MongoDB: Der Datenbank-Disruptor

Marc Rendenbach
07.06.19

Eines der interessantesten Unternehmen aus dem US-Technologiesektor ist gegenwärtig sicherlich MongoDB (WKN: A2DYB1). "MongoDB? Haben die was mit der Deutschen Bank zu tun?", ist eine der typischen Fragen, die immer dann kommen, wenn man den Namen des Unternehmens nennt. Dies zeigt schon, dass hierzulande wohl noch kaum jemand diese recht junge Company kennt und dementsprechend die Aktie auf dem Schirm hat.

Daher möchte ich in diesem Artikel beleuchten was MongoDB macht und welche Chancen und Risiken die Aktie des Unternehmens deshalb bietet. Lassen Sie mich jedoch zuerst erläutern, wie das Unternehmen zu dem etwas komischen Namen MongoDB gekommen ist. Gegründet wurde die heutige MongoDB nämlich in erster Linie von den ehemaligen DoubleClick-Gründern unter dem Namen 10gen, nachdem diese ihr Unternehmen seinerzeit an Google veräußert hatten.

Schließlich benannten sie ihr neues Unternehmen dann in MongoDB um, was die Kurzform für "Humongous Data Base", zu deutsch: "Gigantische Datenbank" ist. Erst später fanden sie dann heraus, dass das Wort "Mongo" in anderen Sprachen nicht so positiv besetzt ist. Doch nun heißt die Gesellschaft eben so und das wird wohl auch so bleiben. Namen sind jedoch bekanntlich ohnehin Schall und Rauch, so dass ich mich in diesem Artikel auf andere Dinge fokussieren möchte.

Big Data, Künstliche Intelligenz – davon profitiert MongoDB!

Wer in Deutschland als Politiker etwas auf sich hält, wirft einfach mal das Wort "Digitalisierung" in den Raum. Wahrscheinlich wissen jedoch die meisten Politiker mit diesem Stichwort wenig anzufangen. Schauen wir uns daher mal unsere Zukunft an. Diese besteht darin, dass Unternehmen immer mehr Daten sammeln und diese auswerten. Das Sammeln von Daten ist dabei ein recht stupider Vorgang, das können alle.

Wichtiger ist daher die gesammelten Daten in Form zu bringen und diese auszuwerten. Hier kommen dann Unternehmen wie Splunk oder eben MongoDB ins Spiel. Denn das Unternehmen hat ein Datenbanksystem entwickelt, das gezielt die Defizite herkömmlicher Datenbanken eliminiert. So ermöglicht die dokumentenorientierte Datenbank aus dem Hause MongoDB eine völlig schemafreie Organisaion von Daten, was Entwicklern ihre Arbeit deutlich vereinfacht.

Was aber bedeutet das genau? Nun, bei den Datenbanken von MongoDB spielt es keine Rolle mehr, ob die Daten strukturiert sind (wie bspw. Zahlen) oder nicht (wie bspw. bei Bildern). Darüber hinaus können die entsprechenden Daten – nach Bedarf – lokal oder auch in der Cloud gespeichert werden. Damit hat MongoDB einen neuen Standard gesetzt. Nicht von ungefähr ist MongoDB daher die am weitesten verbreitete sowie bei Entwicklern beliebteste Non-SQL-Datenbank.

Amazon.com hat das große Potenzial erkannt – und attackiert

Wie Ernst man MongoDB nehmen muss zeigt der Erfolg von Larry Ellison mit Oracle. Dann auch Oracle startete ja einst als schnöder Datenbankspezialist. Heute gehört man dagegen zu den Dickschiffen im US-Technologiesektor und kämpft gegen Konkurrenten wie Salesforce.com und SAP um die Marktführerschaft im Bereich Business Software. Wer angesichts der Erfolgsgeschichte von Oracle aber immer noch nicht an MongoDB glaubt, sollte seinen Blick vielleicht einfach mal auf Amazon.com richten. Denn der Konzern unter Führung von Jeff Bezos hat vor einigen Monaten quasi einen Frontalangriff auf MongoDB gestartet.

