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Mercadolibre – die eBay Lateinamerikas?!

22.03.19 / 14:18

Eine der besten Aktien aus dem NASDAQ 100 war in den letzten Wochen das Papier von Mercadolibre (WKN: A0MYNP). "Mercadolibre? Noch nie gehört!", werden jetzt wohl die meisten von Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, sagen. Übersetzt bedeutet "Mercado libre" übrigens so viel wie "freier Markt". Damit beschreibt der Unternehmensname das Geschäftsmodell des Unternehmens schon sehr gut.

Konkret nämlich handelt es sich bei Mercadolibre nämlich quasi um eine Art eBay Lateinamerikas. Dies bedeutet in der Tat, dass Verkäufer ihre Waren – genau wie bei eBay, entweder in einem Auktionsverfahren oder auch gegen Festpreis – auf der Online-Plattform anbieten können. Dabei fällt immer, egal ob es zu einem Verkauf kommt oder nicht, eine entsprechende Gebühr an, die das Unternehmen vereinnahmt.

Der Hauptsitz des Unternehmens befindet sich in der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires. Dort wurde der Konzern im August 1999 auch vom damaligen Stanford Studenten Marcos Galperin gegründet, der das Unternehmen bis heute führt. Wenn man so will ist Galperin somit das lateinamerikanische Gegenstück zu den Samwer-Brüdern in Deutschland. Nur verfolgte er dann eine andere Strategie.

Mercadolibre besiegte eBay in Brasilien

Denn während die Samwers seinerzeit die von ihnen gegründete Alando.de an eBay verkaufte, woraus dann schließlich eBay Deutschland entstand, ging Galperin mit Mercadolibre den entgegen gesetzten Weg. So griff er eBay in Brasilien mit MercadoLivre direkt an, was letztlich dazu führte, dass der US-Internetgigant sein dortiges Geschäft aufgab. So verkaufte eBay seine Tochter iBazar im Jahr 2001 an Mercadolibre und erhielt im Gegenzug eine Beteiligung in Höhe von 19% des Aktienkapitals an Mercadolibre. Ferner wurde zeitgleich eine offizielle Kooperation begonnen.

Im Jahr 2016 verkaufte eBay jedoch den Großteil der Beteiligung. Dennoch ist eBay bis heute nicht in den Ländern geschäftlich aktiv in denen Mercadolibre das ist und umgekehrt. Interessant ist auch, dass Galperin sich nicht nur bei der Gründung von Mercadolibre durch eBay inspirieren ließ, sondern auch in der weiteren Geschäftsentwicklung dem US-Vorbild genau folgt. So wurde bereits 2003 mit MercadoPago ein Bezahldienst nach Vorbild von PayPal (das 2002 von eBay gekauft worden war) gestartet – und auch eine Kleinanzeigenplattform gibt es inzwischen.

Institutionelle Anleger setzen stark auf Emerging Markets

Doch warum stieg die Aktie von Mercadolibre zuletzt so stark an? Nun, natürlich gab es dafür einen konkreten Anlass. Dieser Anlass waren die vorgelegten Quartalszahlen, die die Erwartungen von Analysten und Anlegern übertreffen konnten. Aber das war eben nur der Anlass für den kurzfristigen Kurssprung der Aktie auf neue Allzeithochs. Das Papier war jedoch schon zuvor sehr gut gelaufen und dafür braucht es ja mehr als nur gute Quartalszahlen.

Nun, der Grund, warum generell Aktien aus den sogenannten Emerging Markets – dazu gehören beispielsweise auch chinesische Aktien – zuletzt so gut liefen, ist schlicht und einfach die Federal Reserve und ihre Geldpolitik. Denn wenn Investoren im Geld schwimmen, suchen sie nach profitablen Anlegemöglichkeiten. Schnell kommen sie dann natürlich auf die überdurchschnittlichen Wachstumsperspektiven von Ländern wie Argentinien, Brasilien, China oder Indien (früher sprach man auch mal von Brasilien, Russland, Indien und China als BRIC-Staaten) und kaufen entsprechende Aktien.

Dank des U-Turns der Federal Reserve in Sachen US-Geldpolitik wurde daher nicht nur der Geldabfluss aus den Emerging Markets gestoppt, sondern dieser sogar in einen Geldzufluss umgekehrt. Da es jedoch in diesen Emerging Markets gar nicht so viele Aktien von seriösen Unternehmen gibt, konzentriert sich das Kapital auf einige, wenige ausgesuchte Titel. Zu diesen Titeln zählt in Lateinamerika natürlich auch das Papier von Mercadolibre. So liest sich die Liste der Großaktionäre des Konzerns inzwischen wie das Who-is-Who der besten Technologie-Investoren der Welt.

