Lufthansa-Aktie: Sinkflug oder Steigflug?

Radikale Sanierung geplant

Nachdem sich die Lufthansa-Aktie von August bis Oktober in einem steilen Steigflug befand, ist das Papier der deutschen Airline seit gut einem Monat wieder in den Sinkflug übergegangen. Warum trauen Anleger der Lufthansa keinen nachhaltigen Aufwärtstrend zu? Und haben sie eigentlich Recht?

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Die Liste an Problemen ist lang

Die Liste der Probleme und Baustellen der Lufthansa ist derzeit ziemlich lang. Die Fluggesellschaft hat in ihrem Heimatmarkt Deutschland mit einer schwachen Konjunktur zu kämpfen. Und auch aus den USA, dem für die Kranich-Airline zweitwichtigsten Markt, deuten jüngste Nachrichten auf eine Abschwächung der Flugnachfrage hin.

Darüber hinaus ist die Lufthansa mit hohen Kosten konfrontiert, nicht nur beim Personal, sondern auch an den deutschen Flughäfen. Dies belastet die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Fluggesellschaft massiv.

Hinzu kommt die Belastung, dass Airbus und vor allem Boeing seit vielen Monaten mit ihren Flugzeugauslieferungen hinterherhinken, weshalb die Lufthansa auf zahlreichen Strecken veraltete Maschinen mit schlechtem Komfort und hohem Spritverbrauch einsetzen muss.

Der alarmierende Zustand des Konzerns lässt sich an drei Zahlen festmachen. Das operative Ergebnis wird 2024 voraussichtlich um ein Drittel gegenüber dem Vorjahr zurückgehen. Für das Jahr 2026 warnt eine interne Hochrechnung sogar vor einem Verlust von 800 Millionen €.

Das große Sorgenkind der Gruppe ist die Kernmarke Lufthansa selbst. Während sie im Jahr 2019 noch 61% des Konzerngewinns einflog, sank dieser Anteil im vergangenen Jahr auf 32%.

Eine radikale Sanierung muss her

Medienberichten zufolge arbeitet Lufthansa-Chef Spohr deshalb an einem radikalen Sanierungsplan. Dieser soll die Probleme der Fluggesellschaft auf allen Ebenen angehen und bis 2028 das Ergebnis um 2,5 Milliarden € verbessern.

Kern der Sanierung sollen vor allem Kostensenkungen und Effizienzsteigerungen beim Personal und den internen Prozessen sein. So ist geplant, Personal in der Verwaltung durch die Automatisierung von Prozessen abzubauen. Gleichzeitig soll die Vielfalt an Vorschriften beim Personal reduziert werden. Und durch mehr Komfort und neue Angebote will die Lufthansa mehr Passagiere, vor allem in der Business Class, an Bord ihrer Flugzeuge locken.

Vom Aufwärts- in den Abwärtstrend

Ende Oktober scheiterte die Lufthansa-Aktie am Widerstand bei 6,90 €, was eine Trendwende einleitete. Nun muss der Support bei 5,90 € halten, um eine Fortsetzung dieses Abwärtstrends zu stoppen.

Die Lufthansa hat es selbst in der Hand

Ich bin langfristig immer noch optimistisch gestimmt für die Lufthansa-Aktie. Die deutsche Fluggesellschaft hat meiner Einschätzung nach ihre Zukunft selbst in der Hand.

Ich gehe davon aus, dass die Kernmarke Lufthansa früher oder später ausschließlich auf der profitablen Langstrecke operieren wird. Die wirtschaftlich uninteressanten Kurzstreckenflüge werden von anderen Konzerngesellschaften übernommen. Mit Austrian, Brussels Airlines, ITA Airways und Swiss ist die Lufthansa zudem im zentral- und südeuropäischen Luftfahrmarkt bärenstark aufgestellt.

Ein weiteres Argument, das meiner Meinung nach für die Lufthansa-Aktie spricht, ist die Tatsache, dass das Geschäftsmodell von Billigfliegern durch immer weiter steigende Luftverkehrsabgaben zunehmend unter Druck gerät. Deutschland ist das beste Beispiel dafür, dass Ryanair, EasyJet & Co. an vielen Flughäfen nicht mehr kostendeckend operieren können. Das dürfte der Lufthansa-Gruppe über kurz oder lang in die Karten spielen.

Kurzfristig könnte der Sinkflug der Lufthansa-Aktie aufgrund der massiven Probleme noch weitergehen. Langfristig sehe die Aktie allerdings wieder im Steigflug.

Wer sich übrigens für Auto-Aktien interessiert: Mein werter Kollege Peter hat einen umfassenden Branchen-Report geschrieben, der aufdeckt, in welche Auto-Aktien es sich jetzt zu investieren lohnt und von welchen man besser die Finger lässt.

ℹ️ Lufthansa in Kürze

  • Mit einer Flottengröße von über 700 Flugzeugen und mehr als 200 Flugzielen in der ganzen Welt zählt die Lufthansa zu den zehn größten Fluggesellschaften der Welt.
  • Zur Lufthansa-Gruppe gehören auch die Fluggesellschaften Austrian, Brussels Airlines, Air Dolomiti, Eurowings und Swiss.
  • Anfang Juli 2024 erhielt die Lufthansa von der EU-Kommission die Genehmigung, sich zu 41% an ITA Airways beteiligen zu können und die italienische Staatsfluglinie 2025 zu 100% zu übernehmen.
  • Die Lufthansa ist Mitglied im deutschen Nebenwerteindex MDAX und etwa 7,2 Milliarden € wert.

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