NIO-Aktie: Was bedeutet die gesenkte Prognose?

Sascha
02.09.21

Noch gestern gehörte das Papier (ADR!) des chinesischen Elektroautobauers NIO (WKN: A2N4PB) zu den größeren Verlierern an den US-Märkten. Grund hierfür war eine Senkung der Auslieferungsprognosen für das dritte Quartal auf „nur“ noch 22.500 bis 23.500 (anstatt zuvor 23.000 bis 25.000) Fahrzeuge. Heute aber ist das schon wieder vergessen, die Aktie kann bereits vorbörslich deutlich zulegen. Wie kommt das?

Bei NIO handelt es sich um ein chinesisches Start-up mit Hauptsitz in Shanghai. Die Gesellschaft hat sich auf die Entwicklung, Produktion und Vermarktung von Elektroautos spezialisiert. Dabei greifen die Chinesen jedoch durchaus auf deutsches Know-how zurück. So sitzt die Design- und Markenentwicklungsabteilung von NIO nämlich in der bayrischen Landeshauptstadt München.

Senkung der Auslieferungsprognose wegen Halbleitermangel

Das Management von NIO um Mitgründer und CEO William Li begründete die Senkung der Auslieferungsprognose dabei mit dem aktuellen Chipmangel. Dies ist zwar durchaus kritisch zu bewerten, auch wenn zurzeit fast alle Automobilhersteller unter dem Chipmangel leiden. Es bedeutet aber eben auch, dass es sich um ein temporäres Problem in der Produktion handelt und es nicht etwa an der Nachfrage nach den Stromern der Chinesen fehlt.

Darum haben Anleger die Nachricht wahrgenommen, schnell eingepreist und weiter geht's. Die Frage ist aber, wie lange der Chipmangel noch anhalten wird. Zudem spricht es auch nicht für das Management, dass man sich nicht entsprechend hohe Stückzahlen vorzeitig sichern konnte. So leidet zwar beispielsweise auch Tesla unter diesem Problem. Dennoch sieht Elon Musk bis dato keine Veranlassung, die hohen Produktions- und Auslieferungsziele zu kappen, im Gegenteil.

Tesla wird besser gemanagt als NIO, aber...

Viele noch recht junge chinesische Elektroautobauer werden immer gerne mit Tesla verglichen, sei es Li Auto, Xpeng oder eben NIO. NIO kommt dem großen Vorbild aus den USA dabei jedoch schon immer sehr nahe. Mit einer Einschränkung: Zwar mögen sich die Chinesen die Elektroautos von Tesla zum Vorbild nehmen können, den Tesla-CEO Elon Musk aber können sie nicht kopieren.

So geriet NIO, anders als Tesla, auch vor einiger Zeit kurzzeitig in eine existenzielle Krise, die nur mit Hilfe massiver politischer Unterstützung gemeistert werden konnte. Auch die Senkung der Auslieferungsprognose aufgrund des Chipmangels zeigt, dass das Management bei NIO nicht so gut ist wie das von Tesla. Insofern ist Tesla am Ende das bessere Unternehmen und somit die bessere Aktie.

Allerdings ist die Tesla-Aktie eben auch deutlich höher bewertet als das Papier von NIO. Ferner kann man aus Fehlern im Management auch lernen und es zukünftig besser machen. Und an der Börse wird bekanntlich die Zukunft und nicht die Gegenwart oder Vergangenheit gehandelt. Daher halte ich die Aktie von NIO nach wie vor für eine gute Alternative zur Aktie von Tesla. Kaufen sollte man sie aber bevorzugt an schwachen Handelstagen – wie gestern eben.

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