Nordex-Aktie: Volle Auftragsbücher, aber...

Praktisch aus dem Nichts und sogar trotz bescheidener Quartalszahlen hat die Nordex-Aktie (WKN: A0D655) Mitte November eine beeindruckende Rallye gestartet, die das Papier um +27% auf Kurse um aktuell 12,50 € gehievt hat. Unweigerlich stellt sich bei diesem volatilen Titel die Frage, ob das Potenzial jetzt ausgereizt ist oder ob es noch weitergehen kann.

Der Hamburger Hersteller Nordex entwickelt und produziert Onshore-Windenergieanlagen, also Turbinen an Land. Insgesamt installierte das Unternehmen bislang eine Leistung von 41 Gigawatt in über 40 Märkten. Außerdem ist Nordex in der Planung von Windparks bis hin zu deren schlüsselfertiger Errichtung aktiv.

Kurse von 16 bis 17 € leuchteten im März auf der Tafel auf, als die Nordex-Aktie ihren diesjährigen Höhenflug erlebte. Gleichwohl steht aktuell auf Jahressicht noch ein Minus von 7% zu Buche. Ist das bis Jahresende noch auszugleichen?

Erstaunlicher Höhenflug

Zunächst einmal erstaunt der jüngste Höhenflug. Denn die Hamburger haben am 15. November keinesfalls überzeugende Geschäftsergebnisse vorgelegt. Man hat zwar im dritten Quartal deutlich um 32% gesteigerte Verkaufspreise durchsetzen können, was auch den Umsatz angekurbelt hat.

Allerdings bewegte sich Nordex nach neun Monaten beim Umsatz von 3,9 Milliarden € trotzdem nur auf Vorjahresniveau. Und das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) mit sackte auf -200 Millionen € ab, was eine erschreckende EBITDA-Marge von -5,2% bedeutete.

Die Prognose der Hamburger fiel, um es vorsichtig zu formulieren, verhalten aus. So soll sich die EBITDA-Marge zum Jahresende bei rund -4% einpendeln. Das ist natürlich nicht das, was Investoren erwarten.

Drei positive Faktoren

Drei positive Faktoren haben die Anleger trotzdem kräftig zugreifen lassen. Da wäre zum einen die solide Auftragslage des Unternehmens. So lag der Auftragsbestand Mitte November bei 9,7 Milliarden €.

Und da wären zweitens natürlich die höheren Verkaufspreise, die sich im dritten Quartal durchsetzen ließen. CEO José Luis Blanco sagte, man werde dadurch die „massiven extern verursachten Kostensteigerungen mittelfristig kompensieren und unsere Profitabilität erhöhen“ können.

Schließlich hat Nordex im dritten Quartal mit der N175/6.X einen neuen Turbinentyp der Delta4000-Serie vorgestellt. Diese Turbine verfüge laut Unternehmen über einen größeren Rotor, sie könne gegenüber ihren Vorgängermodellen bei geringeren Windgeschwindigkeiten einen nennenswerten Mehrertrag erzielen. Damit erhofft man sich, die steigende Nachfrage der Kunden besser bedienen zu können.

Was die Analysten sagen

Das durchschnittliche Analysten-Kursziel für Nordex liegt derzeit bei 12,80 €. Nach den Quartalszahlen hat beispielsweise die US-Investmentbank Goldman Sachs ihre Einstufung auf „Neutral“ mit einem Kursziel von 13,10 € belassen. Davon war der Kurs am Montag nicht mehr allzu weit entfernt.

Was folgt aus alledem? Unter Strich fährt Nordex weiterhin Verluste ein, die sich in diesem Jahr sogar ausgeweitet haben. Es mag sein, dass die gestiegenen Kosten kurz- oder mittelfristig besser kompensiert werden können und sich dadurch die Profitabilität verbessert, wie es CEO Blanco hofft.

Besser Gewinne mitnehmen

Ich habe allerdings starke Zweifel daran, dass der Windturbinenhersteller es tatsächlich schafft, eine so starke Wettbewerbsposition herzustellen, dass er seine EBITDA-Marge nachhaltig verbessern und Gewinne erzielen kann, die einen Börsenwert des Unternehmens von aktuell 2,65 Milliarden € rechtfertigen können.

Für mich ist der Nachweis noch nicht erbracht, dass die Hamburger ihre Kosten wirklich im Griff haben. Meiner Meinung nach ist die Aktie zu teuer und Anleger sollten darüber nachdenken, nach dem jüngsten Höhenflug Gewinne mitzunehmen. Die hohe Volatilität des Papiers dürfte hinlänglich bekannt sein.

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