Nestlé-Aktie: Nach Kurssturz zugreifen?

Die Aktie des Schweizer Lebensmittelriesen Nestlé (WKN: A0Q4DC) erlebt nach Halbjahreszahlenvorlage einen weiteren deutlichen Rückschlag. Nachdem sie Anfang des Jahres nachhaltig unter die 100-CHF-Marke gerutscht ist, fällt die Aktie am Donnerstag im frühen Handel um rund +5% auf 89 CHF. Für Anleger eine Chance für (Nach-)Käufe?

Halbjahreszahlen enttäuschen Markt

Der am Donnerstag von Nestlé veröffentlichte Finanzbericht hat Aktionären Anlass zur Sorge gegeben.  Demnach hat sich der Umsatz von Januar bis Juni 2024 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 4,4% auf 45,0 Milliarden CHF reduziert. Laut Unternehmensangaben drückten negative Wechselkurseffekte die Einnahmen. Bereinigt um Wechselkurseffekte sowie Zu- und Verkäufe wuchs der Konzern hingegen organisch um 2,1%.

Die Erwartungen der Analysten, die ein organisches Wachstum von 2,4% prognostiziert hatten, haben die Schweizer dennoch leicht verfehlt. Grund hierfür ist eine geringere Dynamik bei den Preiserhöhungen. Während im ersten Quartal noch Preiserhöhungen von durchschnittlich 3,4% durchgesetzt wurden, lag dieser Wert im ersten Halbjahr nur noch bei 2,0%.

Wachstumsprognose nach unten korrigiert

Für Anleger kam es jedoch noch schlimmer, denn aufgrund dieser Entwicklung hat Nestlé seine Wachstumsprognose für das Gesamtjahr angepasst. Statt eines organischen Wachstums von rund 4% rechnet der Konzern nun mit mindestens 3%. Unternehmenschef Mark Schneider erklärt das mit der schnelleren Verlangsamung bei den Preisanpassungen als erwartet.

Trotz dieser Anpassung konnte Nestlé im zweiten Quartal ein internes Realwachstum (RIG) von 2,2% verzeichnen. Dies ist der höchste Wert seit dem ersten Quartal 2022. Schneider gibt sich kämpferisch und betont, dass das Unternehmen durch die Einführung innovativer Produkte und die Stärkung umsatzstarker Marken das Wachstum weiter vorantreiben würde.

Gewinn-Ausblick ebenfalls gesenkt

Ergebnisseitig konnte der Konzern eher überzeugen: Der Betriebsgewinn (EBIT) von Nestlé lag im ersten Halbjahr bei 7,8 Milliarden CHF, wobei die zugrunde liegende operative Marge um 0,3 Prozentpunkte auf 17,4% anstieg. Der Reingewinn belief sich auf 5,6 Milliarden CHF.

Nestlé hat jedoch den Ausblick für den bereinigten Gewinn pro Aktie für das Gesamtjahr ebenfalls gesenkt. Dieser soll nun im mittleren einstelligen Bereich steigen, während zuvor eine Steigerung von 6 bis 10% erwartet wurde. Die operative Marge soll weiterhin moderat ansteigen, nach 17,3% im Jahr 2023.

Nestlé bleibt eine Halteposition

Ich sehe die Nestlé-Aktie nach den aktuellen Kursrückgängen und der verfehlten Wachstumsprognosen weiterhin als Halteposition.

Zu einem Einstieg nach dieser Korrektur will ich niemanden raten, denn der Konzern hat in den letzten Jahren kontinuierlich unterdurchschnittlich im Vergleich etwa zum US-Index S&P 500 abgeschnitten, was auf mangelndes Wachstum und ineffektive Optimierungsmaßnahmen zurückzuführen ist.

Das hat seine Gründe: Nestlé operiert in einem gesättigten Markt ohne wesentliche Wachstumschancen. Viele Produkte kanibalisieren sich gegenseitig, und die Effizienzsteigerungsinitiativen des Unternehmens schreiten zu langsam voran, um einen echten Wachstumsschub zu bewirken.

Die aktuelle Bewertung von 21-mal den geschätzten Gewinnen für 2024 liegt im historischen Vergleich zwar niedrig, rechtfertigt jedoch keinen Kauf. Die stagnierenden Gewinne und die mangelnden Wachstumsperspektiven sorgen dafür, dass Nestlé hinter den Wachstumsraten des Gesamtmarkts zurückbleibt.

Für Anleger, die die Aktie bereits halten, besteht kein dringender Verkaufsbedarf. Neueinsteiger sollten jedoch abwarten, bis sich klare Wachstumsperspektiven abzeichnen. Auch für Dividenden-Jäger gibt es eindeutig bessere Picks.