Leoni: Stürzt die Aktie jetzt ins Bodenlose?
Der Autozulieferer Leoni (WKN: 540888) hat viel versucht und kommt nun doch nicht um einen massiven Kapitalschnitt herum. Nach dem -44%-Absturz am Freitag fallen die Aktien am Montag erneut zweistellig – unter die 3-€-Marke. Wann ist der Boden für den Small-Cap-Titel erreicht? Und könnte sich ein Trade jetzt lohnen?
Die Leoni AG mit Sitz in Nürnberg fertigt Drähte, Kabel und Bordnetz-Systeme für die Automobilindustrie. Nach vielen Jahren mit hohen Verlusten und negativen Cashflows sowie einem Konzernumbau schrieb der Zulieferer im ersten Quartal 2021 erstmals wieder schwarze Zahlen. Seit Anfang 2022 hat das Unternehmen aufgrund der schwierigen Makro-Lage wirtschaftlich jedoch wieder zu kämpfen.
Im vergangenen Sommer schien es noch so, als hätte das Unternehmen seine Finanzierung vorerst gesichert. So hatte sich das Leoni-Management mit seinen Kreditbanken auf einen Refinanzierungsplan geeinigt, um die bestehenden Schulden bis Ende 2025 zu verlängern. Teil der Abmachung war, Nettoerlöse aus dem Verkauf der Automobilkabel-Sparte für den Schuldenabbau zu verwenden.
Nachdem die Veräußerung, die rund 400 Millionen € in die Kasse gespült hätte, im Dezember gescheitert war, ist der Lösungsspielraum jedoch deutlich enger geworden. Die Nettofinanzschulden belaufen sich Firmenangaben nach auf 1,5 Milliarden €, wobei ein Großteil davon zum Jahresende fällig wäre.
Massiver Kapitalschnitt geplant, Aktie stürzt ab
Am Freitag platzte bei Leoni schließlich die Bombe: Der Zulieferer will für frisches Geld den Kapitalmarkt anzapfen. Die laufenden Verhandlungen ließen erwarten, dass es sonst „keine Lösung geben wird“, teilte das Unternehmen mit. Nicht nur Anteilseigner müssen sich demnach nun auf eine empfindliche Verwässerung einstellen. Auch die Banken sollen auf einen Teil der zum Jahresende fälligen Forderungen verzichten.
Der Aktienkurs der Nürnberger brach in der Folge dramatisch ein: Letztlich ging der Titel am Freitag mit einem Abschlag von fast -44% bei 3,39 € aus dem Handel. Damit ist die Marktkapitalisierung von Leoni auf etwas mehr als 100 Millionen € geschrumpft. Zum Vergleich: Zum Zeitpunkt des Rekordhochs Anfang 2018 bei über 66 € je Aktie war der Zulieferer an der Börse über 2 Milliarden € wert.
Vor wenigen Tagen erst hatte Leoni-Vorstandchef Aldo Kamper bekanntgegeben, im März seinen Hut zu nehmen. Den Retter in der Not soll einmal mehr Restrukturierungsexperte Hans-Joachim Ziems spielen, den der Aufsichtsrat kurz zuvor wieder in den Vorstand berufen hat. In den Jahren 2020/21 hat Ziems dem Unternehmen schon einmal in einer schwierigen Situation aus der Patsche geholfen.
SD-Redaktion sah das Übel kommen
An allen Ecken hat Leoni versucht zu sparen, zu verkaufen, zu verhandeln und umzustrukturieren. Genützt hat es jedoch nur bedingt. Am Ende muss der Zulieferer nun doch am Kapitalmarkt aktiv werden, sodass bestehende Aktionäre und Kreditgeber die Rechnung zahlen.
Es waren schwere Rückschläge, die Leoni im vergangenen Jahr wegstecken musste: etwa die vorübergehende Schließung zweier Ukraine-Werke. Nachdem die neuen gesamtwirtschaftlichen und politischen Belastungen aufgetaucht sind, haben wir Anlegern prompt geraten, die „Turbulenzen und eine mögliche Kapitalmaßnahme zunächst auszuharren“.
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