Leoni-Aktie crasht -7%: Das steckt dahinter
Der wiederbelebte Autozulieferer Leoni (WKN: 540888) hat am Sonntag ad hoc mitgeteilt, dass er sich möglicherweise 50 Millionen € auf dem Kapitalmarkt beschaffen will. Nach einer eindrucksvolle Trendwende machen Lieferengpässe, steigende Energiepreise und der Ukraine-Krieg dem Kabel-Hersteller erneut zu schaffen. Die Aktie des Unternehmens ist am Vormittag um -7% auf 7,27 € eingebrochen. Lohnt sich hier ein Investment noch?
Die Leoni AG mit Sitz in Nürnberg fertigt Drähte, Kabel und Bordnetz-Systeme für die Automobilindustrie. Nach vielen Jahren mit hohen Verlusten und negativen Cashflows sowie einem Konzernumbau schrieb der Zulieferer im ersten Quartal 2021 erstmals wieder schwarze Zahlen. Das Unternehmen hat derzeit einen Börsenwert von 260 Millionen €.
Mögliche Kapitalmaßnahme über 50 Millionen € geplant
Leoni sucht derzeit gemeinsam mit seinen Gläubigern nach Wegen, um bestehende Kreditlinien über das laufende Jahr hinaus zu verlängern oder anzupassen. Das teilte das Unternehmen am Sonntag ad hoc mit. Ein Element des Refinanzierungskonzepts könnte den Angaben nach auch eine Eigenkapitalmaßnahme sein. Der Zulieferer prüft demnach die Ausgabe von Aktien oder einer Wandelschuldverschreibung, um einen Erlös von rund 50 Millionen € zu erzielen.
Die Nürnberger befinden sich in „konstruktiven, fortgeschrittenen Gesprächen“, heißt es, fest vereinbart sei jedoch noch nichts. So stünden Umfang und Ausgestaltung der möglichen Eigenkapitalkomponente noch nicht fest. Es sei zudem auch denkbar, dass letztlich darauf verzichtet wird.
Leoni-Anleger reagierten im frühen Montagshandel angesichts einer möglichen Verwässerung ihrer Firmenanteile mit Verkäufen: Die Aktie sackte am Vormittag um fast -7% auf 7,36 € ab.
Eindrucksvolle Trendwende im Jahr 2021
Der schon häufig totgesagte Kabel- und Bordnetz-Produzent hat in den vergangenen zwei Jahren Corona und weltweiten Lieferkettenproblemen zum Trotz einen bemerkenswerten Turnaround geschafft. Das haben die Jahreszahlen für 2021 gezeigt, die das Unternehmen Ende März vorgelegt hatte.
So stieg 2021 der Konzernumsatz gegenüber dem Vorjahr um fast ein Viertel auf 5,1 Milliarden €. Getrieben war die positive Entwicklung in erster Linie von einer starken Nachfrageerholung im ersten Halbjahr, die in der zweiten Jahreshälfte jedoch durch die Chipkrise in der Automobilindustrie wieder ausgebremst wurde.
Auf Stufe EBIT (vor Sondereffekten) hat Leoni einen Vorjahresverlust von 59 Millionen € im Vorjahr in einen Gewinn von 172 Millionen € gedreht. Das starke Umsatzwachstum und positive Effekte aus dem Restrukturierungsprogramm VALUE 21 waren für die Ergebnisverbesserung verantwortlich. Der Wert lag damit deutlich über der Prognose von Juli 2021.
Auch der freie Cashflow verbesserte sich im Vorjahresvergleich von -74 auf -12 Millionen €. Der letzte Ausblick des Vorstands hatte noch eine „deutliche Verschlechterung gegenüber 2020“ vorhergesagt. Das Nettoergebnis des Kabel-Produzenten verbesserte sich ebenfalls von -330 auf -48 Millionen €.
Neue Belastungen durch schwieriges Makro-Umfeld
Die anhaltenden Lieferengpässe, der steile Anstieg der Energiekosten und der Ukraine-Krieg machen dem Unternehmen jedoch erneut zu schaffen. So haben die zwei ukrainischen Werke des Autozulieferers mit 7.000 Mitarbeitern nach Beginn der Kampfhandlungen zeitweise stillgestanden, berichtete Vorstandschef Aldo Kamper. Unter erheblichen Erschwernissen sei zunächst ein Ein-Schicht-Betrieb und später ein Zwei-Schicht-Betrieb wieder angelaufen.
Den Umsatz für 2022 der beiden Ukraine-Werke hatte Leoni ursprünglich auf 300 Millionen € geschätzt. Hinzu kämen rund 100 Millionen € aus dem Russland-Geschäft. Aufgrund der kriegsbedingten Einschränkungen musste Leoni jedoch diese Pläne aufgeben und seine Prognose für das laufende Jahr zurückziehen.
Zunächst plante der Vorstand mit einem Umsatz leicht über 5 Milliarden €, einem EBIT im mittleren zweitstelligen Millionenbereich und einem freien Cashflow im niedrigen positiven dreistelligen Millionenbereich. Nun geht das Management dem Jahresbericht nach von niedrigeren Umsätzen und einem schlechteren Ergebnis als ursprünglich geplant aus. Auf genaue Zahlen wollte sich das Unternehmen wegen des volatilen Umfeldes jedoch nicht festlegen.
Rückkehr in die Gewinnzone wahrscheinlich
Leoni hat in letzter Zeit an allen Ecken und Enden gespart, verkauft und umstrukturiert, um wieder Nettoüberschüsse zu erzielen. Das haben die Nürnberger 2021 zwar verpasst; im laufenden Jahr dürfte die Rückkehr in die Gewinnzone jedoch trotz der zurückgenommenen Prognose so gut wie sicher sein.
Es wäre nicht das erste Mal, dass der Vorstand strategisch tiefstapelt, um im Jahresverlauf mit positiven Überraschungen Impulse setzen zu können. Analysten hatten vor einigen Monaten im Schnitt noch mit einem Jahresgewinn von deutlich über 100 Millionen € gerechnet. Aufgrund der neuen Belastungen für den Auto-Zulieferer sind die Konsensschätzungen zuletzt auf knapp 25 Millionen € zusammengeschrumpft.
Auf der Basis dieses Ausblicks ergibt sich für die Leoni-Aktie derzeit ein KGV von 10,6 – nicht unbedingt ein Schnäppchen. Wenn sich das belastende Makro-Umfeld wieder stabilisiert, stehen in den kommenden beiden Jahren jedoch wieder Überschüsse im dreistelligen Millionenbereich in Aussicht.
Bei dem wiederbelebten Zulieferer sollten Anleger aus unserer Sicht die vorübergehenden Turbulenzen und eine mögliche Kapitalmaßnahme zunächst ausharren.
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