Lufthansa-Aktie: Sinkflug zum Allzeittief

Die Kursentwicklung der Lufthansa-Aktie (WKN: 823212) treibt Anlegern seit geraumer Zeit die Tränen in die Augen. Innerhalb der letzten zwölf Monate sackte der MDAX-Titel um über -40% ab. Am gestrigen Donnerstag fiel der Titel der deutschen Airline auf ein neues Jahrestief und notiert nur noch hauchdünn über seinem 3-Jahrestief. Was macht der Aktie so schwer zu schaffen?

In die Zange genommen

Die Lufthansa wird derzeit in die Zange genommen, und zwar in Bezug auf ihre Gewinn- und Verlustrechnung. Die Preistrends in der Luftfahrtbranche haben sich laut Meinung der meisten Experten deutlich verschlechtert. Soll heißen: Kunden sind nicht mehr bereit, bei weiteren Preiserhöhungen mitzumachen. Das Potenzial der Lufthansa für weiteres organisches Umsatzwachstum ist damit begrenzt.

Auf der anderen Seite steigen die Aufwendungen massiv, vor allem für Personal. Die Tarifabschlüsse mit dem fliegenden und dem Bodenpersonal haben der Lufthansa zwar Ruhe für die kommenden Monate erkauft, aber zu einem hohen Preis.

Der Personalkostenblock der Airline ist massiv gestiegen. Lagen die Personalaufwendungen im ersten Quartal 2023 noch bei ca. 1,9 Milliarden €, sind sie im ersten Vierteljahr 2024 auf knapp 2,3 Milliarden € gestiegen – eine Kostenexplosion von 21% innerhalb eines Jahres.

Im gleichen Zeitraum ist der Umsatz der Lufthansa allerdings nur um etwas mehr als 5% gewachsen. Die operative Marge der Airline hat sich folglich dramatisch verschlechtert.

Analysten senken die Daumen

Banken und Analysehäuser haben bereits auf diese bedenkliche Kostenentwicklung reagiert und die Lufthansa-Aktie mehr oder weniger stark abgestraft. Am drastischsten fiel die „Bestrafung“ durch die Investmentbank Stifel aus. Sie senkte ihr Rating von „Kaufen“ auf „Neutral“ und strich das Kursziel für die Lufthansa-Aktie von 11 auf nur noch 7 € zusammen.

Auch die kanadische Bank RBC und die britische Großbank Barclays sehen den MDAX-Titel zunehmend skeptisch. Während die RBC ihr Kursziel von 8,00 auf 7,50 € senkte, reduzierte Barclays den fairen Wert von 9 auf 8 €.

Ein nicht zu durchbrechender Abwärtskanal

Das Chartbild der Lufthansa-Aktie ist eine einzige Katastrophe. Bereits seit März 2023 befindet sich der MDAX-Wert in einem Abwärtskanal, dessen obere Trendlinie er bis heute nicht durchbrechen konnte.

Fast im Wochentakt fiel die Lufthansa-Aktie in jüngster Vergangenheit auf neue Jahres- und zugleich 12-Monatstiefs. Von ihrem Allzeittief ist sie nur noch rund 13% entfernt.

Kurzfristig schlecht

Für die Lufthansa wird es nicht einfach, einen Ausweg aus der Kostenfalle zu finden. Sie hat kaum Möglichkeiten, bei den Personalkosten gegenzusteuern. Die einzige Option ist die Auslagerung von Personal in neue Gesellschaften, die niedrigere Gehälter bezahlen. Das versucht die Airline derzeit mit der neugegründeten Lufthansa City Airlines.

Ich glaube nicht, dass diese Maßnahme viel bewirken wird. Das Personal der deutschen Airline ist sehr streitlustig und wird sich größere Kostensenkungsprogramme nicht gefallen lassen.

Kurzfristig ist damit kaum Besserung in Sicht. Ich rechne damit, dass die Lufthansa-Aktie in den kommenden Wochen sogar ihr Allzeittief vom Oktober 2020 bei ca. 5 € testen wird.

Langfristig besser

Langfristig schätze ich die Zukunft der Lufthansa allerdings deutlich besser ein. Die Airline ist und bleibt der Platzhirsch auf dem zentraleuropäischen Luftfahrtmarkt.

Passagiere, die einen Flug zwischen einer Stadt in Deutschland, Belgien, Österreich und der Schweiz buchen wollen, machen meist die Erfahrung, dass sie nur hochpreisige Flüge der Lufthansa-Gruppe (Austrian, Brussels Airlines, Eurowings, Lufthansa und Swiss) zur Auswahl haben.

Durch die wahrscheinlich bevorstehende Übernahme von ITA Airways wird sich diese Angebotsmacht der Lufthansa auch noch auf den so wichtigen italienischen Flugmarkt ausdehnen.

In den kommenden Jahren hat die Lufthansa damit in meinen Augen das Potenzial, ihre Umsätze und Gewinne wieder zu steigern. Anleger brauchen allerdings einen langen Atem.