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Morphosys: Erst der Anfang vom Ende?

Jens Lion / 14.09.21 / 9:50

Die Aktie von Morphosys (WKN: 663200) kennt aktuell nur eine Richtung – und zwar nicht die, über die sich Aktionäre normalerweise freuen. Was steckt hinter dem Ausverkauf und wie geht es für die Aktie weiter?

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Morphosys ist eine 1992 gegründete deutsche Biotech-Firma mit Sitz in Planegg bei München. Sie verfügt über verschiedene Antikörper-, Protein- und Peptid-Technologien und hat nach eigenen Angaben mehr als 100 Medikamente in der Pipeline.

Wegweisend für Morphosys war die diesjährige Doppeltransaktion. Für den Erwerb des US-Biotechs Constellation wurden bestehende Ansprüche auf Tantiemen an die Finanzierungsspezialisten von Royalty Pharma verkauft. Was auf den ersten Blick nach Reinvestition klingt, ist auf den zweiten Blick eher der Gang zum Roulette-Tisch.

Zugelassene Assets monetarisiert...

Denn die Medikamente, deren Umsatzbeteiligungen aufgegeben wurden, waren zum Großteil bereits zugelassen und haben laufend solide Erträge eingespielt. Gerade für Biotech-Firmen, die dadurch ihre Verlustvorträge steuerlich nutzen können und gleichzeitig nicht mehr gezwungen sind, häufig Kapitalerhöhungen durchzuführen, ist das eine beneidenswerte und sehr angenehme Position. Das Unternehmen war zwar noch nicht profitabel, wäre es aber vermutlich in überschaubarer Zeit geworden.

Doch im Management von Morphosys sah man das offenbar anders und hat die Mittel verbarwertet, um sie gleich zu reinvestieren. Gleichzeitig steigt die Kostenbasis signifikant an. Mit 1,1 Milliarden € in der Kasse ist das Polster mehr als ausreichend, netto werden aktuell aber auch rund 300 Millionen € im Jahr für Forschung und Entwicklung ausgegeben.

... und das Risiko erhöht

Klar, geht die Spekulation auf und die eingekauften Assets erfüllen die Erwartungen, wird die Aktie natürlich deutlich steigen. Dass ein Management aber über Nacht auf diese Art und Weise das Risikoprofil einer Aktie auf den Kopf stellt und einen Großteil der Assets in einer Akquisition „verwettet“, ist ungewöhnlich und hat mit Sicherheit nicht für größeres Vertrauen in das Management gesorgt.

Gleichzeitig würde die Zuversicht des Marktes zusätzlich schwinden, wenn sich die Akquisitionen als Fehlgriff erweisen. Aufgrund der nun fehlenden Geldströme wäre das Risiko in der Aktie nachfolgend noch einmal erhöht und das Papier stünde vor einer Negativspirale. Bullen hingegen spekulieren sogar auf eine Übernahme durch Incyte. Die beiden Firmen sind bereits eng verdrahtet, und eines der eingekauften Assets würde sich sehr gut im Bauchladen der Amerikaner machen.

Viel auf eine Karte gesetzt

Grundsätzlich war die Morphosys-Aktie immer ein aussichtsreiches Papier, das wir gerade wegen der entspannten Finanzlage geschätzt haben. Sollten sich die Zukäufe in der Tat als unrentabel erweisen, stünde dann auch gleich das Management auf der Kippe. In der Folge wäre sehr viel Zeit und Arbeit notwendig, um dieses verlorene Vertrauen wieder wettzumachen.

Seit der Transaktionsankündigung Anfang Juni verringerte sich die Marktkapitalisierung um etwa 900 Millionen €, circa 60% des Einkaufs sind vom Markt also schon abgeschrieben worden! Dadurch hat der Markt das erhöhte Risiko aber nun zur Genüge eingepreist und bei einer Marktkapitalisierung von 1,4 Milliarden € sehe ich insgesamt mehr Chancen als Risiken. Wer Morphosys aber noch als Biotech mit hohen Einnahmen abgespeichert hat, sollte sich noch einmal intensiver mit dem Wert beschäftigen. Es wird volatil bleiben!

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