So gab Amazon.com bekannt, dass Amazon Web Services (AWS) einen neuen Service namens DocumentDB ins Leben gerufen hat. Bei DocumentDB handelt es sich um eine Datenbank, die auf dem Open Source-Code von MongoDB basiert und mit Hilfe eines Application Programming Interface (API) deren Datenbanksystem reproduziert. Dadurch, so Amazon.com, können Entwickler bei DocumentDB die gleichen Codes und Tools wie bei MongoDB nutzen (sehr wichtig, da somit keine gesonderte Einarbeitung nötig ist), jedoch mit einer besseren Performance und ohne sich um die zugrunde liegende Infrastruktur kümmern zu müssen. Dafür ist man jedoch an AWS gebunden.

MongoDB, Datenbank (so sieht die Arbeit von Entwicklern aus)

Bilanzielle Situation sowie Umsatz- und Gewinnentwicklung zuletzt...

So wichtig die technologischen Details, die ich Ihnen hoffentlich einigermaßen verständlich erläutern konnte, auch sein mögen – letztlich kommt es den Anlegern an der Börse auf die Umsatz- und Gewinnentwicklung eines Unternehmens an. Schauen wir uns also an, wie MongoDB hier zuletzt performt hat und was in der Zukunft erwartet wird. Dies ist insofern aktuell gerade besonders interessant, weil MongoDB erst kürzlich aktuelle Quartalszahlen vorgelegt hat.

Das Geschäftsjahr von MongoDB ist leicht verschoben und endet stets per 31. Januar. Von 2015 bis 2018 konnte die Company ihren Jahresumsatz von gut 65,27 Mio. auf gut 267,0 Mio. US-Dollar steigern, was einem durchschnittlichen jährlichen Umsatzwachstum von knapp +60% entspricht. Leider war man dabei jedoch in keinem einzigen Geschäftsjahr profitabel, wenngleich der Nettoverlust bis dato stets unter 100 Mio. US-Dollar gehalten werden konnte.

Die Gesamtverschuldung des Konzerns lag zuletzt bei deutlich weniger als 500 Mio. US-Dollar, wobei fast die Hälfte der Schulden langfristiger Natur waren. Demgegenüber standen kurzfristig verfügbare liquide Mittel in Höhe von ca. 550 Mio. US-Dollar. Damit sieht die Bilanz relativ gesund aus. Zudem wäre man, sofern die Verluste in den kommenden Geschäftsjahren nicht deutlich steigen, für mindestens fünf bis sechs Jahre durchfinanziert.

Aktuelle Quartalszahlen: Das Management wird noch zuversichtlicher

Wie erwähnt, hat MongoDB erst kürzlich seine aktuellen Quartalszahlen präsentiert. Demnach wurde im (per Ende April endenden) ersten Quartal des Geschäftsjahres 2019 ein Umsatz in Höhe von knapp 89,4 Mio. US-Dollar (+78% gegenüber Q1/2018) bei einem Nettoverlust von knapp -33,25 Mio. US-Dollar eingefahren. Besonders positiv war dabei die Entwicklung des Cloudgeschäfts, was sich in der Steigerung des durch Abonnements generierten Umsatzes um ca. +82% auf 84 Mio. US-Dollar widerspiegelt.

Angesichts der über den Erwartungen liegenden Quartalszahlen hat das Management seinen Ausblick, sowohl für Q2/2019 als auch für das Gesamtjahr 2019, angehoben. So erwartet man im laufenden zweiten Quartal nun einen Umsatz zwischen 90 und 92 Mio. US-Dollar bei einem Verlust je Aktie zwischen -0,27 und -0,29 US-Dollar. Für das Gesamtjahr 2019 liegt die Prognose nun bei einem Jahresumsatz zwischen 375 und 381 Mio. US-Dollar (ca. +41,6%) sowie einem Verlust je Aktie zwischen -1,04 und -1,11 US-Dollar.

