Vertrauen schwindet: Nordex nur ein Windei?

Marc Rendenbach
16.11.16

Schauen Anleger auf den Kurs von Nordex (WKN: A0D655), dann kommen momentan keine Glücksgefühle auf. Viele Jahre gehörte die Nordex-Aktie zu den Favoriten. Jetzt erscheint sie eher als ein Windei!

Die Hiobsbotschaft kam für den Windkraftanlagenbauer Nordex am 11.11.2016. Obwohl das 3. Quartal verhältnismäßig stark ausfiel - der Umsatz stieg um 31% auf 2,3 Mrd. € und der operative Gewinn (EBITDA) wuchs 47% auf 204 Mio. €  - präsentierte man einen eher schwachen Ausblick für das erwartete Jahresergebnis. Dafür waren gemäß Vorstand einzelne Verschiebungen von Projekten verantwortlich. Wobei dies eher ein Branchenproblem sein dürfte, das nicht so leicht in den Griff zu bekommen ist. Dies belegen auch schwache Zahlen des Wettbewerbers Vestas (WKN: 913769), dessen Aktien die letzten Wochen ebenfalls einen Kursrückgang von 75 bis 59 € hinnehmen musste.

Einige Hedgefonds, unter anderem die Oxford Asset Management, hatten zuletzt ebenfalls die Windaktien ins Visier genommen, um großangelegte Short-Attacken zu reiten.

Der Vorstandsvorstizende von Nordex Lars Bondo Krogsgaard nutzte den gestrigen Dienstag trotzdem zum Kauf von ein paar vermeintlich günstigen Aktien. Er kaufte für fast 50.000 € zu einem Durchschnittspreis von 17,88 €.

Aktienkurs von Nordex auf ständiger Achterbahnfahrt

Der Aktienkurs befand sich seit Wochen in einem steilen Sinkflug. Am 30. September kostete eine Aktie noch stattliche 27 €. Seit Jahresanfang steht der Wert mit fast 50% im Minus.

Rückblickend waren die  Insider-Transaktionen des Nordex Aufsichtsratsvorsitzenden Jan Klatten, dem Ehemann von BMW-Erbin Susanne Klatten, einmal mehr sehr einträglich. Familie Klatten verkaufte im Oktober letzten Jahres fast 12 Mio. Aktien für 26 €, mit einen Erlös von mehr als 300 Mio.

Jahre zuvor galt der Einstieg der Klatten Familie bei Nordex zu Kursen um 4 € dagegen noch als "mutige Wette".

An diesem Beispiel zeigt sich sehr schön, dass es sich lohnt, antizyklisch vorzughenen und sogar bei extrem schlechten Nachrichten zu kaufen und bei guten Nachrichten wie in den letzten Jahren eher Gewinne mitzunehmen.

Unter den nervösen Anlegern werden jetzt vereinzelt Horrorszenarien diskutiert. Mit Schrecken ist uns der einstige Absturz in den Jahren 2002-2005 in Erinnerung. Damals fiel das Nordex-Papier von über 100 € bis unter 2 €.

Dann erholten sich die Aktie wieder auf mehr als 30 €, um zwischen 2007 bis 2012 abermals unter die 3 € zu tauchen. Wiederum von dieser Marke gelang eine fulminante Erholung, welche die Aktie im letzten Jahr abermals über 30 € führte.

Quelle: comdirect.de

Analysten überwiegend positiv

Douglas Lindahl von Kepler Cheuvreux schrieb in seiner jüngsten Einstufung, dass die Aktie von Nordex schlichtweg zu preiswert sei, um sie zu ignorieren. Er stufte das Papier darum von Halten auf Kaufen und behielt sein Kursziel bei 27 €.

Holger Fechner von der Nord LB hatte weniger Glück. Er riet noch vor dem Absturz zum Kauf und wurde vom Zahlenwerk dazu gezwungen, das Kursziel von 32 € auf 25 € anzupassen.

Doch skeptische Stimmen gibt es auch.

Jose Arroyas von Exane BNP Paribas war schon seit Jahresbeginn zurückhaltend und empfahl als einer der wenigen Vertreter seiner Zunft den Verkauf von Nordex. Er sieht bei den Windanlagenherstellern nur noch wenig Potenzial für Expansion. Wobei mittlerweile selbst dieses pessimistische Szenario mit einem Kursziel von 25 € unterboten wurde.

Nordex hängt zwischen den Seilen

Unabhängig von der nach wie vor konstruktiv positiven fundamentalen Entwicklung ist festzustellen, dass die Auftragseingänge bei Nordex oft schneller drehen als der Wind und heftigen Schwankungen unterliegen. Diese werden von Seiten der Subventionen noch verstärkt und sind längerfristig und auf globaler Ebene schwer einzuschätzen. Jedenfalls vermuten einige Experten, dass durch den neuen US-Präsidenten eher der Kohlesektor profitieren dürfte anstatt die Windbranche. Wir sehen dieses Risiko jedoch nicht so drastisch.

Für die Aktie besteht dennoch nur ein geringes, maximal kurzfristiges Erholungspotenzial. Aber selbst dafür scheint es jetzt noch einen Tick zu früh. Unter Chance-/Risikoaspekten wäre ein Kauf in der Region von 15 € deutlich attraktiver, weil man dann einen relativ knappen Stopp setzen könnte. Längerfristig ist aufgrund der Unsicherheiten ein großangelegter Einstieg ebenfalls nur schwer zu begründen.

Das heißt: Ohne eine erkennbare Umkehrformation gleicht der Kauf von Nordex zum heutigen Kurs und längerfristig gesehen einer Zitterpartie mit ungewissem Ausgang!

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