Nio-Aktie: Reicht das für den Durchbruch?

Auslieferungen steigen deutlich
Gestern, 12:03 Uhr

Der chinesische Elektroautobauer Nio sorgt mit seinen jüngsten Auslieferungszahlen für Aufsehen an der Börse. Doch reicht das aus, um die anhaltenden Probleme des Unternehmens zu überwinden? Ein genauerer Blick auf die Zahlen offenbart ein gemischtes Bild.

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Starker Jahresauftakt bei den Auslieferungen

Nio hat einen vielversprechenden Start ins neue Jahr hingelegt.

Laut Unternehmensmeldung vom Wochenende lieferte der Elektroautohersteller im Januar 13.863 Fahrzeuge aus. Das entspricht einem beachtlichen Anstieg von 37,9% im Vergleich zum Vorjahresmonat. Damit setzt das Unternehmen seinen Wachstumskurs fort und nährt die Hoffnungen der Anleger auf eine Trendwende. Die Auslieferungen verteilen sich auf zwei Marken: 7.951 Fahrzeuge entstammen Nios Premium-Elektroautolinie, während 5.912 Einheiten auf die familienorientierte Marke ONVO entfallen.

Diese Zahlen übertreffen die Erwartungen vieler Analysten und könnte auf eine Trendwende im hart umkämpften chinesischen Elektroautomarkt hindeuten.

Wachstum auf Kosten der Profitabilität?

Die Strategie von Nio, aggressiv zu expandieren und Marktanteile zu gewinnen, scheint auf den ersten Blick aufzugehen.

Doch trotz dieses positiven Signals bleiben die grundlegenden Herausforderungen für Nio bestehen. Das Unternehmen kämpft weiterhin mit hohen Verlusten und einer angespannten Liquiditätssituation. Die Expansion hat ihren Preis: Die Bruttomarge des Unternehmens ist in den letzten Quartalen kontinuierlich gesunken, was auf den intensiven Preiswettbewerb im chinesischen Markt zurückzuführen ist. Besonders besorgniserregend ist die Tatsache, dass Nio trotz steigender Umsätze weiterhin massive Verluste einfährt. Im dritten Quartal 2024 verzeichnete Nio einen Nettoverlust von 5,1 Milliarden CNY, was einer deutlichen Verschlechterung gegenüber dem Vorjahresquartal entspricht.

Für das Gesamtjahr 2024 wird ein Nettoverlust von 19,79 Milliarden CNY erwartet, was die anhaltenden Schwierigkeiten des Unternehmens unterstreicht, seine Kosten in den Griff zu bekommen.

Liquiditätssorgen und Verwässerung der Aktionäre

Die hohen Verluste zwingen Nio zu ständiger externer Finanzierung.

In den letzten zwölf Monaten stieg die Zahl der ausstehenden Aktien um etwa 18%, in den letzten fünf Jahren verdopperte sie sich auf 2,06 Milliarden. Diese Strategie mag kurzfristig die Liquidität sichern, führt aber langfristig zu einer erheblichen Verwässerung des Aktienbesitzes bestehender Investoren.

Es stellt sich die Frage, wie lange Nio diesen Weg noch beschreiten kann, ohne das Vertrauen der Investoren vollends zu verlieren. (Unser neuer Auto-Report bietet wenig bekannte Einblicke, welche Auto-Aktien jetzt wirklich lohnenswert sind.)

Ausblick: Zwischen Hoffnung und Skepsis

Trotz der jüngsten positiven Auslieferungszahlen bleibt die Zukunft von Nio ungewiss.

Das Unternehmen steht vor der Herausforderung, sein Wachstum in nachhaltige Profitabilität umzuwandeln. Die für 2025 prognostizierten Umsätze von 97,87 Milliarden CNY klingen zwar vielversprechend, doch der erwartete Nettoverlust von 14,97 Milliarden CNY zeigt, dass der Weg zur Profitabilität noch weit ist. Der anhaltende Preiskampf in der chinesischen Elektroautobranche setzt die Margen weiter unter Druck. Erst ab 2027 rechnen Analysten mit einem positiven Ergebnis.

Gleichzeitig erschweren geopolitische Spannungen und neue EU-Zölle die Expansion in Europa. In Deutschland konnte Nio zuletzt gerade einmal rund 30 Fahrzeuge pro Monat absetzen.

Mit einem erwarteten Kurs-Umsatz-Verhältnis von 20 für 2025 ist die Nio-Aktie zudem nicht günstig bewertet. Für Anleger bleibt Nio aufgrund der angesprochenen Probleme eine hochspekulative Wette auf die Zukunft der Elektromobilität.

Wer in den China-Titel investiert, sollte sich der erheblichen Risiken bewusst sein und die Entwicklung des Unternehmens genau im Auge behalten.

ℹ️ Nio in Kürze

  • Nio (WKN: A2N4PC) ist ein 2014 gegründetes chinesisches Elektroauto-Startup mit Sitz in Shanghai.
  • Der Autobauer fokussiert sich derzeit auf die Herstellung von E-Autos der Mittel- und Oberklasse.
  • Besonderheit von Nio ist das Angebot von Batteriewechselstationen, an denen Nio-Fahrer ihre Akkus innerhalb von Minuten automatisch tauschen lassen können.
  • Der Konzern ist derzeit an der Börse mit rund 9 Milliarden US$ bewertet.

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