Trotzdem fiel die Aktie in einer ersten Reaktion auf die vorgelegten Quartalszahlen etwas zurück, weil die angehobene Umsatzprognose eben auch mit einer etwas höheren Verlustprognose einherging. Allerdings sollten Anleger nicht übersehen, dass der Nettoverlust gegenüber dem Vorjahr damit noch immer deutlich eingedämmt würde, so dass man MongoDB durchaus weiterhin auf dem Pfad zur Profitabilität sehen kann.

MongoDB - Headquarter in Palo Alto (Kalifornien, USA)

Fundamentale Bewertung exorbitant hoch, weil Anleger weit in die Zukunft schauen

Aktuell wird MongoDB an der Börse mit knapp 8,2 Mrd. US-Dollar bewertet. Selbst auf Basis der angehobenen Umsatzprognose weist die Aktie somit ein KUV 2019e von knapp 22 auf, ein KGV gibt es natürlich noch nicht. Allerdings war, ist und bleibt das Wachstum stark, so dass man wohl bereits im Geschäftsjahr 2022e die Umsatzmilliarde toppen wird. Voraussichtlich wird man bereits ein Jahr früher, nämlich 2021e, den Break-even erreichen und somit 2022e einen Nettogewinn von deutlich über 100 Mio. US-Dollar einfahren.

Somit läge das KGV 2022e bei leicht unter 80, was angesichts der Wachstumsraten sicherlich absolut vertretbar erscheint. Allerdings muss ich zur Bewertung der Aktie schon meine eigenen Umsatz- und Gewinnschätzungen für 2022e heranziehen, was auch zeigt, wie weit die Anleger hier schon in die Zukunft zu schauen versuchen. Aus diesem Grund komme ich nicht umhin Sie darauf aufmerksam zu machen, dass die Umsatz- und Gewinnprognosen mit großer Unsicherheit behaftet sind und die Aktie aus fundamentaler Sicht aktuell exorbitant hoch bewertet ist.

Fazit: Tolles Unternehmen, hoch bewertete Aktie – nur Spekulanten greifen jetzt zu

Für mich steht absolut außer Frage, dass es sich bei MongoDB um ein tolles Unternehmen handelt. Wie jedoch dargelegt haben das auch die Anleger an der Börse erkannt und schauen schon weit in eine – ihrer Ansicht nach – sehr positive Zukunft. Verstehen Sie mich nun bitte nicht falsch, auch ich sehe die Zukunft des Unternehmens als sehr rosig an. Allerdings sehe ich eben auch, dass es schon heute große Konkurrenten wie Amazon.com gibt und der Konkurrenzkampf in Zukunft eher noch härter werden dürfte.

Insofern stellt sich schon die Frage, ob die Anleger hier nicht ein wenig zu positiv eingestellt sind. Mit anderen Worten: Zwar glaube auch ich, dass die Aktie von MongoDB in einigen Jahren deutlich höher stehen wird als heute. Allerdings kann sie zuvor durchaus noch einmal deutlich abstürzen, selbst eine Kurshalbierung oder mehr wäre möglich. Daher ist aktuell für langfristige Anleger sicherlich noch nicht der beste Zeitpunkt für einen Kauf des Papiers. Kurzfristigen Spekulanten jedoch kann das egal sein, diese kaufen einfach jede Kursschwäche und setzen auf das Momentum.

Dieses könnte die Aktie denn auch, bei einem charttechnischen Ausbruch auf neue Allzeithochs (über 155,00 US-Dollar) noch in Richtung 185,00 sowie möglicherweise 210,00 US-Dollar treiben. Über 200,00 US-Dollar wird die Luft dann jedoch sehr dünn, so dass es spätestens in diesem Bereich die Zeit für Gewinnmitnahmen gekommen sein sollte. Längerfristige Anleger bleiben hingegen geduldig und warten auf größere Kursrücksetzer. Denn optimalerweise sollte man die Aktie als längerfristig denkender Investor erst zu Kursen um oder unter 100,00 US-Dollar kaufen!

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