Netlist: Wende im Google-Prozess bringt Milliardenpotenzial
Die Aktie des US-Speichersystemherstellers Netlist (WKN: A0LFEH) hat vergangenen Donnerstag zu einem +31%-Kurssprung angesetzt und am Freitag nochmal +8% auf 5,78 US$ draufgelegt. Im Patentverletzungsprozess gegen den Tech-Giganten Google hat das Unternehmen einen möglicherweise entscheidenden Wendepunkt erreicht, um bald milliardenschwere Entschädigungszahlungen zu erhalten.
Netlist mit Hauptsitz in Irvine, Kalifornien hat sich auf Hochleistungsspeichersysteme für Unternehmenskunden spezialisiert – von SSDs bis zu modularen Subsystemen. Die Produkte finden in erster Linie ihren Einsatz bei Echtzeitanalysen in Big-Data-Anwendungen, in In-Memory-Datenbanken und beim High-Performance-Computing im Allgemeinen.
Der US-Hersteller hat keinen Geringeren als die Google-Mutter Alphabet wegen Patentverletzungen verklagt, und Investoren hoffen seitdem auf milliardenschwere Entschädigungszahlungen.
Entscheidenden Sieg errungen
Die Netlist-Aktie ist am vergangenen Donnerstag um fast +31% in die Höhe geschossen und legte am Freitag mit knapp +8% auf 5,78 US$ nach. Der Grund für das Kursbeben: Im Rechtsstreit mit Google hat der Speichersystemhersteller einen entscheidenden Sieg errungen. So entschied vergangene Woche ein Richter in Kalifornien, dass Google für die Verletzungen von Netlist-Technologien seit Februar 2004 haftbar gemacht werden kann. Aufgrund dieses Urteils wurde der Klage ein zusätzlicher Wert in Milliardenhöhe zuerkannt.
Es geht in dem Fall um ein bedeutendes Netlist-Patent für Server-RAM. Bereits 2009 hat der Big-Data-Spezialist Google nach eigenen Angaben bei der Nutzung dieser Technologie ertappt. Weil Google über so viele Jahre mit einer enormen Anzahl an Servern das geschützte Verfahren benutzt haben soll, stehen Milliarden von Dollar auf dem Spiel. Es wird allgemein erwartet, dass im Falle eines Netlist-Siegs die zu leistenden Zahlungen die Summe der bislang größten Patentverletzungsklage (2,5 Milliarden US$) deutlich übersteigen werden.
Damit nicht genug: Neben der Hauptklage gegen Google verklagte Netlist auch die Tech-Konzerne Samsung und Micron wegen der illegalen Nutzung der gleichen Speichertechnologie. Auch mit diesen Prozessen hat der kalifornische Speichersystem-Hersteller das Potenzial, sehr viel Geld zu verdienen.
Kleiner Fisch im Hochleistungsspeicher-Markt
Insgesamt besitzt Netlist über 100 Patente und ist nach eigenen Angaben führend beim Thema Hybrid-Speicher, der Verschmelzung der Technologien DRAM und NAND. Das Produkt namens HybriDIMM soll demnach nicht nur besonders leistungsfähig, sondern auch umweltschonend sein.
Mit Umsätzen im zweistelligen Millionenbereich spielen die Kalifornier auf den Märken für Hochleistungsspeicher allerdings keine nennenswerte Rolle. Der globale DRAM-Markt wird von drei Unternehmen mit Milliardenumsätzen dominiert, nämlich Samsung, SK Hynix und Micron. Ähnlich ist die Situation auf dem NAND-Markt: Fünf größere Anbieter machen über 90 Prozent des Umsatzes unter sich aus.
Starkes Wachstum, wenig Aktiva
Vergangenes Jahr gelang Netlist jedoch ein enormer Umsatzsprung: Die Erlöse verdreifachten sich gegenüber 2020 auf 142 Millionen US$. Dabei machte das Tech-Unternehmen mit 11,4 Millionen US$ erstmals einen operativen Gewinn (EBITDA). Auch im laufende Jahr stehen die Zeichen auf kräftiges Wachstum: Analysten prognostizieren im Schnitt einen Umsatz von 214 Millionen US$.
Die Bilanz des US-Herstellers sieht jedoch nicht wirklich berauschend aus: Zum Zeitpunkt der letzten SEC-Einreichung verfügte Netlist über Barmittel und Äquivalente in Höhe von 58,3 Millionen US$. Die Gesamtverschuldung lag bei 5,1 Millionen US$. Das positive Eigenkapital kam hauptsächlich durch eine Aktienemission im ersten Quartal 2021 zustande. Die laufenden Rechtsstreitigkeiten sind jedoch teuer und belasten die Finanzen des Unternehmens stark. Derzeit verlieren die Kalifornier etwa 5,8 Millionen US$ je Quartal.
5 US$ Kursgewinn für jede Google-Milliarde?
Der Markt hat die Auswirkungen der Gerichtsentscheidung in Netlists Google-Prozess im Vorfeld offenbar unterschätzt. Das Unternehmen ist nun auf der Klägerseite im möglicherweise größten Patentverletzungsprozess der Geschichte.
User des Online-Forums Reddit rechnen bereits vor, dass die Netlist-Aktie mit jeder Google-Milliarde um 5 US$ steigen müsste. Darüber hinaus wird spekuliert, dass Lizenzverträge in der Folge auch langfristig Einnahmen für den US-Hersteller generieren könnten.
Netlist-Aktie: Eine riskante Wette
Doch auch wenn alle Klagen, die der Speicher-Spezialist derzeit anstrengt, vielversprechend verlaufen, könnten die Kalifornier am Ende doch leer ausgehen. Im US-Rechtssystem sind die Dinge eben nie so sicher, wie sie scheinen. Im Fall einer Niederlage vor Gericht müsste sich der Aktienkurs von Netlist dann allein auf das Basisgeschäft des Unternehmens stützen.
Netlist ist jedoch nur ein kleiner Player, der den Großteil seiner Einnahmen aus dem Verkauf von Produkten anderer Firmen bezieht und über bescheidene Vermögenswerte verfügt. Ein nachhaltiger Weg zur Profitabilität ist derzeit noch nicht zu erkennen. Aus diesen Gründen denke ich, dass die derzeitige Marktbewertung von etwa 1,2 Milliarden US$ ohne üppige Google-Zahlungen nicht zu rechtfertigen wäre.
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