Microsoft: Darum können Anleger auf den Activision-Deal pfeifen
Die Microsoft-Aktie (WKN: 870747) hat sich in der vergangenen Woche ein wenig erholt, mit einem Gesamtplus von rund 9% zurück auf fast 240 US$. Der kleine Aufwärtstrend blieb stabil, obwohl die geplante Übernahme des Gaming-Konzerns Activision Medienberichten nach von allen Seiten torpediert wird. Ein Scheitern des Deals wäre für den Software-Riesen eine Enttäuschung, aber letztlich zu verschmerzen – auch für seine Aktionäre.
Microsoft gehört zu den größten Unternehmen der Welt und wurde einst mit Windows und den Office-Produkten zum Software-Gigant. Inzwischen steht das Unternehmen mit Hauptsitz in Redmond im US-Bundesstaat Washington durch die X-Box und Minecraft auch fest im Gaming Sektor. An der Börse wird das Unternehmen aktuell mit 1,7 Billionen US$ bewertet.
Auch EU stellt sich gegen Activision-Übernahme
Als Microsoft Anfang 2022 bekannt gab, den Spielehersteller Activision Blizzard zu einem deutlichen Premium von 70 Milliarden US$ übernehmen zu wollen, war es zuerst der Konkurrent Sony, der Einspruch erhob. Vor einem Monat drohte auf dieser Basis dann die US-Regulierungsbehörde FTC mit einer Klage gegen den Deal.
Wie der Finanznachrichtendienst Bloomberg vergangene Woche nun berichtete, haben zuvor auch Google-Konzern Alphabet und Software-Riese Nvidia Bedenken gegen die geplante Mega-Übernahme geäußert – und damit weiteren Treibstoff für die FTC-Klage geliefert. Microsoft könnte sich mit dem Activision-Kauf demnach auf dem aufkeimenden Cloud-, Abo- und Mobilspiele-Markt einen unfairen Vorteil verschaffen.
Aber damit nicht genug, denn offenbar stellt sich nun auch die Europäische Kommission gegen die Activision-Übernahme. Wie die Nachrichtenagentur Reuters am Montagmorgen berichtete, bereitet Brüssel eine Kartellwarnung für den Deal vor, nachdem die EU-Wettbewerbshüter im November eine Untersuchung des Geschäfts eingeleitet hatten.
Ist der Megadeal vom Tisch?
Während Sony mit seiner Playstation als der offensichtlichste Konkurrent von Microsofts Xbox-Konsole gilt, konkurriert Google mit dem Software-Entwickler im Bereich Cloud Computing. Das Android-Betriebssystem des Suchmaschinen-Konzerns ist außerdem der Schlüssel für den Großteil des Mobile-Gaming-Markts. Nvidia ist als Teil eines Grafik-Hardware-Duopols, dessen Produkte bei Computer-Gamern sehr begehrt sind, ebenfalls ein wichtiger Akteur im Spielebereich.
Microsoft argumentierte bislang, dass die Aufsichtsbehörden Sonys Bedenken hinsichtlich des Wettbewerbs zu viel Gewicht beimessen. Die neuen Einwände von Google, Nvidia und der EU-Kommission dürften den Activision-Deal jedoch nun endgültig begraben.
Warum Microsofts AI- und Cloud-Bereich die Zukunft ist
Mich überrascht es offen gesagt nicht, dass die Konkurrenz und die Kartellwächter eine Übermachtstellung von Microsoft befürchten – insbesondere im Cloud- und AI-Bereich. Microsofts Cloud-Plattform Azure ist ähnlich fortgeschritten wie das Amazon-Gegenstück AWS.
Bemerkenswert sind bei Microsoft auch die Aussichten beim Thema Künstliche Intelligenz – allen voran mit dem Start-up OpenAI, in das der Konzern 2019 bereits eine Milliarde US$ investiert hat und laut Bloomberg 10 weitere Milliarden US$ stecken will.
So kündigte Microsoft jüngst an, seine Suchmaschine Bing mit einem Update auszustatten, das auf ChatGPT beruht – ein OpenAI-Algorithmus, der nicht nur Suchen optimiert und als Chatbot fungiert, sondern schon Programmierer und Juristen bei der Arbeit unterstützt hat. Ich könnte mir vorstellen, dass bald ganze Geschäftszweige Azure-Kunden werden, weil die integrierten ChatGPT-basierten Systeme das Personal kostengünstig ergänzen können.
Starkes Chance-Risiko-Verhältnis
Für den Fall, dass es Microsoft gelingt, das AI- und Cloud-Geschäft wie beschrieben anzukurbeln, würde der Konzern wieder zu einem kräftigen Wachstum zurückkehren, das auch für den Aktienkurs nachhaltige Impulse liefern kann.
Die meisten Analysten haben das immense OpenAI-Potenzial noch gar nicht erkannt, dennoch attestieren sie der Microsoft-Aktie mit ihren 12-Monats-Kurszielen im Schnitt ein Aufwärtspotenzial von +22%. Anleger können damit zu einem minimalen Risiko sehr angemessene Renditen erzielen.
Und was Activision angeht: Solange der Software-Riese mit OpenAI sein Ass im Ärmel behält, ist ein Scheitern des Gaming-Deals für das Unternehmen und seine Investoren verschmerzbar.
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