Größter Aktionär ist aktuell beispielsweise Baillie Gifford, die über 5,2 Mio. Aktien respektive knapp 12% des Aktienkapitals halten. Damit ist deren Aktienpaket alleine über 2,5 Mrd. US-Dollar wert. Ebenfalls zu den zehn größten Aktionären zählen JPMorgan Chase (ca. 2,3 Mio. Aktien oder 5,2% des Aktienkapitals), Morgan Stanley (ca. 1,9 Mio. Aktien oder 4,3 des Aktienkapitals), T. Rowe Price (ca. 1,6 Mio. Aktien oder 3,7% des Aktienkapitals), BlackRock (ca. 1,6 Mio. Aktien oder 3,6% des Aktienkapitals) sowie Oppenheimer Funds (ca. 1,0 Mio. Aktien oder 2,3% des Aktienkapitals).

Umsatz- und Gewinnentwicklung zuletzt

Wirft man einen Blick in die Bilanz, so stellt man fest, dass das Unternehmen seine Schulden seit 2015 etwa verdreifacht hat. Allerdings war die Ausgangsbasis sehr niedrig, so dass die Verschuldung mit ca. 1,9 Mrd. US-Dollar trotzdem noch unter zwei Milliarden US-Dollar beträgt. Rund 1/3 der Schulden sind zudem langfristige Schulden. Daher wirkt die Bilanz insgesamt solide, wenngleich nicht so stark wie bei vielen US-Technologiekonzernen. Mit Cash/Cash-äquivalenten Mitteln in Höhe von gut 440 Mio. US-Dollar kann das Management jedoch arbeiten.

Dies gelingt auch ganz gut, so dass es der Mannschaft um Gründer und CEO Galperin gelang den Jahresumsatz zwischen 2015 und 2017 mehr als zu verdoppeln. Allerdings konnte dabei der Nettogewinn nicht mitziehen und sank sogar deutlich. Zudem war das Umsatzwachstum im Jahr 2018 mit knapp +3% extrem schwach, was letztlich dann sogar zu einem leichten Nettoverlust führte. Besser sah da schon die Entwicklung des Cash Flow aus. Denn dieser war die letzten vier Jahre stets positiv und lag zuletzt konstant um bzw. über 200 Mio. US-Dollar pro Jahr.

Insgesamt setzen die Anleger jedoch mit dem Kauf der Aktie von Mercadolibre ganz klar auf einen Turn-Around in den Emerging Markets, von dem dann auch das Unternehmen profitieren sollte. Denn auch wenn die zuletzt vorgelegten Quartalszahlen besser als erwartet ausgefallen sein mögen, würde die fundamentale operative Geschäftsentwicklung keinen Sprung der Aktie auf neue Allzeithochs hergeben. Ob sie damit richtig liegen, bleibt abzuwarten. Die illustren Namen der Großaktionäre lassen jedoch darauf schließen, dass die Käufer der Aktie genau wissen was sie tun.

Fazit: Bei Rücksetzern ein spekulativer Kaufkandidat!

Zuletzt überraschte Mercadolibre mit der Meldung, dass man sich 1,85 Mrd. US-Dollar frisches Kapital zur Beschleunigung des weiteren Wachstums besorgen möchte. Einer der Geldgeber (Investoren) ist dabei übrigens PayPal, die 750 Mio. US-Dollar bereit stellen respektive in Mercadolibre investieren möchten. Leider ist bisher noch nicht bekannt, was genau CEO Galperin mit dem Geld anstellen möchte. Aber es riecht natürlich nach Akquisitionen zur Stärkung des zuletzt etwas schwächelnden Wachstums.

Alles in allem lautet das Fazit an dieser Stelle daher, dass Mercadolibre in der Tat ein interessantes Unternehmen und somit eine interessante Aktie ist. Allerdings erscheint die fundamentale Bewertung mit einem aktuellen KUV von knapp 16 sowie einem aktuellen KCV von ca. 99 alles andere als günstig. Kennziffern wie das KGV oder EV/EBIT(DA) kann man leider mangels Gewinnen erst gar nicht heranziehen. Somit ist klar, dass sich die Aktie nicht für Value Investoren eignet. Diese sollten sich wohl eher das große Vorbild eBay näher anschauen.

Wer jedoch auf einen Aufschwung in den Emerging Markets spekulieren möchte, kann das mit der Aktie tun. Optimalerweise kauft er die Aktie dann jedoch erst bei einem deutlichen Kursrücksetzer in Richtung 480,00 oder sogar 450,00 US-Dollar. Bisher ist noch nicht bekannt, zu welchen Konditionen PayPal investiert – aber mutig ist das von PayPal schon. Wobei es hier möglicherweise strategische Interessen im Hinblick auf MercadoPago geben könnte, was dann wiederum weitere neue Phantasie in den Titel bringen könnte.

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