MorphoSys: Ausverkauf nach Quartalszahlen, aber...

Sascha
16.03.21

Das in Martinsried bei München ansässige deutsche Vorzeige-Biotechunternehmen MorphoSys (WKN: 663200) hat gestern Abend seinen Geschäftsbericht für das Jahr 2020 vorgelegt, der in dieser Ad hoc-Meldung zusammengefasst wurde. Obwohl dieser alles in allem phantastisch ausfiel, wird die Aktie heute ausverkauft.

Als Grund nennen Marktbeobachter den vorsichtigen Ausblick des neuen Managements. Zur Erinnerung: Bei MorphoSys hatte sich zunächst der Mitgründer und langjährige Vorstandsvorsitzende Dr. Simon Moroney in den Ruhestand verabschiedet. Anschließend verweigerte der ebenfalls langjährige Finanzvorstand (CFO) Jens Holstein die Verlängerung seines auslaufenden Arbeitspapiers, so dass die Gesellschaft auch diesen Posten neu besetzen musste.

Der Status quo

Mit Dr. Jean-Paul Kress als CEO und Sung Lee als CFO wurden so in den vergangenen Monaten also die Schlüsselstellen im Unternehmen neu besetzt. Das neue Management muss sich nun natürlich erst einmal das Vertrauen der Anleger an den Kapitalmärkten verdienen. Dazu ist eines essentiell: Man muss plausible Prognosen abgeben und diese dann auch erfüllen oder übertreffen. Einfacher wird das natürlich, wenn man eher konservative Prognosen abgibt.

Das alte Management hat dies in den letzten Jahren in schöner Regelmäßigkeit geschafft. So erzielte MorphoSys im abgelaufenen Geschäftsjahr einen Jahresumsatz von 327,7 Millionen Euro (nach 71,8 Millionen Euro im Vorjahr) sowie einen Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) von 27,4 Millionen Euro (nach -107,9 Millionen Euro im Vorjahr). Zudem verfügte die Gesellschaft Ende 2020 über eine Liquiditätsposition in Höhe von 1,244 Milliarden Euro.

Ausblick: Monjuvi wirklich eine Enttäuschung?

Stellt sich die Frage, warum die Aktie dann im Tagestief die Marke von 70 Euro getestet hat und selbst zur Stunde noch -10% an Wert verliert. Marktbeobachter machen hierfür den schwachen Ausblick des Managements, insbesondere im Hinblick auf den Absatz sowie die Umsatz- und Gewinnentwicklung beim Krebsmedikament Monjuvi (Tafasitamab), für das bereits laufende Geschäftsjahr 2021 verantwortlich. Doch was hat das Management hier eigentlich in Aussicht gestellt?

Nun, für 2021 erwartet man einen Jahresumsatz zwischen 150 und 200 Millionen Euro, wobei diese Prognose schon die kürzlich bekanntgegebene Meilensteinzahlung durch GlaxoSmithKline (GSK) enthält. Keine Angaben hat das Management dagegen im Hinblick auf die Gewinnentwicklung gemacht, weil diese sicherlich auch von der Markteinführung von Medikamenten wie Monjuvi abhängig ist. Tatsächlich erscheint diese Prognose auf den ersten Blick etwas enttäuschend.

Sie lässt aber eben den notwendigen Raum, um sie zu übertreffen und nach oben anzupassen. Wichtiger als das eigentliche Zahlenwerk ist bei einem forschenden Biotechunternehmen aber ohnehin die Medikamentenpipeline. Hier hatte und hat MorphoSys wohl die beste solche Pipeline in Deutschland und möglicherweise sogar Europa. Daher sehe ich den Kursrückgang heute als sehr gute (Nach)Kaufgelegenheit.

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