Nagarro-Aktie: Bringt KI den Turnaround?
Nach einem starken Anstieg bis Anfang 2022 ist die Aktie des IT-Dienstleisters Nagarro (WKN: A3H220) zuletzt unter das Kursniveau der Erstnotiz bei 69 € gefallen. Die Ertragsentwicklung hat Anlegern gar nicht geschmeckt. Geben die neuen KI-Plattformen dem SDAX-Titel nun wieder positive Impulse?
ℹ️ Nagarro vorgestellt
Die Nagarro SE ist ein weltweit agierender IT-Dienstleister mit dem Schwerpunkt der digitalen Produktentwicklung. Hervorgegangen ist das Unternehmen 2020 aus einer Abspaltung der Allgeier SE. Neben den Kernregionen Europa und Nordamerika ist das der Konzern in rund 25 Ländern international tätig. Der Hauptsitz befindet sich in München, die Marktkapitalisierung beträgt derzeit 900 Millionen €.
Neue intelligente Plattformen installiert
Auch bei Nagarro stehen die jüngsten Produkte und Entwicklungen voll im Zeichen der Künstlichen Intelligenz. So hat die Softwareschmiede vor einigen Wochen die Plattform „Genome AI“ auf den Markt gebracht, die Kommunikation mit Kunden erleichtern soll.
Es ist der kundenorientierte Teil davon, was Nagarro „KI-gesteuertes Fluidic Enterprise“ nennt. Für firmeninterne Abläufe bietet das Unternehmen nun ebenfalls eine entsprechende Plattform an, die „Ginger AI“ heißt.
Manas Human, Co-Founder von Nagarro, beschreibt das Tool wie folgt:
Für Nagarro und unsere Kunden, die es bereits eingeführt haben, ist Ginger AI eine Schlüsselplattform: Alle Organisationsdaten, Anwendungen und Prozesse sind in einer einzigen Schnittstelle zusammengeführt. Es ermöglicht eine hyperpersonalisierte Kommunikation, Agilität bei der Implementierung neuer Prozesse und eine intelligente Datennutzung.
Dem Vernehmen nach hält sich das Interesse für die neuen KI-Plattformen von Nagarro derzeit noch sehr in Grenzen. Da der Bedarf an digitaler Weiterentwicklung grundsätzlich hoch ist, dürfte sich das bei den Münchenern mittelfristig wieder in höheren Auftragseingängen widerspiegeln.
Ertragslage rückläufig
Operativ lief es beim Unternehmen trotz Wachstum zuletzt nicht rund, wie aus dem Halbjahresbericht vom 14. August ersichtlich ist. So verschlechterte sich die Ertragslage in den ersten sechs Monaten gegenüber dem Vojahreszeitraum deutlich: Das operative EBITDA sank von 69,1 Millionen € auf 60,3 Millionen €. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass der Umsatz sich um 15,4% auf 456 Millionen € deutlich erhöht hat. Unterm Strich verblieb ein Periodenergebnis von 26,6 Millionen € – ein Jahr zuvor lag es bei 36,3 Millionen €.
Der Vergleich mit dem Vorjahr ist aber nur bedingt aussagefähig, da damals der Nachholbedarf nach der Pandemie sehr hoch war und Preisstruktur besser. In der jetzigen anspruchsvollen Wirtschaftssituation lassen sich diese Preise nicht mehr aufrechterhalten. Daher ist ein Quartalsvergleich sinnvoller.
Während im ersten Quartal 2023 noch eine leichte Verbesserung des operativen EBITDA erreicht wurde, ist der operative Gewinn im zweiten Vierteljahr geringer ausgefallen: Die EBITDA-Marge sank sequenziell von 13,7% auf 12,8%.
Besonders hervorzuheben ist, dass die Anzahl der Kunden mit einem Umsatz größer als 1 Million € von 131 auf 168 gegenüber dem Vorjahr gestiegen ist.
Des Problems der geringeren Profitabilität ist sich das IT-Unternehmen bewusst und unternimmt große Anstrengungen, um die Kostenbasis zu reduzieren.
Prognosesenkungen verantwortlich für Kursverfall
Meines Erachtens ist die zweimalige Senkung der Jahresprognose die Hauptursache für den drastischen Kursverfall der Nagarro-Aktie. Eine wiederholte Reduzierung innerhalb von drei Monaten schafft kein Anlegervertrauen. Die Folge ist, dass sich viele Aktionäre von ihren Beständen verabschiedet haben, viele wahrscheinlich mit erheblichen Kursverlusten.
Bei der ersten Senkung bestand seitens des Unternehmens vielleicht noch die Hoffnung, dass die Geschäftsentwicklung sich wieder stabilisiert. Als dies nicht der Fall war, erfolgte die zweite Senkung. Diesmal mit einer Ertragsanpassung nach unten.
Es wird jetzt spannend werden, wie bei den Münchenern die Zahlen für das dritte Quartal ausfallen. Sollte keine Stabilisierung bei der Ertragslage stattfinden, ist mit weiteren Kursverlusten zu rechnen. Insgesamt ist die Aktie jedoch deutlich unterbewertet, die Analysten von Jefferies und Warburg sehen dies ähnlich. Deren Zielkurse liegen bei 112 € bzw. 190 €.
Mein Fazit der Nagarro-Aktie: Anleger sollten die nächsten Quartalszahlen abwarten, bevor sie sich sich für eine Investment entscheiden.
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