Nio gibt Mega-Rabatte – Aktie wieder attraktiv?
Die Nio-Aktie (WKN: A2N4PB) springt zweistellig hoch, nachdem der Autobauer nach langem Zögern nun doch starke Rabatte für alle seine Fahrzeugmodelle beschlossen hat. Kann das Unternehmen mit der radikalen Kehrtwende seine Verkaufszahlen deutlich ankurbeln und der Aktie zurück zu alten Höhen verhelfen?
Mit einer ungewöhnlichen Marketing-Strategie und dem Alleinstellungsmerkmal des Batterie-Tausch-Prinzips hat Nio sich im chinesischen E-Auto-Premium-Segment in wenigen Jahren eindrucksvoll etabliert. An der Börse hat das Unternehmen derzeit einen Wert von knapp 13 Milliarden US$.
Nio lockt nun doch mit Rabatten
Lange hat sich Nio als einer der wenigen etablierten Hersteller dagegen gewehrt, im von US-Rivale Tesla angezettelten Preiskrieg auf dem chinesischen Markt mitzumischen. Nach enttäuschenden Absatzzahlen im ersten Quartal und der anhaltenden Nachfrageschwäche hat das Unternehmen dem Druck jedoch nicht länger standhalten können.
Wie der chinesische Autobauer am Montag über Weibo bekanntgab, wird er mit sofortiger Wirkung die Preise aller seiner Fahrzeugmodelle um 30.000 Yuan (ca. 4.200 US$) senken. Die Maßnahmen greifen demnach auch bei den brandneuen ES6- und ES8-Modellen, die zuvor ab rund 47.000 bzw. 70.000 US$ zu haben waren. Neukunden werden dafür aber ab sofort auf den kostenlosen Battery-Swap-Service verzichten müssen.
Nio vollzieht damit innerhalb kürzester Zeit eine strategische 180-Grad-Wende: Noch vor wenigen Wochen versicherte das Unternehmen, dass es sich an der Rabattschlacht nicht beteiligen und stattdessen auf die Verbesserung seiner Dienstleistungen konzentrieren wolle.
Die Wankelmütigkeit des Managements störte die Anleger jedoch wenig. Sie feierten die Meldung am Montag nach US-Handelsstart mit einem prozentual zweistelligen Kurssprung über 8,50 US$.
Jahresziel in weiter Ferne
Von Monat zu Monat ist Nio im laufenden Jahr immer mehr unter Druck geraten, seine enttäuschenden Absatzzahlen anzukurbeln, die weit hinter den eigenen Ansprüchen zurückgeblieben sind. Vergangenen Freitag erst hatte der Hersteller im Rahmen seines Q1-Berichts in Aussicht gestellt, dass die Q2-Verkäufe und -Umsätze gegenüber dem Vorjahresquartal voraussichtlich rückläufig sein werden.
So visiert das Unternehmen für das laufenden Vierteljahr 23.000 bis 25.000 Auslieferungen an, was einem Minus von 8,2 bis 0,2% entsprechend würde. Die Einnahmen sollen sich zwischen umgerechnet 1,27 und 1,36 Milliarden US$ bewegen. Das entspricht einem Rückgang von sogar 15 bis 9%.
Das sind bemerkenswert enttäuschende Zahlen, mit denen Nio auf dem besten Weg ist, das eigenen Jahresziel von 250.000 verkauften Einheiten um Lichtjahre zu verfehlen. Während die geringen Q1-Absätze noch mit einer saisonalen Schwäche zu entschuldigen waren, ist der fehlende Aufschwung in den vergangenen drei Monaten ein echtes Desaster für den Autobauer.
Anleger-Fazit: Seitenlinie
Die Börsianer erhoffen sich von den radikalen Preissenkungen und der gleichzeitig laufenden Produkt-Offensive von Nio nun eine starke Sonderkonjunktur, die in der Lage ist, das Ruder für die Chinesen herumzureißen. Ich bleibe jedoch äußerst argwöhnisch gegenüber dem anhaltenden Optimismus des Managements und vieler Investoren.
Auch die Analysten haben nach der schwachen Guidance von vergangenem Freitag ihre Kursziele reihenweise eingedampft: JPMorgen von 10 auf 8,5 US$, Citigroup von 13,40 auf 11,50 US$ und Nomura sogar von 25 auf 7,5 US$ mit einem entsprechenden Downgrade von „Buy“ auf „Neutral“.
In diesem Artikel von Anfang März hatte ich geschrieben, dass die März und April-Absatzzahlen Aufschluss darüber geben werden, ob Nio die operative Trendwende gelingen wird. Das ist offensichtlich nicht gelungen. Anleger sollten daher vorerst einen Bogen um die Nio-Aktie machen – Rabatte hin oder her.
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