Lufthansa-Aktie: Kein Streik – hebt der Kranich jetzt ab?

[ez-toc]Bei der Lufthansa (WKN: 823212) ist am Dienstag der für heute angekündigte Pilotenstreik überraschend abgewendet worden. Das Unternehmen hat sich im Streit um mehr Geld in einer Krisensitzung mit den Flugkapitänen geeinigt. Gestern hat die Aktie trotzdem nur moderat um +1,45% auf 5,95 € zugelegt. Woran liegt das? Und hat der Kranich jetzt nicht freie Flugbahn?

Unter dem Dach des großen deutschen Airline-Verbunds Lufthansa AG befinden sich die Marken Air Swiss, Austrian Airlines und Eurowings. Zum Kranich-Imperium gehören zudem die Fracht-Fluggesellschaft Lufthansa Cargo sowie der Wartungsanbieter Lufthansa Technik. Durch die Corona-Pandemie stürzte der Konzern in eine schwere Krise und musste durch Staatsgelder gerettet werden.

Aktie behauptet sich 2022 recht gut

Verglichen mit dem Wertverlust anderer deutscher Aktien seit Jahresbeginn hat sich das Papier der Lufthansa noch recht gut behauptet. Rund -11% stehen zu Buche. Dass die Piloten mit ihrer Streikankündigung in ohnehin für das Unternehmen schwierigen Zeiten zu einer Verschärfung der Situation beigetragen haben, hat Anleger natürlich trotzdem geärgert.

Wir haben vor wenigen Tagen in diesem Artikel aufgezeigt, welche Kosten ein Streik in der Vergangenheit verursacht hat und was dieses Mal die Auswirkungen gewesen wären. Nun kommt es zum Glück für alle Anteilseigner etwas anders.

Details stehen noch nicht fest

Anleger sollten sich jedoch nicht zu früh freuen. Denn es steht bislang nur recht wenig fest. Die Gewerkschaft Vereinigung Cockpit lässt verlauten, es sei eine Teileinigung erzielt worden. Ein umfängliches finanzielles und strukturelles Paket sei im Kern vereinbart worden, müsse jedoch noch ausgestaltet werden.

Zudem sind offenbar wichtige Themen in der Besprechung ausgeklammert worden und sollen erst im nächsten Jahr geklärt werden.

Es bleibt bei einem Streiktag

Die gute Nachricht: Anscheinend bleibt es jetzt wenigstens bei dem einen Streiktag. Am vergangenen Freitag waren rund 800 Flüge mit 130.000 Passagieren ausgefallen. Der Konzern beziffert den dadurch entstandenen Schaden auf rund 32 Millionen €.

Vorstandschef Carsten Spohr zeigt sich laut Nachrichtenagentur dpa erleichtert:

Der Wunsch, unser Produkt zu erwerben, ist so stark, dass wir mit der Produktion nicht hinterherkommen.

Unklar bleibt allerdings noch, welche Gehaltserhöhungen für die Piloten vereinbart worden sind und wie sich das auf die Bilanz des Unternehmens auswirken wird. Die Lufthansa hat im zweiten Quartal ihren Umsatz gesteigert und erstmals wieder schwarze Zahlen geschrieben mit einem operativen Gewinn von 393 Millionen €.

Wie entwickeln sich die Kosten?

Wird das Unternehmen die steigenden Kosten für Personal, für Treibstoff und voraussichtlich für höhere Zinsen – der Konzern hatte am 30. Juni eine Nettoverschuldung von 6,4 Milliarden € – im weiteren Jahresverlauf kompensieren können? Das ist eine der großen Fragen, die sich Anleger stellen müssen.

Zumindest kann die Lufthansa nach eigenen Angaben die Flugtickets wieder zu deutlich höheren Preisen vermarkten. Und das Fluggeschäft brummt, so dass Konzernchef Spohr das Ziel bekräftigt, im kommenden Jahr zwischen 85 und 90% des Vor-Corona-Niveaus zu erreichen.

Vorsicht mit der Aktie

Angesichts zahlreicher ungeklärter Einzelheiten ist es meiner Meinung nach kein Wunder, dass der Markt gestern nur verhalten auf die Meldung des abgewendeten Pilotenstreiks reagiert hat. Aktuell bringt das Unternehmen einen Börsenwert von 7,24 Milliarden € auf die Waage. Das ist ziemlich üppig, wenn man gerade erst die operative Verlustzone verlassen und noch einen Haufen Schulden hat.

Ich bleibe daher bei meiner Ansicht, mit dieser Aktie vorsichtig zu sein, und werde sie persönlich derzeit nicht kaufen. Wer bereits investiert ist, sollte aufgrund der verbesserten operativen Geschäftsentwicklung an Bord bleiben. Leider erleichtert ihm derzeit keine Dividende die Wartezeit.

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