MTU: Nach Kursabsturz – deswegen hebt die Aktie jetzt wieder ab
Die Papiere des führenden deutschen Triebwerkherstellers MTU Aero Engines (WKN: A0D9PT) heben langsam wieder ab. Das Lufthansa-Rettungspaket und europaweite Pläne für einen Re-Start der Urlaubssaison sind jetzt zwei extrem wichtige Kurstreiber für den Aktienkurs.
Einige Anleger mögen sich gestern etwas verwundert die Augen gerieben haben, warum MTU-Aktien mit einem Kursaufschlag von fast +10% gehandelt wurden. Schließlich standen die DAX-Unternehmen Bayer nach einer Meldung über einen Teilerfolg im Glyphosat-Streit in den US-Vergleichsverhandlungen sowie die Lufthansa infolge der Verkündung des Rettungspakets neben der TUI-Aktie nach einem Interview des Vorstandschefs Fritz Joussen bei Anlegern im Rampenlicht.
Warum konnten auch die MTU-Papiere ohne eigene Unternehmensnachrichten in diesem Umfeld so stark um +9% auf 143,40 Euro zulegen und diese Entwicklung heute mit Kursen von derzeit 149 Euro weiter bestätigen?
Führender Triebwerkhersteller Profiteur der Lufthansa-Rettung
Die MTU Aero Engines ist nach eigenen Angaben führender deutscher Triebwerkhersteller und eine weltweit etablierte Größe. Die Firma entwickelt, fertigt, vertreibt und betreut zivile und militärische Luftfahrtantriebe aller Schub- und Leistungsklassen sowie stationäre Industriegasturbinen. Im Bereich der zivilen Instandhaltung zählt MTU demnach zu den Top 3 der weltweiten Dienstleister für Luftfahrtantriebe und Industriegasturbinen.
Insbesondere im sogenannten Maintenance-Geschäft ist die MTU, gemessen am Umsatz, der weltweit größte unabhängige Instandhaltungsdienstleister für zivile Triebwerke. Vor allem bei der Instandhaltung und Reparatur des V2500, dem Antrieb der aktuellen Airbus A320-Familie, ist sie nach eigenen Angaben global führend. Und genau diese Baureihe ist die erfolgreichste des europäischen Luftfahrtriesens Airbus.
Beginnend mit der Bekanntgabe der Pandemie auf dem asiatischen Kontinent, legte die MTU-Aktie einen beispiellosen Kursabsturz zum Jahresanfang von fast 290 Euro auf knapp 110 Euro im Tief vor wenigen Tagen hin. Mittlerweile hat sich der Kurs bei rund 150 Euro heute eingependelt. Die Marktkapitalisierung beträgt daher derzeit nur noch knapp über 7 Milliarden Euro.
Bereits Ende März hatte das Unternehmen seine Prognose für 2020 einkassiert, nachdem die deutschen Betriebe für 3 Wochen stillgelegt worden sind. Der Vorstand ist in dieser Zeit mit gutem Vorbild vorausgegangen und hat gemeinsam mit Angestellten durch einen Gehaltsverzicht 4 Millionen Euro in einen Solifonds eingezahlt.
Tourismus Re-Start wird die MTU-Aktie beleben
Der Kassenbestand lag Ende Dezember bei fast 140 Millionen Euro und gibt dem Unternehmen in der aktuellen Phase der Kurzarbeit Spielraum, das Kurzarbeitergeld für die Angestellten freiwillig zu erhöhen. Das stärkt die Moral der Arbeitnehmer und ist ein viel zu wenig beachtetes positives Beispiel eines DAX-Konzerns. Da haben wir in den letzten Wochen ganz andere Dinge gesehen.
Der sehnsüchtige Start zurück ins normale Tagesgeschäft könnte schon bald bevorstehen. Die Lufthansa hat ein viel diskutiertes Rettungspaket mit dem Staat gestrickt und die großen Reiseveranstalter wie TUI drängen darauf, wieder Reisefreudige an die europäischen Urlaubsorte zu bringen. Viele Länder bereiten eine Öffnung ihrer Länder für Touristen sorgsam für die Sommersaison vor. Dieses Treiben wirkt sich positiv auf das Unternehmen aus.
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MTU ist wie bereits erwähnt federführend bei der Instandhaltung und Reparatur des V2500, dem Antrieb der aktuellen Airbus A320-Familie. Von der A320-Baureihe hat der Airbus-Konzern bis Ende April 2020 weltweit 9.355 Flugzeuge ausgeliefert, weitere 6.187 sind bereits bestellt, deren Auslieferungen derzeit aber aufgrund der Pandemie noch ungewiss sind.
Diese Flugzeug-Baureihe ist das beliebteste Mittelstreckenflugzeug der Airlines und dürfte gerade in der kommenden Zeit mit verstärktem Mittelstreckenaufkommen noch intensiver genutzt werden. Alleine die Lufthansa besitzt 67 Exemplare und hat 120 Airbus A320 sowie Airbus A321 bestellt, die zwar nicht durch eine formell festgehaltene Verpflichtung im Rettungspaket der Bundesregierung abgenommen werden müssen, allerdings gehen Insider davon aus, dass dies stillschweigend erfolgen könnte.
Exzellente Quartalszahlen vor Ausbruch der Pandemie
Trotz Krise können sich die Quartalszahlen des ersten Quartals 2020 sehen lassen. Die MTU Aero Engines AG hat in dieser Zeit ihren Umsatz um satte +13 Prozent auf rund 1,27 Milliarden Euro in die Höhe schrauben können. Vor allem der Bereich der zivilen Instandhaltung insbesondere für die A320-Familie entpuppte sich mit einem Zuwachs um +21 Prozent als Umsatztreiber, bevor COVID-19 dieses Segment nahezu brachliegen lassen hat.
Für das zweite und dritte Quartal dieses Jahres könnten insbesondere die Aufträge aus dem Passagiermaschinenbereich auf ein Minimum zurückgehen, wohingegen die Instandhaltung bei Frachtmaschinen zulegen dürfte. Das Militärgeschäft, unter anderem mit dem Eurofighter-Triebwerk EJ200, sollte weitgehend unberührt bleiben. Auch wenn das zweite und dritte Quartal schwer werden, so erkenne ich langsam Licht am Ende des Tunnels.
Die MTU-Aktie kam in den letzten Wochen erheblich unter die Räder. Mittlerweile notiert die Aktie knapp 50 Prozent unter ihren Jahreshöchstständen. Sofern wir keine weltweit größere zweite Welle des Coronavirus sehen und sich dadurch der Flugverkehr auf der Mittelstrecke langsam wieder normalisiert, könnten sich auch die Auftragsbücher bei MTU neben dem Militär- und Frachtflugzeuggeschäft langsam wieder füllen.
Wer auf eine Belebung des Passagiergeschäftes setzt, kann mit der MTU-Aktie vermutlich besser fahren, als wenn er sich eine der gebeutelten Airline-Aktien ins Depot legt.