LPKF: Wie steht es um die langfristigen Ziele?
Es war ein schwieriges Jahr 2021 für LPKF Laser & Electronics (WKN: 645000). Probleme bei der globalen Logistik und bei Kundenprojekten machten dem Unternehmen zu schaffen. Daraus resultierten schwache Q3-Ergebnisse und eine Gewinnwarnung, die den Kurs der SDAX-Aktie auf Talfahrt schickten. Kurz vor Weihnachten fing sich das Bild jedoch an aufzuheitern. Sind die langfristigen Ziele der High-Tech-Schmiede noch intakt?
Seit 1976 fertigt LPKF Lasersysteme für die industrielle Produktion. Die Hannoveraner sind inzwischen für besonders kleine und präzise Bauteile bekannt, die etwa bei der Herstellung von Solarmodulen, Mikrochips, Leiterplatten oder Automobilteilen zum Einsatz kommen.
Als im August 2020 das insolvente Wirecard aus den TecDAX geflogen ist, hat der Laser-Spezialist den freien Platz ergattert. Spätestens seitdem haben viele Anleger den Titel auf dem Radar. Dem Unternehmen wurde damals schon von einigen Analysten ein 70-prozeniges Kurspotenzial zugesprochen.
Schwieriges Geschäftsjahr 2021
Die Folgequartale liefen für den High-Tech-Hersteller jedoch überhaupt nicht wie geplant. Das Unternehmen konnte einen erheblichen Teil der bestellten Systeme (Warenwert: rund 17 Millionen €) nicht planmäßig bis Jahresende ausliefern. Der Grund für die Rückstände: Wichtige Kundenprojekte, insbesondere in China, verzögerten sich; hinzu kamen globale Logistikprobleme.
So blieb LPKF im dritten Quartal deutlich hinter den Erwartungen zurück: In den ersten 9 Monaten des Jahres setzte das High-Tech-Unternehmen rund 60,2 Millionen € um – 20% weniger als im Vorjahr. Die rückläufigen Erlöse wirkten sich auch auf den Gewinn aus: Auf Stufe EBIT rutschte das Unternehmen auf ein Minus von 5,2 Millionen € – nach einem Plus von 6,8 Millionen € im Vorjahr.
Zunächst hatte das Management seine Umsatz- (110 bis 120 Millionen €) und Renditeprognose (10 bis 13%) für das Gesamtjahr noch bestätigt. Mitte Dezember vergrätzte der Vorstand jedoch endgültig die Aktionäre mit einer Gewinnwarnung. Nun stellen die Hannoveraner Erlöse zwischen 92 und 102 Millionen € in Aussicht sowie ein operatives Ergebnis zwischen -2 und +6 Millionen €.
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Die gute Nachricht: Das mittlerweile nur noch im SDAX notierte Unternehmen geht davon aus, dass die verschobenen Lieferungen im ersten Quartal des neuen Jahres umsatzwirksam werden. Im dritten Jahresviertel 2021 hatte LPKF eine ähnliche Verschiebung von Solarprojekten gemeldet, die dann im Schlussquartal in vollem Umfang ausgeliefert wurden.
Volle Auftragsbücher
Dem Management zufolge entwickelt sich die Auftragslage zudem weiterhin positiv und bietet „eine gute Basis für die Geschäftsentwicklung im Jahr 2022“. Der mittelfristige Ausblick bleibe von den jüngsten Verzögerungen unberührt. So hat LPKF 2021 zwei Millionenaufträge erhalten. Der jüngste stammte von einem führenden Solarmodulanbieter, das Volumen liegt bei 10 Millionen €.
Was den Vorstand des High-Tech-Hersteller jedoch besonders zuversichtlich macht, ist der Folgeauftrag aus der Halbleiterbranche für ein System namens LIDE (Laser Induced Deep Etching). Mit der patentierten Technologie könne Dünnglas schnell, exakt und ohne Mikrorisse geschnitten werden. Bisher sei dieser Prozess äußerst aufwendig und kostspielig gewesen. Mit dem Verfahren ließen sich beispielsweise klappbare Smartphone-Displays aus Glas herstellen.
Beide Bestellungen sollen 2024 umsatzwirksam werden, sodass der Laser-Spezialist bis dahin sein Umsatzvolumen verdreifachen will. „Für die folgenden Jahre erwartet LPKF weiterhin ein nachhaltiges, profitables Wachstum in allen Segmenten“, heißt es in einer Unternehmensmitteilung.
Einen Tag vor Heiligabend machte LPKF den Anlegern mit einer Neuigkeit zudem ein vorzeitiges Weihnachtsgeschenk: Demnach einigte sich der Laser-Spezialist auf die Zusammenarbeit im Bereich der Glasverarbeitung mit einem der weltweit größten Display-Unternehmen. Prompt setzte der Aktienkurs der Hannoveraner zur Erholung an: Gegenüber dem Zwischentief Mitte Dezember hat der Titel seither über +25% zugelegt.
Fazit: Geduldig bleiben
Auch in den kommenden Monaten dürften die globalen Engpässe bei Rohstoffen und Vorprodukten die Geschäfte der LPKF belasten. Für die Zukunft ist die High-Tech-Schmiede jedoch gut aufgestellt in Anbetracht des hohen Kundeninteresses an der LIDE-Technologie.
Bis sich der Erfolg der Dünnglas-Technologie in den Büchern niederschlägt, wird es allerdings noch dauern, denn die Massenproduktion ist erst ab 2023 geplant. Wer aktuell in LPKF-Aktien investiert ist, braucht also vor allen Dingen eines: einen langen Atem.
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