Nordex: Erholung nach CEO-Wechsel nur Strohfeuer?
Die Aktien von Nordex (WKN: A0D655) profitieren heute von dem Freitagabend bekannt gewordenen Wechsel in der Chefetage. Der langjährige CEO Lars Bondo Krogsgaard geht und Jose Luis Blanco übernimmt das Ruder. Wir sehen darin noch keine unmittelbar bevorstehende Trendwende.
Zum Wochenschluss startete die Aktie des Windanlagenbauers Nordex, angefacht von der am Freitag verkündeten Nachricht vom Wechsel seines CEOs, einen ersten Erholungsversuch aus dem Tal der Tränen, in dem sich die Papiere seit Ende Februar befinden. Die Börse reagierte kurzzeitig mit einem Freudensprung auf über 14 Euro und einem Kursplus von 5% auf den Rücktritt und bewertet die Aktie offenbar so, dass die Schuld für die jüngste Kursschwäche wohl beim Managements lag. Die zeitweiligen Gewinne wurden jedoch bis zum späteren Vormittag wieder nahezu vollständig abgegeben.
Gewinnwarnung 2017/18 überschattet alle Erholungsversuche
Wegen ihrer jüngsten Gewinnwarnung, welche die Erwartungen bis 2018 belasten dürfte, stürzte die Nordex Aktie von 20 Euro auf unter 14 Euro ab. So wie von uns seit längerem erwartet wurde.
Wir begründeten unsere zurückhaltende Einstufung damit, dass der CEO bereits in den letzten Quartalen durchaus eine gewisse Zurückhaltung durchscheinen ließ. Dies wurde von den meisten Marktteilnehmern einfach überhört und lässt vor allem jene Analysten, welche die Schuld jetzt allein beim Management suchen, sehr schlecht aussehen. Viele Analysten waren vor der konkreten Gewinnwarnung offenbar in einen derartigen Tiefschlaf verfallen, dass sie alle Warnzeichen ignorierten, so zum Beispiel den überraschenden Rücktritt des langjährigen CFOs Anfang Januar. Nun hat sie die Gewinnwarnung derart geschockt, dass die Kursziele und Kaufempfehlungen drastisch zurückgeschraubt wurden. Wenn Sie uns fragen, ist das doch der eigentliche Skandal!
Kursziele wurden teilweise über 50% reduziert
Die neuen Kursziele, die seit dem 24. Februar veröffentlicht wurden, liegen beinahe ausnahmslos zwischen 11 Euro und 15 Euro. Zudem wurden sämtliche Kaufempfehlungen gestrichen. Bis auf das Kaufvotum von Warburg Research, die das Kursziel von 31 Euro ebenfalls stark und auf 21 Euro reduzierten. Goldman Sachs nahm die Aktie von seiner "Conviction Buy List" und beim Kursziel tauschte man kurzerhand die Reihenfolge der Zahlen aus. Statt 31 Euro sieht man den fairen Kurs jetzt nur noch bei 13 Euro. Auch Kepler Cheuvreux senkte das Kursziel von 27 Euro auf 11,50 Euro.
Der Wert von Nordex beruhte bislang zum Großteil auf unhaltbar hohen sowie langfristigen Wachstumserwartungen, die nun zusammengeschmolzen sind und sich wahrscheinlich so schnell kaum erholen werden.
Für uns stellt sich hier natürlich die Frage: Wie können sich Analysten reihenweise um fast 20 Euro beim Kursziel vertun und alle Verantwortung von sich weisen?
Spanier mit großer Erfahrung im Windenergiesektor
Der Nordex-Schock hat nun personelle Konsequenzen. Der bisherige CEO geht, ein neuer kommt. Aber man vergisst dabei, dass Lars Krogsgaard mit Sicherheit kein schlechter Manager war und Nordex immerhin zu einem profitablen und führenden Vertreter der Windenergiebranche gemacht hat. Sein Rücktritt dient also eher der Beschwichtigung der Gemüter, stellt aber voraussichtlich nicht unmittelbar den Beginn der fundamentalen Trendwende dar.
Der neue Boss Jose Luis Blanco kommt aus Spanien und könnte eine sehr gute Wahl sein, denn er besitzt große Erfahrungen im Windenergiesektor. So war er 15 Jahre für den spanischen Konzern Gamesa tätig und leitete jahrelang den Turnaround bei Acconia Windpower, welche 2015 von Nordex übernommen wurde. Die Integration von Acconia in den Nordex-Konzern, die zuletzt von Experten als zu langsam bemängelt wurde, könnte jetzt beschleunigt werden. Ob dies reibungslos gelingt, sollte zunächst abgewartet werden. Wir glauben, der neue CEO wird sich nicht gleich zu Beginn seiner Amtszeit an überoptimistische Prognosen heranwagen. Darum ist für den Kauf der Aktie keine Eile geboten.
Wir beobachten die Nordex-Aktie weiterhin sehr genau für Sie und achten selbstverständlich auf potenzielle positive Signale, welche einen Kursanstieg rechtfertigen könnten. Die Nachricht vom neuen Management ist jedoch nicht dafür geeignet, die Trendwende einzuläuten. Darum behalten wir unsere Zurückhaltung bei. Viel bessere Anlageideen erhalten Sie regelmäßig im Rahmen unseres Live Chats.