Nio-Aktie: Bringt neue Partnerschaft die Rettung?
Die Nio-Aktie (WKN: A2N4PB) hat sich in den vergangenen vier Monaten auf gut 7 US$ halbiert, obwohl das Unternehmen Rekordauslieferungszahlen liefert. Von Monat zu Monat sind die Verkäufe aber noch zu volatil. Besteht die Gefahr, dass der Batterietausch-Spezialist schon wieder seine Prognosen über Bord werfen muss? Die neue Partnerschaft könnte die Rettung sein.
ℹ️ Nio vorgestellt
Mit einer ungewöhnlichen Marketing-Strategie und dem Alleinstellungsmerkmal des Batterie-Tausch-Prinzips hat Nio sich im chinesischen E-Auto-Premium-Segment in wenigen Jahren eindrucksvoll etabliert. An der Börse hat das Unternehmen derzeit einen Wert von knapp 13 Milliarden US$.
Geely neuer Batteriepartner
Nio tut gut daran, Allianzen zu schmieden, um das Netz seiner Batterietauschstationen zu vergrößern. Vergangene Woche kündigte das Unternehmen eine entsprechende Zusammenarbeit mit dem in Europa eher unbekannten Konkurrenten Changan Automobile an. Nun hat der Luxus-Hersteller jedoch einen dicken Fang gemacht.
Die Rede ist von Geely Automobile. So hat Nio am frühen Donnerstag verkündet, mit der Muttergesellschaft Zhejiang Geely Holding Group ein Partnerschaftsabkommen unterzeichnet zu haben. Die Zusammenarbeit wird sich den Angaben nach zunächst auf die chinesische Stadt Hangzhou konzentrieren und umfasst die Bereiche: Batteriestandards, Batterietausch-Technologie, Ausbau und Betrieb des Batterietausch-Netzwerks, Entwicklung von Tauschmodellen und Verwaltung von Batteriebeständen.
Im Gegensatz zu den Millionen von Ladepunkten, die E-Autofahrern weltweit zur Verfügung stehen, ist das Netzwerk von Nio noch sehr überschaubar. 2.100 Battery-Swap-Stationen werden derzeit insgesamt von den Chinesen betrieben. 1.000 weitere Stationen sollen in diesem Jahr hinzukommen. Firmenangaben nach wurden bislang immerhin über 32 Millionen Batterietauschvorgänge durchgeführt.
Volatile Verkaufszahlen
Die Zusammenarbeit mit dem Marktschwergewicht Geely dürfte hinsichtlich des Ausbaus des eigenen Battery-Swap-Netzwerks starke Impulse erzeugen und möglicherweise auch bei Nios Hauptproblem helfen: den volatilen Auslieferungszahlen. Ein Beispiel: Im Juli meldete der Hersteller noch einen monatlichen Absatzrekord von 20.462 Fahrzeugen. Im vergangenen Monat fiel die Zahl jedoch zurück auf 16.074, obwohl der chinesische Pkw-Absatz insgesamt um über 10% gestiegen war.
Diese Lieferrückgänge sorgen an der Börse regelmäßig für Frust, und was die eigenen Prognosen angeht, hat Nio in diesem Jahr einiges an Glaubwürdigkeit verloren. Nachdem 2023 ursprünglich mehr als 200.000 Autos verkauft werden sollten, hat das Management die Planung nunmehr auf 156.000 eingedampft. Für das Folgejahr ist jedoch ein Wachstum von über 50% vorgesehen.
Vor nicht allzu langer Zeit sprach das Unternehmen davon, die Zahl der Vertriebsmitarbeiter erhöhen zu müssen, um das monatliche Absatzziel von 30.000 Einheiten erreichen zu können. Das Ende vom Lied: 2024 sollen durchschnittlich nur noch 20.000 SUVs und Limousinen verkauft werden. Zudem kündigten die Chinesen Anfang des Monats an, aus Kostensenkungsgründen 10% der Belegschaft zu entlassen.
Winkt ein Schnäppchen?
Mit den Kündigungen wird Nio eigenen Angaben nach jährlich gut 200 Millionen US$ einsparen können. Um die finanzielle Situation entscheidend zu verbessern, müssen die Fahrzeugauslieferungen jedoch stetig zunehmen. Der Personalabbau ist jedoch eher ein Signal dafür, dass das Management angesichts des jüngsten Rückfalls das Unternehmen nicht in der Lage sieht, den nächsten Schritt nach oben ohne Weiteres zu schaffen.
Fakt ist jedoch, dass die Chinesen im dritten Quartal einen neuen Absatzrekord erzielt haben. Für den Zeitraum rechnet der Vorstand derzeit mit 2,66 Milliarden US$ Umsatz, was gegenüber Q2 einer Verdopplung entspricht.
Angesichts dessen ist der Markt gegenüber der Nio-Aktie derzeit überaus negativ eingestellt. In den letzten vier Monaten hat sich der Kurs des Nasdaq-Titels mehr als halbiert, was einer Marktkapitalisierung von weniger als 13 Milliarden US$ entspricht. Klar: Die jüngsten Kapitalmaßnahmen haben dabei eine wesentliche Rolle gespielt.
Mit dieser Umsatzbewertung ergibt sich aus meiner Sicht für risikoaffine Anleger aber nun eine günstige Einstiegsmöglichkeit. Mit seinem Alleinstellungsmerkmal hat Nio gute Chancen, im stark umkämpften chinesischen Markt Einfluss zu gewinnen. Ich gehe davon aus, dass der Autobauer jetzt vom Wirtschaftsaufschwung, der bislang schwächer als erwartet ausgefallen war, profitieren wird.
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