Microsoft und Google trotzen Trump: Unerwartete Invest-Chance
Tech-Giganten und Donald Trump prallen im Kampf um grüne Energie aufeinander. Entdecke, wie alternative Energien trotz politischer Turbulenzen an Bedeutung gewinnen und welche Rolle Big Tech dabei spielt – und lass Dich überraschen!
Trump und der Klimawandel: Politische Unsicherheiten
Der alternative Energien-Sektor bereitet sich auf ein Jahr vor, das nach dem Amtsantritt von Donald Trump – sagen wir mal – unbeständig werden könnte. Der designierte US-Präsident hat schon behauptet, der Klimawandel sei ein "Schwindel" und Klimawissenschaftler seien "Panikmacher".
Er will die USA (mal wieder) aus dem Pariser Klimaabkommen austreten lassen, einem ohnehin unverbindlichen Pakt, der von 200 Ländern unterzeichnet wurde, um die klimaschädlichen Emissionen zu reduzieren. Außerdem will Trump den Inflation Reduction Act (IRA) aufheben, der das bisher größte amerikanische Programm für Investitionen in saubere Energien darstellt.
Trotz des rhetorischen Gegenwinds gibt es allerdings Gründe, vorsichtig optimistisch zu sein. Zunächst einmal ist es wichtig festzustellen, dass eine Mehrheit der Amerikaner und, was vielleicht noch wichtiger ist, eine Mehrheit der Republikaner den Klimawandel für real hält, wie eine Umfrage der University of Chicago zu Beginn dieses Jahres ergab. Somit könnten die Bemühungen, das IRA zu stoppen, auf Widerstand stoßen, auch und gerade bei den Republikanern. So erhalten nämlich interessanterweise ausgerechnet die republikanisch geführten Staaten den Löwenanteil der finanziellen Vorteile und Ausgaben, die das Gesetz bereithält.
Starker Widerstand und unerwartete Allianzen
Der E2-Bericht "Clean Economy Works: IRA Two-Year Analysis" stellt fest, dass "trotz der Tatsache, dass kein Republikaner für das Gesetz gestimmt hat", fast 60 % der angekündigten Projekte in republikanischen Kongressbezirken angesiedelt sind. Darüber hinaus werden 19 der 20 wichtigsten Kongressbezirke für Investitionen in saubere Energie von Republikanern im Repräsentantenhaus gehalten. Mal schauen, wie sehr die Republikaner Donald Trump die Stange halten, wenn es ans Eingemachte geht. Und – na ja – um es mal so zu sagen, der designierte Präsident ist ja wandelbar und immer für eine Überraschung gut.
Damit will ich nicht behaupten, dass sich die Aussichten für alternative Energieformen wie Solar- und Windkraft in den USA verbessert haben. Aber sie sind eventuell längst nicht so düster, wie das erwartet wird. Ganz abgesehen davon, dass der Rest der Welt mit staatlicher Unterstützung am Ausbau festhalten wird.
Die weltweiten Ausgaben für saubere/erneuerbare Energien haben zuletzt global gesehen weiterhin Rekordwerte erreicht. Was kein Wunder ist, schließlich steigt der globale Energieverbrauch von Jahr zu Jahr an. Seit dem Jahr 2000 ist der globale primäre Energieverbrauch um 50 % gestiegen – und das trotz weltweiter Investitionen in Energiesparmaßnahmen.
Globale Energiebedarfe auf Rekordniveau
Damit zeigt sich, dass sich der Trend gegenüber der starken globalen Wachstumsphase in den 20 Jahren davor nicht geändert hat. Von 1980 bis 2000 stieg der globale Energieverbrauch ebenfalls um 50 %. Und das könnte sich jetzt sogar noch beschleunigen. Nicht nur, weil wir immer mehr Menschen werden, sondern auch, weil immer mehr Menschen in den Schwellenländern in die Mittelschicht aufsteigen mit entsprechend wachsenden Bedürfnissen: Vom Handy und dauerhaften Netzzugang über Autos und Eigentumswohnungen bis hin zum Fast-Food-Restaurant-Besuch mit den Kindern usw.
Hinzu kommt ganz generell der globale Trend zur Elektrifizierung, der mit dem Ausbau der KIs nochmals einen neuen Schub erhalten hat. Es steht zwar in den Sternen, wie viel KI-nutzende Unternehmen an besagter KI überhaupt verdienen können - bisher verdient ja nur Nvidia, bis die nächsten billigeren Chip-Hersteller kommen. Aber eines ist schon jetzt klar: KIs verbrauchen Unmengen mehr an Energie – die muss irgendwo herkommen.
