Munich Re, Hannover Rück, Siemens Energy, MTU: DAX-Überblick
Nach dem positiven Wochenstart ist der DAX (WKN: 846900) am Dienstag schon wieder deutlich zurückgekommen. Das größte deutsche Börsenbarometer büßte mehr als 120 Punkte ein und ging -0,69% tiefer mit 18.164 Punkten aus dem Handel. Zwischenzeitlich betrugen die Verluste sogar mehr als -1,4%. Hannover Rück und Münchener Rück standen ganz oben auf der Verkaufsliste, die höchsten Gewinne gab es bei Siemens Energy und MTU.
Am Morgen zeichnete sich bereits ein schwacher Handelstag ab. Die deutschen Standardwerte starteten mit einer Abwärtslücke in den Tag und gerieten daraufhin immer weiter unter Druck. Das Tagestief wurde am Nachmittag rund eine halbe Stunde vor Beginn der Wall Street mit 18.030 Punkten markiert. In der Folge stabilisierten sich die Kurse wieder, da auch die großen US-Indizes trotz schwacher Indikationen im regulären Handel wieder zulegen konnten. Zum Handelsende pendelte sich der Markt im Bereich von 18.150 Punkten ein.
Anleger meiden das Risiko – Inflation im Blick
Die Risikobereitschaft am deutschen Aktienmarkt bleibt angesichts zahlreicher Unsicherheitsfaktoren überschaubar. Nach den Wochenauftaktgewinnen am Montag wurde am Dienstag gleich wieder Kasse gemacht. Dazu trugen auch die neuesten Inflationsdaten für den Euroraum bei.
Wie die Statistikbehörde Eurostat mitteilte, ist die Inflationsrate im Juni wieder leicht gesunken, von 2,6% auf 2,5%. Die Kernrate, die volatile Preise für Lebensmittel und Energie ausklammert, blieb mit 2,9% aber auf dem Niveau des Vormonats. Hier hatten Ökonomen einen leichten Rückgang erwartet.
Auch wenn sich der Preisauftrieb weiter abschwächt, ist es noch zu früh, um Entwarnung zu geben. Vor allem die Kernrate liegt noch deutlich über dem von der EZB ausgegebenen Zwei-Prozent-Ziel.
Jerome Powell bleibt seiner Linie treu
Die Geldpolitik war auch Thema beim jährlichen Notenbanktreffen der EZB im portugiesischen Sintra, auf dem auch Fed-Chef Jerome Powell sprach. Er machte erneut deutlich, dass die US-Notenbank weitere Daten benötige, um sicherzustellen, dass sich der Inflationstrend nachhaltig abschwächt.
Auch wenn Hoffnungen auf rasche Zinssenkungen hierdurch einen kleineren Dämpfer erhielten, rechnen aktuell mehr als 60% der Marktteilnehmer mit einer ersten Zinslockerung bei der übernächsten Fed-Sitzung im September.
Die Wall Street erholte sich von schwachen Indikationen aus der Vorbörse und drehte leicht ins Plus. Der Nasdaq 100 profitierte dabei vor allem von deutlichen Aufschlägen beim E-Autobauer Tesla, dessen Auslieferungszahlen besser ausfielen als befürchtet.
Schuldenkrise 2.0?
In Europa sind vor allem die Parlamentswahlen in Frankreich weiterhin das große Thema. Am 7. Juli findet die Stichwahl statt. Über den Märkten in Europa schwebt das Damoklesschwert einer neuerlichen Schuldenkrise, sofern die Rechtspopulisten von Rassemblement National (RN) den Sieg davontragen.
Frankreich ist schon jetzt mit rund 100% der Wirtschaftsleistung verschuldet, trotzdem hat RN im Falle eines Wahlsieges zusätzliche Ausgaben in großem Umfang angekündigt.
Versicherungstitel geben deutlich nach
Aus Branchensicht gerieten besonders Versicherungstitel unter Druck. Die Aktien von Munich Re und Hannover Rück verloren am DAX-Ende -3,26% bzw. -3,4%. Sie gerieten vor allem wegen des Hurrikans „Beryl“ unter Druck, der im Südosten der Karibik sehr früh in der Sturmsaison an Stärke gewinnt. Er könnte den Rückversicherern hohe Kosten verursachen.
Siemens Energy und MTU ziehen an
Gefragt waren an der DAX-Spitze die Papiere von Siemens Energy mit einem Tagesplus von +3,77%. Der Energietechnikkonzern will sein Stromnetzgeschäft deutlich ausbauen und plant bis 2030 mit Investitionen von insgesamt 1,2 Milliarden €. Die Aktie hat die 25-€-Marke überwunden und nimmt Kurs auf das Bewegungshoch bei 27,01 €.
Außerdem gefragt waren die Aktien des Triebwerksherstellers MTU mit einem Kursplus von +3,38%. Sie profitierten von einer positiven Analystenstimme. JPMorgan beließ die Einstufung auf "Overweight" und erhöhte das Kursziel von 290 € auf 300 €.
DAX fällt wieder zurück
Im DAX bleibt die Lage kompliziert. Während der Wochenstart noch für vorsichtigen Optimismus sorgte, traten die Anleger am Dienstag schon wieder auf die Bremse. Im Tagesverlauf kam es zu einem weiteren Test der 100-Tage-Linie (SMA100), die aber erneut verteidigt werden konnte.
Die Schaukelbörse der letzten Wochen setzt sich damit fort. Bis zur zweiten Wahlrunde in Frankreich dürfte die Volatilität erhöht bleiben. Es gilt zu verhindern, dass die 100-Tage-Linie und die Schlüsselmarke von 18.000 Punkten durchbrochen werden. Ansonsten könnte es ungemütlich werden.
Um neue Kaufdynamik zu entfachen, müsste der DAX die 50-Tage-Linie (SMA50) durchbrechen, die sich zuletzt als zu große Hürde erwiesen hat. Sie verläuft aktuell bei knapp 18.400 Punkten. Zwischen den beiden Durchschnittslinien sendet die Charttechnik neutrale Signale.
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