Lucid +42%: Das bedeutet das Übernahme-Gerücht für Anleger
Nach einer +100%-Kursexplosion wegen eines Übernahmegerüchts ist die Aktie des E-Auto-Herstellers Lucid (WKN: A3CVXG) am Freitag mit +43% Tagesgewinn aus dem Handel gegangen. Am Montag gehen die Gewinnmitnahmen weiter: Der Titel fällt nach US-Börsenstart um knapp -6% auf 12,07 US$. Während Leerverkäufer kalte Füße bekommen haben, lautet die Frage: Sollen Anleger jetzt noch auf einen Buyout des Elektro-Start-ups spekulieren?
Lucid Motors ist ein Elektroautobauer mit Sitz in Newark, Kalifornien. Nach der Gründung 2007 hat sich das Unternehmen zunächst auf den Bau von Batterien und Antriebsträgern für andere Hersteller konzentriert. Ende 2016 hat die US-Firma sein erstes eigenes Modell vorgestellt, den Lucid Air. Gut zwei Jahre später hat der Public Investment Fund (PIF) von Saudi-Arabien mehr als eine Milliarde US$ in den jungen Fahrzeugproduzenten investiert.
Saudischer Staatfonds plant Gerüchten nach Lucid-Komplettübernahme
Vergangenen Freitag haben die Lucid-Aktien ihren Kurs schlagartig verdoppelt und schlossen den Handelstag schließlich mit einem Plus von 43% bei 12,87 US$ ab. Zuvor waren Spekulationen aufgekommen, dass das Start-up nun vom PIF übernommen werden könnte.
Der saudischen Staatsfonds verwaltet Assets im Wert von über 600 Milliarden US$ und besitzt über seine Tochter Ayer Third Investment mehr als 60% der Lucid-Anteile. Im abgelaufenen Quartal erst hatte sich der frühe Investor bereiterklärt, im Rahmen einer Privatplatzierung weitere Aktien im Wert von 915 Millionen US$ zu erwerben. Das Kapital war dazu angedacht, den Produktionshochlauf des Air zu finanzieren sowie die internationale Expansion der Herstellungsbasis.
Vergangenes Jahr trat Saudi-Arabien außerdem als Groß-Abnehmer in Erscheinung: Vereinbart wurde die Lieferung von bis zu 100.000 Lucid Air für verschiedene Regierungsbehörden über einen Zeitraum von 10 Jahren.
Short-Squeeze verstärkte den Aufwärtsschub
Neben den Übernahmegerüchten ist der Kurssprung der Lucid-Aktie offenbar jedoch auch auf eine plötzliche Auflösung von Short-Positionen zurückzuführen, die im Laufe des letzten Jahres aufgebaut wurden. So kletterte das Short-Interest-Verhältnis des US-Herstellers im Vorjahr rasant auf über 9%.
Auch andere E-Auto-Pioniere entwickelten hohe Leerkaufquoten, da der Sektor 2022 mit massiven Lieferketten- und Beschaffungsproblemen zu kämpfen hatte und Produktionsziele reihenweise verfehlt wurden.
Viel heiße Luft
Ist es nun realistisch, dass der PIF ein Übernahmeangebot für Lucid abgeben wird? Ich persönlich glaube das nicht. Der saudi-arabische Staatsfonds hat zwar das Wachstum von Lucid über Jahre hinweg finanziert und war damit die wichtigste Kapitalquelle des Herstellers.
In der Vergangenheit hat der PIF jedoch keine nennenswerten Übernahmen im Elektroautosektor getätigt und auch nicht kommuniziert, dass er im Rahmen seiner Investitionsstrategie private oder öffentliche Elektroautohersteller übernehmen will. Wie es so oft auf dem Aktienmarkt der Fall ist, fehlt den Gerüchten eine glaubwürdige Grundlage.
Vielmehr glaube ich, dass der Fonds ein Ankerinvestor bleibt mit dem gemeinsamen Ziel, die Produktionsbasis von Lucid im Nahen Osten auszubauen.
Jahresproduktion und Prognose stimmen optimistisch
Das bedeutet jedoch nicht, dass Anleger nun einen großen Bogen um die Lucid-Aktie machen sollten. Die jüngsten Produktions- und Auslieferungszahlen waren schließlich gar nicht übel. So hat das Unternehmen seine zweimal gesenkte Produktionsprognose für 2022 (6.000 bis 7.000) letztlich um fast 200 Fahrzeuge übertroffen.
Das bedeutet, dass das Produktionswachstum im Schlussquartal unvermindert angehalten hat. Angesichts der schwierigen Lieferkettensituation im vergangenen Jahr verdient das Start-up dafür durchaus Anerkennung. Zur Einordnung: Rivale Rivian Automotive hat sein ebenfalls gesenktes Produktionsziel für 2022 (25.000) am Ende klar verfehlt ebenso wie Branchengigant Tesla.
Für das neue Geschäftsjahr hat Lucid zuletzt geschätzt, 10.000 bis 12.000 Fahrzeuge ausliefern zu können – vorausgesetzt, dass es keine neuen Produktionsrückschläge gibt. Sollte das Management bei der Vorlage der Jahresbilanz am 22. Februar den Ausblick nochmal anheben, dürfte das der Aktie einen erneuten Schub verpassen.
Lucid-Aktie: Eine Wette wert
Die Risiken sind bei der Lucid-Aktie jedoch auch nicht zu unterschätzen: Das vergangene Jahr – wenn auch ein Sonderfall – hat gezeigt, wie unzuverlässig Schätzungen des Produktionsvolumens von E-Auto-Start-ups sein können. Diesbezügliche negative Überraschungen könnten das Anleger-Sentiment ganz schnell wieder kippen lassen und den US-Titel auf eine steile Talfahrt schicken.
Unter dem Strich bin ich jedoch der Meinung, dass das Lucid-Papier ein positives Chance-Risiko-Profil aufweist. Anleger sollten jedoch nicht auf ein saudisches Übernahmeangebot spekulieren, sondern ein Investment vielmehr aufgrund des Produktionsanstiegs des Lucid Air in Betracht ziehen.
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