Wenn wir uns die Performance diverser Energie-ETFs in diesem Jahr ansehen, stechen zwei davon besonders hervor: Die stärkste Wertentwicklung vollzog der VanEck Uranium & Nuclear ETF, mit einem ordentlichen Aufschlag gegenüber der Energie-Benchmark: dem Energy Select Sector SPDR Fund, der von den konventionellen US-Energiegiganten Exxon Mobil und Chevron dominiert wird.
Big Tech und die Atomenergie: Ein neues Zeitalter?
Das ist nicht überraschend, denn der Atomenergie-Sektor hat in letzter Zeit eine Investitionswelle erlebt, insbesondere und gerade auch von Big Tech – und dürfte dieses Mal aufgrund der Nachfrage nach KI und Rechenzentren auch deutlich mehr Durchhaltevermögen haben. Zu den Deals gehören Microsofts Vereinbarung zur Wiederbelebung von Three Mile Island, Googles Partnerschaft mit Kairos Power sowie Amazons Unterstützung für neue kleine modulare Reaktoren.
Big Tech weiß schon warum: Im vergangenen Jahr verbrauchten allein Microsoft und Google 48 TWh Strom. Das ist mehr als der Stromverbrauch von über 100 Ländern. Die Last der Rechenzentren könnte bis 2030 30-40 % des neuen Nettostrombedarfs ausmachen. Darüber hinaus sind Rechenzentren in großem Maßstab, wie sie von Microsoft, Google und Amazon genutzt werden, für 60-70 % des gesamten Energieverbrauchs der Rechenzentren verantwortlich.
Microsoft will aber seine Kohlenstoffemissionen bis 2030 eliminieren. Nur leider sind sie tatsächlich in den letzten vier Jahren aufgrund des Wachstums der Rechenzentren um etwa 40 % gestiegen. Die Kohlenstoffemissionen von Google sind in den letzten fünf Jahren um etwa 48 % gestiegen. Auch Amazon plant, den gesamten Energieverbrauch seiner Rechenzentren durch erneuerbare Energie zu neutralisieren.
Herausforderungen durch KI und steigende Stromnachfrage
Da steht den Techies aber noch einiges an Investitionen bevor. Denn die Gesamtstromnachfrage in den USA beträgt aktuell etwa 4.000 TWh und wächst bereits um 60 Basispunkte pro Jahr. Doch der Ausbau der KI wird das jährliche Wachstum um weitere 50 Basispunkte erhöhen, was dem Äquivalent von drei New Yorker Städten im Netz entspricht. Laut den Analysten von Bernstein Research wird die Stromnachfrage in Rechenzentren weltweit um 5 % und in den USA um fast 10 % steigen, wenn die KI-Inferenz das Ausmaß der Google-Suche erreicht.
Schon jetzt wird erwartet, dass ohne weitere Netzinvestitionen die Stromnachfrage in den USA bis zum nächsten Jahr das Angebot übersteigen wird. Daher auch der zweitbeste Performer in diesem Jahr: der First Trust NASDAQ Clean Edge Smart Grid Infrastructure ETF. Der Fonds bildet einen Index von Aktien ab, die sich auf die sogenannte Strom-Energie-Infrastruktur konzentrieren, die von Unternehmen in der Smart Grid-Nische genutzt wird.
Ja, nicht nur Energiequellen, sondern auch Energieinfrastruktur braucht die Welt (vor allem die Technologie nutzende) – ein Liedchen, das man ja auch in Deutschland trällern müsste. Und das alles, während man nebenbei irgendwie noch dem Planeten beistehen sollte – aber es fällt halt immer schwerer, auf Handy, Chat und Facebook (alt für Insta und TikTok) zu verzichten.
Also doch lieber wieder ein paar Windräder und Solardächer mehr… Also wie sind die Aussichten? Tja, zumindest ist der iShares Global Clean Energy ETF mit einem durchschnittlichen KGV von 13,7 vergleichsweise günstig. Die Bewertung allein sagt zwar noch nichts über die künftige Wertentwicklung aus, vor allem nicht auf kurze Sicht. Aber wenn Vermögenswerte überverkauft sind, weil der Markt mal wieder eine halbe Katastrophe eingepreist hat, könnten solche Märkte auch für positive Überraschungen gut sein. Wie beispielsweise schon während der ersten Amtszeit Donald Trumps der Solarsektor. Gemessen an der Performance des Invesco Solar ETF, der sich in diesem Zeitraum in der Spitze verfünffacht hatte, würde ich das Herz der Alternativen Energien wahrlich noch nicht an der Biegung des Flusses begraben.