Nel ASA-Aktie: Wie gewonnen, so zerronnen

Nicht selten hat das Sprichwort „Wie gewonnen, so zerronnen“ seine Berechtigung an der Börse. So auch im Falle von Nel ASA-Aktie (WKN: A0B733) dieser Tage. Gestern legte das Papier des norwegischen Wasserstoffunternehmens in der Hoffnung auf positive Quartalszahlen noch um 10% zu. Heute Morgen kamen dann die Zahlen und es ging prompt wieder um 10% mit dem Aktienkurs nach unten. Waren die Quartalszahlen denn so enttäuschend und wie sollten sich Anleger jetzt verhalten?

Enttäuschung auf ganzer Linie

Der Umsatz von Nel ASA stieg im abgelaufenen Quartal um 21% gegenüber dem Vorjahr auf 366 Millionen norwegische Kronen (ca. 31,1 Millionen €). Klingt nach einer guten Umsatzentwicklung, lag aber deutlich unter der Markterwartung von 407 Millionen NOK.

Beim Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen wiesen die Norweger einen Verlust in Höhe von 90 Millionen Kronen aus (ca. 7,6 Millionen €). Auch beim EBITDA hatten Analysten einen erheblich geringeren Fehlbetrag von 63 Millionen NOK auf dem Zettel.

Der guten Ordnung halber sei an dieser Stelle jedoch gesagt, dass die Vergleichbarkeit der Zahlen von Nel ASA nur begrenzt ist. Das Unternehmen hat vor wenigen Monaten sein Tankstellengeschäft unter dem Namen „Cavendish Hydrogen“ abgespalten. Dieses ist folglich nicht mehr in den aktuellen Zahlen enthalten.

Nel ASA-Chef Håkon Volldal versprühte trotz der enttäuschenden Zahlen Zweckoptimismus.

Nel ist in einem soliden Zustand. Der Markt ist seit einiger Zeit schwach, aber wir sind gut positioniert, um vom erwarteten Aufschwung zu profitieren, und sehen erste Anzeichen für eine Verbesserung der Marktbedingungen,

so die Einschätzung des Vorstandsvorsitzenden.

Auf dem 6-Jahrestief

Zum desaströsen Chartbild der Nel ASA-Aktie muss ich keine großen Worte mehr verlieren. Diesbezüglich ist bereits alles gesagt.

Mit dem heutigen Kurssturz setzt sich der Abwärtstrend des Wasserstoffspezialisten fort. Die Aktie der Norweger notiert inzwischen auf einem 6-Jahrestief. Eine Bodenbildung ist immer noch nicht in Sicht.

Investieren und dann schlafen legen

Vor wenigen Tagen habe ich in meiner letzten Analyse der Nel ASA-Aktie vor einem Einstieg vor der Quartalszahlenvorlage gewarnt. Meine Warnung kam zurecht, denn die Zahlen sind abermals eine große Enttäuschung.

Kurzfristig ist aufgrund der schwachen Auftragslage nicht mit einem Anstieg des Aktienkurses des Wasserstoffunternehmens zu rechnen. Langfristig sehe ich die Sache etwas anders.

Die Nel ASA-Aktie notiert gegenwärtig auf dem Kursniveau von Ende 2017. Das bedeutet, dass die gesamte Wasserstofffantasie der Jahre 2018 bis 2022 inzwischen vollständig verpufft ist. Im Klartext: Der Markt hat derzeit überhaupt keine Fantasie mehr für Nel ASA.

Damit tun Anleger meiner Meinung nach den Norwegern Unrecht. Wasserstoff wird seinen Platz im zukünftigen globalen Energiemix haben – und Nel ASA ist gut positioniert, einer der führenden Hersteller von Elektrolyseuren zu werden.

Aber die Entwicklung des Wasserstoffmarktes vollzieht sich deutlich langsamer als erwartet. Deshalb brauchen Anleger jede Menge Geduld. Die Nel ASA-Aktie empfehle ich nur Investoren, die sich die Kursentwicklung in den nächsten drei Jahren nicht anschauen.

Ob die Aktie bereits ihren Boden gefunden hat, vermag niemand zu sagen. Das ständige Schielen auf den Aktienkurs von Nel ASA macht einen nur irre. Wer mit Weitblick investiert, kann beim aktuellen Kursniveau einsteigen und sollte mit Gelassenheit die nächsten Jahre abwarten. Alles andere schadet nur den Nerven.