Netflix zündet Kursturbo – geht's nachhaltig hoch?

Die Aktie von Netflix (WKN: 552484) hat exakt wie von uns erwartet am Dienstag den Kursturbo gezündet. Bereits im Tagesverlauf ging es um +5,6% rauf, nachbörslich gab es mit fast +8% auf 217,46 US$ kein Halten mehr. Die im bisherigen Jahresverlauf mit -66% Kursverlust so gebeutelten Aktionäre fragen sich jetzt natürlich: Geht es endlich wieder nachhaltig bergauf?

Netflix ist der führende Anbieter, wenn man an Streaming denkt. Das 1997 gegründete Kreativunternehmen aus dem Filmbereich mit Sitz in Los Gatos im US-Bundesstaat Kalifornien kommt aktuell auf eine Marktkapitalisierung von 89,6 Milliarden US$.

Weniger Abos verloren als befürchtet

Auslöser des Kurssprungs sind natürlich die mit großer Spannung erwarteten und nachbörslich vorgelegten Quartalszahlen des Unterhaltungsriesen. Sie sorgen bei Anlegern für Erleichterung, weil sich die Nutzerzahlen nicht in dem befürchteten Ausmaß reduziert haben. So hat Netflix von März bis Juni zwar 970.000 bezahlte Abos verloren – aber das Unternehmen selbst hatte zuvor 2 Millionen weniger Abos in diesem Quartal prognostiziert.

Offenbar ist es Netflix gelungen, den Kundenschwund durch einen Serienhit wie „Stranger Things“ abzumildern. Hier sei die vierte Staffel die beliebteste gewesen, die jemals ausgestrahlt worden sei. Insgesamt kommt das Unternehmen zur Jahresmitte auf rund 221 Millionen bezahlte Nutzerkonten weltweit.

Mehr Umsatz, mehr Gewinn

Kommen wir zu den Finanzdaten: Der Streaming-Dienst hat im abgelaufenen Quartal seinen Umsatz um 8,6% gegenüber dem Vorjahreszeitraum auf 8 Milliarden US$ gesteigert. Netflix verdiente unterm Strich 1,44 Milliarden US$ (Vorjahr: 1,35 Milliarden US$). Das Betriebsergebnis sank jedoch um 15% auf 1,6 Milliarden US$.

Ausblick verhalten

Bei seinem Ausblick aufs das gesamte Geschäftsjahr zeigt sich der Streaming-Riese eher verhalten. Er verweist vor allem auf die für ihn negativen Folgen des extrem starken US-Dollars, denn 60% aller Umsätze würden außerhalb der USA erzielt.

Für das dritte Quartal prognostiziert Netflix zwar eine Million neue Nutzer und beruhigt damit die Anleger. Das zeigt allerdings auch, dass die Zeiten des ganz großen Nutzerwachstums vorbei sein dürften, zumal es starke Konkurrenz wie Disney oder HBO gibt.

Günstigere Variante ist ein Tabubruch

Netflix-Boss Reed Hastings hat womöglich deshalb mit einem Tabu gebrochen und lässt eine günstigere, werbesubventionierte Version des Video-Dienstes zu. Als technischen Partner hat Netflix den Software-Giganten Microsoft auserkoren. Das wird sich zweifellos positiv auf die Abo-Zahlen auswirken – es stellt sich allerdings die Frage, ob das auch für die Umsatz gelten wird.

Zu früh für nachhaltigen Turnaround

Was heißt das jetzt alles für Anleger? Meiner Meinung nach ist es noch zu früh, auf einen nachhaltigen Turnaround der Aktie zu spekulieren. Gut möglich, wenn nicht sogar wahrscheinlich, dass das Papier zunächst im Zuge eines positiveren Marktumfelds weiter anzieht.

An der Nachhaltigkeit von Kurssteigerungen habe ich allerdings aufgrund der hohen Inflation und weiterhin steigender Zinsen meine Zweifel. Ich bleibe daher vorerst lieber an der Seitenlinie.

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