forschung und Entwicklung sowie den Ausbau des Vertriebnetzes in Höhe von +19%. Auf Basis dieser Prognosen des Managements lagen die Konsensschätzungen der Analysten zuletzt bei einem Jahresumsatz von ca. 1,085 Mrd. Euro bei einem EBIT von knapp 120 Mio. Euro.

Dank des Zukaufs kann man nun für 2019e wohl mit einem Jahresumsatz von ca. 1,22 Mrd. Euro sowie einem EBIT von ca. 140 Mio. Euro kalkulieren. Im folgenden Geschäftsjahr 2020e sollte KWS Saat dann beim Jahresumsatz die Marke von 1,3 Mrd. Euro deutlich überbieten können. Daher kalkuliere ich für 2020e mit einem Jahresumsatz von 1,37 Mrd. Euro sowie einem EBIT von knapp unter 170 Mio. Euro.

Fazit: KWS Saat bei Rücksetzern kaufenswert!

Aktuell weist KWS Saat, wie eingangs geschrieben, einen Börsenwert von ca. 2,04 Mrd. Euro auf. Demgegenüber steht wohl in 2019e ein Jahresumsatz von knapp 1,22 Mrd. Euro sowie in 2020e von 1,37 Mrd. Euro. Somit liegt das KUV 2019e bei ca. 1,68 und würde bei einem unveränderten Aktienkurs für 2020e auf ca. 1,49 sinken. Beim KGV sieht es ähnlich aus. Hier errechnet sich auf Basis meiner aktualisierten Umsatz- und Gewinnerwartungen ein KGV 2019e von ca. 21 sowie ein KGV 2020e von unter 18.

Eine solche Bewertung erachte ich, angesichts eines – wenngleich durch die heutige Übernahme angefeuerten – durchschnittlichen jährlichen Umsatzwachstums von ca. +12,4% bei einem überproportionalen durchschnittlichen jährlichen Gewinnwachstum von ca. +18,5% für das untere Ende des vertretbaren. Mit anderen Worten: Die Aktie ist aktuell kein Megaschnäppchen, jedoch definitiv auch nicht zu teuer.

Vor diesem Hintergrund würde ich den Titel bei Rücksetzern, konkret also zu Kursen deutlich unterhalb von 60,00 Euro, kaufen. Sollte das Unternehmen dann die Umsatz- und Gewinnerwartungen erfüllen, entwickelt sich die Aktie im Laufe der Zeit nämlich dann zu einem solchen Schnäppchen. Das Kursziel auf Sicht von 12-18 Monaten jedenfalls sehe ich bei bis zu 75,00 Euro. Man wird als Anleger aber ein wenig Zeit mitbringen müssen!

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