Nio-Aktie: Endlich die Trendwende in Sicht?
Im Oktober und November ging es für die Nio-Aktie fast permanent bergab. Doch am Freitag legte der Kurs des chinesischen E-Autoherstellers um über +3% zu. Und auch am Montag startet die Aktie freundlich in die neue Handelswoche. Ist endlich eine Trendwende in Sicht und sollten Anleger nun zugreifen?
Gute Absatzzahlen
Von einer Trendwende würde ich noch lange nicht sprechen, obwohl die Auslieferungszahlen im November ganz gut aussahen. Nio verkaufte im vergangenen Monat ca. 20.600 Autos. Das stellt eine Steigerung von rund 29% gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres dar.
Doch die Absatzstatistik hat einen kleinen Haken. Die Auslieferungen im Premium-Segment gingen auf ca. 15.500 Fahrzeuge zurück. Dafür stieg die Zahl der unter der neuen Submarke Onvo verkauften Autos auf 5.100. Warum der Haken? Weil Nio mit seinen Premium-Fahrzeugen deutlich mehr Geld verdient als mit den Mittelklassewagen von Onvo.
Für das Schlussquartal des Jahres peilt Nio einen Absatz von 72.000 bis 75.000 Fahrzeugen an. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen die Chinesen aber zum Jahresende noch einmal richtig Gas geben. Bislang hat Nio in keinem einzigen Monat mehr als 22.000 Autos verkauft. Ich halte dieses Absatzziel deshalb für zu hoch gegriffen.
Zu wenig, um eine Rolle zu spielen
2024 hat Nio bis Ende November rund 170.000 Fahrzeuge abgesetzt. Für ein Unternehmen, das vor zehn Jahren gegründet wurde, ist das in meinen Augen ein recht schwacher Wert.
BYD als größter chinesischer Hersteller spielt in einer völlig anderen Liga und gleichzeitig dürfte Nio auch vom Newcomer Xiaomi rechts überholt werden. Der Elektronikkonzern könnte bereits im ersten Jahr von seinem Premierenfahrzeug über 120.000 Stück absetzen.
Eine überzeugende Wachstumsstory ist Nio damit meiner Meinung nach nicht mehr. Das Unternehmen ist im internationalen Wettbewerb viel zu klein, um langfristig zu bestehen. Darüber hinaus ist das Wachstum von Nio inzwischen zu schwach, um eines Tages noch im Konzert der großen Automobilkonzerne mitzuspielen.
Charttechnische Spannung
Charttechnisch wird es diese Woche spannend für die Nio-Aktie. Sollte der chinesische Autotitel seinen Aufschwung fortsetzen, wäre der seit Anfang Oktober anhaltend Abwärtstrend gebrochen. Die Voraussetzungen für eine charttechnische Trendwende sind also da.
Zwei negative Aspekte
Zwei weitere Aspekte, die mir an Nio überhaupt nicht gefallen:
Zum Ersten ist der Autobauer seit Jahren schwer defizitär. Es ist überhaupt nicht absehbar, ob und wann Nio jemals schwarze Zahlen schreiben wird. Das bedeutet, dass Anleger in Zukunft mit weiteren Kapitalerhöhungen rechnen müssen.
Zum Zweiten halte ich nichts von Nios Geschäftsmodell BaaS (Battery as a Service). Das Unternehmen betreibt inzwischen rund 2.500 Batteriewechselstationen in China, Dänemark, Deutschland, den Niederlanden, Norwegen und Schweden. In diesen Stationen können E-Autofahrer ihre Batterien innerhalb von fünf Minuten wechseln lassen.
Was viele als revolutionäres Geschäftsmodell sehen, halte ich aus zwei Gründen für ein totes Pferd. Grund 1: Die Kosten für die Stationen sind viel zu hoch, um weltweit ein flächendeckendes Netz zu errichten. Grund 2: Der Fortschritt in der Ladetechnologie von Autoakkus ist rasant. Neueste Batterien können innerhalb von 10 Minuten auf 80% ihrer Kapazität geladen werden. Der Zeitvorteil der Nio-Wechselstationen ist somit dahin.
Anlegern, die in chinesische Autoaktien investieren wollen, lege ich nach wie vor die BYD-Aktie ans Herz. Sie hat meiner Ansicht nach ein wesentlich besseres Kurspotenzial als die Nio-Aktie.
Unser neuer Auto-Report bietet wenig bekannte Einblicke, welche Auto-Aktien jetzt wirklich lohnenswert sind.
ℹ️ Nio in Kürze
- Nio (WKN: A2N4PC) ist ein 2014 gegründetes chinesisches Elektroauto-Startup mit Sitz in Shanghai.
- Der Autobauer fokussiert sich derzeit auf die Herstellung von E-Autos der Mittel- und Oberklasse.
- Besonderheit von Nio ist das Angebot von Batteriewechselstationen, an denen Nio-Fahrer ihre Akkus innerhalb von Minuten automatisch tauschen lassen können.
- Der Konzern ist derzeit an der Börse mit rund 9,1 Milliarden US$ bewertet.
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