Nel ASA-Aktie: Mit neuem Chef zu alten Höhen?
Ab heute übernimmt offiziell Håkon Volldal das Kommando bei Nel ASA (WKN: A0B733). Ex-CEO Jon Løkke wechselt in den Verwaltungsrat. Der neue Vorstandsvorsitzende hat beste gesamtwirtschaftliche Voraussetzungen, um der Aktie wieder Schwung zu verleihen, die in den vergangenen 18 Monaten um fast zwei Drittel auf 12,51 NOK abgesackt ist. Ein anderer Umstand gefährdet jedoch die Mittelfristziele des Unternehmens.
Nel ASA ist ein global operierender Wasserstoff-Spezialist mit Sitz im norwegischen Oslo. Das Unternehmen ist unabhängig von speziellen Anwendungsbereichen des Gases und deckt die gesamte Wertschöpfungskette ab – von der Produktion über den Vertrieb bis zu Tankstellen. An der Börse hat der Konzern aktuell einen Wert von umgerechnet 1,8 Milliarden €.
Volldal übernimmt das Kommando
Nel hat einen neuen Unternehmenschef: Der Wasserstoff-Spezialist ernennt mit sofortiger Wirkung Håkon Volldal zum Vorstandsvorsitzenden. Er tritt damit wie geplant die Nachfolge von Jon Løkke an, der nun in den Verwaltungsrat des Unternehmens wechselt. Volldal sagte zu seiner Nominierung:
Ich habe mich schon lange auf diesen Tag gefreut. Nel ist ein spannendes Unternehmen mit einer glänzenden Zukunft, nicht nur kommerziell, sondern auch als wichtiger Teil der grünen Energiewende.
Volldal war zuvor CEO von Q-Free, das Lösungen für Mautsysteme und Verkehrsmanagement entwickelt. Das börsennotierte Unternehmen hat seinen Hauptsitz in Trondheim, beschäftigt rund 350 Mitarbeiter und erzielt einen Jahresumsatz von ca. 100 Millionen US$. Er verfügt außerdem über Erfahrungen bei der Unternehmensberatung McKinsey und bei TOMRA, einem der weltweit führenden Anbieter von Recyclingmaschinen.
Günstiges Investitionsumfeld für die Branche
Mitte letzten Jahres hatte Nel bereits angekündigt, nach fünf Jahren einen Nachfolger für Løkke zu suchen. Nun ist der Prozess abgeschlossen. Volldal übernimmt das Ruder in einer äußerst spannenden Phase für den Elektrolyse-Spezialisten. Das Unternehmen entfernte sich zuletzt zwar wieder weiter von der Gewinnzone; die derzeitigen Weichenstellungen der Europäischen Kommission deuten jedoch auf einen baldigen Wasserstoff-Superzyklus hin, von dem der Marktführer aus Norwegen profitieren dürfte.
Mitte Mai hatte Brüssel seinen REPowerEU-Plan zur Umgestaltung des Energiesystems vorgestellt. Für dieses Vorhaben plant der Staatenbund, bis zu 300 Milliarden € zu mobilisieren. Mit der Geld sollen unter anderem „wichtige Wasserstoffkorridore“ im Mittelmeer und in der Nordsee entwickelt werden. Ihre Ziele für die H2-Produktion hat die EU zuvor bereits auf 10 Millionen Tonnen im Jahr verdoppelt, weitere 10 Millionen Tonnen sollen nun jährlich importiert werden.
Diese Entwicklung macht sich bereits in Nels Auftragsbestand bemerkbar, der zuletzt von einem Rekord zum nächsten eilte. Zum Ende des Märzquartals hatte der Elektrolyseur-Hersteller einen Backlog von 130 Millionen € gemeldet – ein Fünftel mehr als im Vorjahreszeitraum. Allein im ersten Quartal sicherten sich die Norweger Aufträge im Wert von gut 28 Millionen €.
10 GW Output bis 2025 geplant
Um die sich erhöhende Nachfrage bedienen zu können, bauen die Norweger derzeit ihre Kapazitäten massiv aus. Im April hatte das Unternehmen seine neue 500-Megawatt-Anlage (GW) auf der südnorwegischen Halbinsel Herøya eröffnet, die noch um bis zu 2 Gigawatt (GW) erweitert werden kann.
Vergangene Woche dann erhielt die Nel-Tochter Glomfjord Hydrogen Finanzierungsgelder für den Bau einer 20-MW-Wasserstoffanlage, um maritime Kunden mit grünem Wasserstoff zu versorgen. Bis 2025 plant Nel, den Output mit weiteren Werken auf bis zu 10 GW zu steigern.
Steigende Kosten verschieben die Gewinnschwelle nach hinten
Bis zur Mitte des Jahrzehnts wollte Ex-CEO Løkke für seinen grünen Wasserstoff außerdem die Kostenparität mit fossilen Brennstoffen erreichen. Allein die Hälfte der dafür notwendigen Einsparungen seien Løkke zufolge durch Skaleneffekte und Effizienzsteigerungen zu erzielen. Insgesamt müssten die Kosten auf rund ein Viertel des derzeitigen Niveaus gesenkt werden. Dann wären für das Unternehmen auch die ersten Profite drin.
Ob diese Rechnung aufgehen wird, ist meiner Meinung nach jedoch stark zu bezweifeln. So werden steigende Betriebskosten durch den Inflationsdruck die Norweger in Zukunft zusätzlich belasten. Die aktuellen Cash-Reserven reichen jedoch höchstens für zwei weitere Jahre. Weitere Kapitalmaßnahmen, die das Eigentum der Altaktionäre verwässern werden, scheinen mir unausweichlich.
Für ein Einzelinvestment in die Nel-Aktie ist es daher aus meiner Sicht noch zu früh. Das gilt auch für weitere Wasserstoff-Player wie Plug Power, Ballard Power oder ITM Power. Ich empfehle Anlegern daher, an der Seitenlinie zu bleiben und dabei zuzusehen, wie der Superzyklus in der Branche langsam Fahrt aufnimmt.
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