MorphoSys: Blutkrebsmedikament scheint auf sehr gutem Weg
Wie das deutsche Biotechunternehmen MorphoSys (WKN: 663200) heute Nachmittag bekanntgab, verlaufen die klinischen Studien mit seinem Blutkrebsmedikament MOR208 (Tafasitamab) wohl sehr gut.
So hat das Unabhängige Datenkontrollkomitee (IDMC) empfohlen die Patientenzahl im Rahmen der laufenden klinischen Studie von derzeit 330 auf 450 zu erhöhen. Basis dieser Empfehlung ist dabei, dass im Rahmen der laufenden Phase-3 B-MIND-Studie die vorgeplante ereignisgesteuerte Futility-Interimsanalyse erfolgreich bestanden wurde. Die B-MIND-Studie vergleicht dabei die Wirksamkeit von Tafasitamab (MOR208) in Kombination mit Bendamustin gegenüber Rituximab in Kombination mit Bendamustin bei Patienten mit rezidiviertem oder refraktärem diffusen großzelligen B-Zell Lymphom.
Bei Rituximab handelt es sich um den weltweit ersten Antikörper, der seinerzeit (1997) durch die FDA zur Behanlung von Krebs zugelassen wurde. Das Medikament wurde dabei vom, inzwischen von Roche geschluckten, Biotechkonzern Genentech entwickelt und letztlich auf den Markt gebracht. Mit Rixathon (EU) sowie Truxima (EU, USA) gibt es allerdings inzwischen schon zwei sogenannte Biosimilars, so dass die Bedeutung von Rituximab für Genentech/Roche im Laufe der Zeit deutlich abgenommen hat. Die Bedeutung von Tafasitamab (MOR208) für MorphoSys kann allerdings kaum überschätzt werden.
Anleger positiv beeindruckt, aber nicht euphorisch
Dementsprechend positiv fassen die Anleger an der Börse die heutige Ad hoc-Meldung auf. So stieg die Aktie direkt nach ihrer Veröffentlichung um knapp +12%. Inzwischen haben sich die Kursgewinne jedoch schon wieder deutlich reduziert. Insofern kann man wohl mit Fug und Recht behaupten, dass die Anleger sich von dieser Nachricht positiv beeindruckt, nicht jedoch euphorisch zeigen. Dies ist auch völlig in Ordnung so.
Denn auch wenn die klinischen Phase-3-Studie wohl sehr gut läuft, handelt es sich immer noch um eine laufende Studie. Insofern besteht natürlich immer noch die Möglichkeit, dass sie am Ende scheitert. Doch selbst nach einem positiven Abschluss ist es bis zur Marktzulassung von MOR208 (Tafasitamab) immer noch ein langer Weg, wie wir zuletzt ja bei Amarin beobachten konnten. Hier hat zwar das Expertengremium der FDA eine erweiterte Marktzulassung von Vascepa empfohlen, noch ist diese damit aber nicht durch.
Aktie bleibt hochinteressant, ist aber eben auch sehr spekulativ
So geriet die Aktie in der Vergangenheit beispielsweise schon mal deutlicher unter Abgabedruck, nachdem MorphoSys gemeinsam mit seinem Partner Roche entschieden hatte die Forschungsarbeit am Alzheimer-Medikamenten-Kandidaten Gantenerumab einzustellen. Ähnlich wie bei Biogen (wir berichteten) hat man diese inzwischen jedoch wieder aufgenommen, weshalb die Aktie auch von den positiven Nachrichten um Biogen profitieren konnte.
Langer Rede, kurzer Sinn: Bei MorphoSys handelt es sich um eines von nur ganz wenigen forschenden Biotechunternehmen in Deutschland. Insofern sind Investitionen in die Aktie immer auch eine Wette auf positive Entwicklungen in der Medikamentenforschung. Dies sollte man sich als Anleger klar machen. Wer das getan hat und dann immer noch investieren möchte, kann das gerne tun. Denn neben Evotec ist MorphoSys meines Erachtens die beste Wahl in diesem Bereich!
Dabei ist das Blutkrebsmedikament MOR208 (Tafasitamab) derzeit wohl der mit Abstand wichtigste Medikamenten-Kandidaten im Portfolio von MorphoSys. Sollte das Management um den neuen CEO Dr. Jean-Paul Kress sowie CFO Jens Holstein Wort halten und schon in 2020 einen Zulassungsantrag bei der US-Zulassungsbehörde FDA einreichen können, dürfte die Aktie in Richtung 120 Euro laufen. Mit einer Zulassung im Rücken wären durchaus sogar bis zu 150 Euro möglich. Aber wehe, wenn die FDA die Zulassung ablehnen sollte...