Lufthansa-Aktie: Im Aufwind trotz neuen Ärgers

Mitte August hat sich die Lufthansa-Aktie (WKN: 823212) bei knapp über 5,50 € stabilisiert und in den letzten Tagen sogar leichte Aufwärtstendenzen gezeigt. Doch nun droht schon wieder neuer Ärger. Werden die nächsten Streiks das Papier der deutschen Fluggesellschaft abermals auf einen Sinkflug schicken?

Der nächste Streik

Die Reaktion der Börse auf die anstehenden Streiks ist erstaunlich gelassen bzw. sogar positiv. Am Dienstagmorgen gehört die Lufthansa-Aktie mit einem Plus von fast 3% zu den stärksten Werten auf dem deutschen Aktienmarkt.

Das hat wahrscheinlich damit zu tun, dass von den Streiks diesmal nur die Ferienmarke des Lufthansa-Konzerns, Discover Airlines, betroffen ist. Mit 27 Flugzeugen ist der 2021 gegründete Ferienflieger bedeutend kleiner als die Kernmarken Lufthansa und Eurowings. Obwohl es in den kommenden Tagen voraussichtlich zu massiven Flugausfällen und Verspätungen bei Discover Airlines kommen wird, dürften sich die finanziellen Auswirkungen auf den Mutterkonzern in Grenzen halten.

Hintergrund des Streiks ist ein Konflikt zwischen verschiedenen Gewerkschaften. Die Lufthansa hat für die Piloten und Flugbegleiter von Discover einen ersten Tarifvertrag mit der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi abgeschlossen. Dieser Abschluss ist den beiden anderen Gewerkschaften, Ufo und VC, allerdings ein Dorn im Auge.

Ihre Forderungen weichen zwar nur unwesentlich von denen Verdis ab, aber Ufo und VC wollen auch bei Discover Airlines ihre eigenen Tarifverträge durchsetzen. Dabei geht es im Wesentlichen um den Gesamteinfluss, den die Arbeitnehmervertreter im Lufthansa-Konzern ausüben können.

Das 3-Jahrestief hat gehalten

Charttechnisch von großer Bedeutung ist die Tatsache, dass sich die Lufthansa-Aktie auf ihrem 3-Jahrestief bei ca. 5,50 € stabilisiert hat. In den vergangenen Tagen machte der MDAX-Titel keinen weiteren Versuch mehr, dieses Mehrjahrestief zu testen.

Für einen nachhaltigen Aufschwung muss die Lufthansa-Aktie nun die Kursmarke von 6 € knacken.

Auf dem Weg zum Quasi-Monopol

Trotz dieser erneuten schlechten Nachrichten glaube ich, dass die Lufthansa-Aktie Potenzial für einen Steigflug hat. Die annähernde Kurshalbierung in den letzten anderthalb Jahren sehe ich als nicht gerechtfertigt an.

Die Lufthansa hat zwar aktuell mit einem Berg an Problemen zu kämpfen (geringe Upside bei Ticketpreisen bei gleichzeitig steigenden Kosten für Personal, Flughäfen und Steuern), doch die strategische Positionierung der Airline ist in meinen Augen hervorragend. Durch die Beteiligung und spätere Übernahme von ITA Airways ist die Lufthansa meiner Meinung nach zum Quasi-Monopolisten auf dem zentraleuropäischen Luftfahrtmarkt geworden.

Auf zahlreichen wichtigen Strecken zwischen Deutschland, Italien, der Schweiz, Österreich und Belgien haben Fluggäste nur noch die Wahl zwischen den Airlines des Lufthansa-Konzerns (Lufthansa, Eurowings, ITA Airways, Swiss, Austrian und Brussels Airlines). Das gibt der Lufthansa nicht nur eine sehr hohe Preissetzungsmacht, sondern auch die Möglichkeit, die Flugpläne der einzelnen Gesellschaften sehr genau aufeinander abzustimmen. Umsteigepassagiere, vor allem von der Kurz- auf die Langstrecke, sind damit auf vielen Strecken an die Fluglinien des Konzerns gebunden.

Diese Marktmacht wird sich meiner Einschätzung nach früher oder später positiv auf den Kurs der Lufthansa-Aktie auswirken. Anleger mit ein wenig Geduld legen sich den MDAX-Titel trotz aller Probleme ins Portfolio.