Lufthansa-Aktie: Hebt der Kurs bald ab?

24.05.22

Das Bieterverfahren ist beendet. Die Lufthansa AG (WKN: 823212) hat zusammen mit der Großreederei MSC ein Angebot für die zum Verkauf stehende italienische Fluggesellschaft ITA abgegeben. Insidern zufolge wird sich das Konsortium dabei gegen zahlungskräftige Konkurrenz durchsetzen müssen. Bis Juni soll eine Entscheidung fallen, die Angebote werden dabei offenbar nicht nur in Hinblick auf den Preis geprüft. Wird der Kranich-Konzern das Rennen machen und damit den Kursturbo der Aktie zünden?

Unter dem Dach des großen deutschen Airline-Verbunds Lufthansa AG befinden sich die Marken Air Swiss, Austrian Airlines und Eurowings. Zum Kranich-Imperium gehören zudem die Fracht-Fluggesellschaft Lufthansa Cargo sowie der Wartungsanbieter Lufthansa Technik. Durch die Corona-Pandemie stürzte der Konzern in eine schwere Krise und musste durch Staatsgelder gerettet werden.

Gemeinsames Angebot mit MSC für ITA-Übernahme

Die Lufthansa könnte ihr Portfolio bald ein weiteres Mal erweitern. So hat der Airline-Verbund zusammen mit der Großreederei MSC am Montag an den italienischen Staat ein bindendes Angebot für die Fluggesellschaft ITA abgegeben. Das bestätigte der Kranich-Konzern kurz darauf, nannte aber keine Einzelheiten. Italien will auch nach dem Verkauf mit einer Minderheit an Bord der stark verkleinerten Airline bleiben.

Bei dem seit Mitternacht beendeten Bieterverfahren galten Lufthansa und MSC zunächst als favorisiert. Rom rechnete jedoch bis Ablauf der Frist mit mindestens zwei konkurrierenden Angeboten für ITA, berichtet Reuters unter Berufung auf „zwei mit der Angelegenheit vertraute Quellen“.

Demnach will ein Konsortium aus dem US-Private-Equity-Fonds Certares, Air France-KLM und Delta Air Lines einen konkurrenzfähigen Kaufbetrag bieten. Eine Bestätigung seitens der Unternehmen steht noch aus. Ein Sprecher von Air France bekräftigte, dass die Fluggesellschaft bereit sei, ihre „kommerziellen Beziehungen zu ITA zu stärken“, lehnte aber weitere Kommentare ab.

Rom erwartet Folgeinvestitionen der Käufer

Die italienische Regierung wird die Angebote nicht nur in Hinblick auf den Preis prüfen, heißt es weiter in dem Reuters-Bericht. Den Angaben nach will Rom, dass sich der Käufer auch zu Investitionen bei ITA verpflichtet.

Die Entscheidung darüber, welches Konsortium den Zuschlag erhält, wird in den kommenden Wochen erwartet. Italiens Finanzminister Daniele Franco hatte vor einigen Tagen erklärt, dass Rom den ITA-Verkauf bis Ende Juni abschließen wolle.

Minderheitsbeteiligung mit geringem finanziellen Risiko

Lufthansa hatte in der Vergangenheit immer wieder Interesse an italienischen Fluggesellschaften bekundet, der Airline-Verbund betrachtet das Land als seinen wichtigsten Auslandsmarkt. Konkretes Interesse an ITA, der Nachfolgerin der insolventen Alitalia, bekundete der MDAX-Konzern erstmals vor gut drei Monaten. Damals stand für den Deal ein Volumen von 1,2 bis 1,5 Milliarden € im Raum.

Das Unternehmen peilt jedoch zuerst eine Minderheitsbeteiligung an, hatte Konzernchef Carsten Spohr zuletzt erklärt. Im Verbund mit MSC würden sich die finanziellen Risiken einer ITA-Übernahme in Grenzen halten, die neue Gesellschaft könnte dennoch schnell in die operativen Systeme der Kranich-Airline eingebunden werden.

MSC setzt derzeit wie auch andere Großreedereien auf eine steigenden Nachfrage nach fliegenden Gütern, da die Lieferketten aufgrund der Pandemie teilweise weiterhin unterbrochen sind. Die Meeresgiganten suchen daher nach Logistik-Investments, um ihre Milliarden-Überschüsse aus der Seefracht strategisch sinnvoll unterzubringen. Vergangene Woche erst hatte das französische Schifffahrtsunternehmen CMA CGM bekannt gegeben, bei Air France-KLM als Großaktionär eingestiegen zu sein.

Wieder starke Aussichten

Lufthansa wird mit Sicherheit noch eine Weile mit den Belastungen der Pandemie zu kämpfen haben. Das Frachtgeschäft läuft jedoch wieder stark und auch die Kostensenkungen des Airline-Verbunds tragen erste Früchte. Der Sommer 2022 dürfte für die Branche eine starke Reisesaison bringen mit hohen Nachholeffekten.

Ein ITA-Einstieg wäre ein weiterer Schritt aus der Krise und hin zu einer neuen Marktaufteilung. So würde sich der deutsche Konzern auch die Konkurrenz vom Leibe halten. Momentan gehen Marktbeobachter weiterhin davon aus, dass die Kranich-Airline gegen die zweitgrößte Fluglinie Europas Air France-KLM und die US-amerikanische Delta Airlines das Rennen macht.

Sollte es zudem – wie von Branchenkennern kolportiert – auch zu einem Börsengang der Service-Tochter Lufthansa Technik kommen, könnte die Lufthansa-Aktie noch in diesem Jahr einen massiven Schub erfahren. Den Wert des Wartungsablegers schätzen Experten auf bis zu 6 Milliarden €. Dabei ist die Lufthansa insgesamt gerade einmal mit 2 Milliarden € mehr bewertet.

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