Mullen Automotive +20%: Das wird jedoch übel enden
Die Aktie von Mullen Automotive (WKN: A3C67R) springt am Donnerstag um ein Fünftel hoch, weil die Nasdaq-Börse von einem Index-Rauswurf vorerst absieht. Für die Zukunft des Meme-Papiers sehe ich dennoch schwarz – unter anderem weil das Unternehmen unbeabsichtigt ein verheerendes Signal gesendet hat, dass es an Investitions- und Wachstumsmöglichkeiten fehlt.
ℹ️ Mullen Automotive vorgestellt
Mullen Automotive mit Hauptsitz in Brea, Kalifornien, ist ein US-amerikanischer Elektroauto-Bauer in spe. Vorzeigeprojekt ist der SUV „Mullen Five“, den das Unternehmen auf der Los Angeles Auto Show im November 2021 erstmals präsentiert hat. Außerdem will das Unternehmen Cargo-Vans verkaufen und ist an der Entwicklung von Festkörper-Batterien beteiligt. An der Börse ist der Hersteller derzeit mit knapp 200 Millionen US$ wert.
Nasdaq-Notierung vorerst gesichert
Die Mullen-Aktien sind am Donnerstag im regulären US-Handel um knapp +20% auf 0,31 US$ hochgeschossen, nachdem das Unternehmen seitens der Nasdaq-Börse eine bedingte Genehmigung für die fortgesetzte Notierung im Tech-Index erhalten hat.
So gab der E-Autobauer bekannt, dass das Nasdaq Hearing Panel dem Antrag des Unternehmens unter folgenden Bedingungen stattgeben wird: Bis zum 22. Januar 2024 muss es den Kaliforniern gelingen, an 20 aufeinanderfolgenden Handelssitzungen einen Schlusskurs von mindestens 1 US$ zu halten.
Neben dieser sogenannten Listing Rule 5550(a)(2) muss Mullen zusätzlich bis zum 8. März 2024 die Einhaltung der Listing Rule 5620(a) nachweisen. Letztere besagt, dass das Unternehmen eine jährliche ordentliche Aktionärsversammlung abhält.
Anfang August hatte der E-Autobauer zwar eine Jahreshauptsitzung für Shareholder abgehalten; die Börsenzulassungshüter der Nasdaq hatten jedoch festgestellt, dass die Anteilseigner bei dem Event nicht die Möglichkeiten erhalten hatten, Unternehmensangelegenheiten mit der Geschäftsführung zu erörtern – ein Verstoß gegen besagte Regel 5620(a).
Mullen-CEO David Michery gab zum Besten, dass man an den Anforderungen der Nasdaq „gewissenhaft“ arbeite. Den Angaben nach plant das Management nun eine kombinierte Aktionärsversammlung für die Jahre 2023 und 2024.
Größenwahn bei der Portfolio-Planung
Die Mullen-Aktie ist nach dem Q3-Finanz-Update Mitte August und dem Reverse-Aktien-Split im Verhältnis 1:9 prompt zurück in den Pennystock-Bereich abgerutscht und hat seitdem trotz drei kräftiger Kurssprünge nochmal zwei Drittel an Börsenwert verloren.
Um ehrlich zu sein, ist mir schleierhaft, warum der Meme-Titel bei Privatanlegern derart beliebt ist. Schließlich gibt es bei den E-Auto-Start-ups, die ihre Geschäfte deutlich transparenter und realistischer planen.
Es macht mich skeptisch, wenn Vorstandschef Michery erzählt, wie er mit seinen äußerst bescheidenen Mitteln zahlreiche Pkw- und Nutzfahrzeuge und obendrauf einen Supersportwagen auf den Markt bringen will, während sich die finanziell deutlich besser ausgestatteten Konkurrenten Rivian und Lucid Motors auf maximal drei Modelle beschränken. Hinzu kommen fragwürdige Übernahmen in der Vergangenheit, die das Budget der Kalifornier eigentlich nicht hergibt.
Fragwürdige Aktienrückkäufe
Was ebenfalls stutzig machen sollte, ist das Aktienrückkaufprogramm im Gesamtvolumen von 25 Millionen US$, das das Unternehmen im Juli angekündigt hatte. Der Aktienkurs schoss an jenem Tag um +53% hoch, da CEO Michery die Aktion so verkauft hat, wie Anleger sie üblicherweise einschätzen: als Steigerung des Shareholder-Values.
Buybacks können in wachstumsstarken Branchen jedoch als negatives Signal gedeutet werden, dass es dem Unternehmen an neuen Investitionsmöglichkeiten mangelt. So gesehen ist das Programm aus meiner Sicht ein Eingeständnis eines begrenzten Wachstumspotenzials.
Finger weg, liebe Anleger!
Überambitionierte Ziele, eine schwache Bilanz und zweifelhafte Wachstumsaussichten: Mit diesem toxischen Cocktail erwarte ich für Mullen-Anleger zeitnah ein böses Erwachen. Wer ein ernsthaftes Investment in der E-Auto-Branche erwägt, sollte meines Erachtens nach einen der oben genannten US-Rivalen in Erwägung ziehen oder sich in China umsehen.
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