Nordex: Selbst Millionenaufträge helfen der Aktie nicht weiter
Nordex (WKN: A0D655) meldet einen Großauftrag nach dem anderen. Trotzdem will der Kurs nicht richt vom Fleck wegkommen und die Aktie stagniert bei zuletzt etwas über 20 Euro. Wir beobachten die Entwicklungen des Windanlagenbauers aufmerksam und hatten zuletzt Mitte November über den Wert berichtet.
Zwischen Weihnachten und Neujahr meldete Nordex weitere Großaufträge. Zwei davon aus den USA, welche sich über insgesamt 62 Millionen Euro belaufen. Seither hat sich am Kurs nicht viel geändert und Anleger fragen sich, warum der Kurs bisher nicht positiver auf die Nachricht reagierte.
Dies liegt vor allem daran, dass der Vorstand von Nordex bisher wenig über den Verlauf des zurückliegenden 4. Quartals berichtet hat und die Aussichten für 2017 noch unklar sind. Spätestens bis zum 30. März wird ein Fazit möglich sein, wenn Nordex seine Jahreszahlen 2016 veröffentlicht. Erst wenn die mit Unsicherheit behafteten Eckpunkte abgehakt sind, kann und wird der Kurs darauf reagieren. Wir hoffen jedoch, dass Nordex schon früher ein paar grundsätzliche Aussagen tätigen wird, damit Anleger die Möglichkeit haben, rechtzeitig zu reagieren. Die gegenwärtige Zurückhaltung könnte ein gefährliches Zeichen sein.
Das jüngst gemeldete Auftragsvolumen soll zudem erst ab 2018 umsatzwirksam werden und hat für die Zahlen des laufenden Geschäftsjahres und somit auch auf den aktuellen Kurs keine beziehungsweise kaum eine Bedeutung.
Nordex-Kursziele und Realität weit auseinander
Großaufträge, welche 2016 am laufenden Band veröffentlicht wurden, konnten der Nordex-Aktie nicht helfen an ihre erfolgreiche Entwicklung der Vorjahre anzuknüpfen. Im letzten Jahr wurden die Erwartungen eher gedämpft. Der Aktienkurs fiel in den letzten 12 Monaten von über 30 auf zeitweise unter 20 €.
Das durchschnittliche Kursziel der mehrheitlich positiv gestimmten Analysten liegt weiterhin stramm über 30 €. Viele Anleger hoffen deshalb, dass sich der enorm tiefe Graben zwischen dem aktuell augenscheinlich tiefen Kurs und dem von Analystenseite gewünschten und als fair erachteten Niveau endlich schließt und die Aktie eine fulminante Aufholjagd starten könnte.
Wir glauben, dass sich die Aktie diesbezüglich eher schwer tun wird, die optimistischen Erwartungen der nächsten beiden Jahre zu erfüllen.
Für 2017 erwarten die aussagekräftigsten Marktstudien, dass sich die Neuinstallationen für "Onshore"-Windkraftanlagen in der EU und den USA ermäßigen und in den nächsten Jahren auf globaler Ebene stagnieren oder maximal leicht wachsen werden. Für die USA ging man bisher ab 2018 von einem erhöhten Absatzpotenzial aus, wobei diese Prognose nach den US-Wahlen einige Unsicherheitsfaktoren besitzt.
Bewertungsfaktoren sprechen gegen Nordex
Wirklich günstig ist Nordex nicht mehr. Das erwartete KGV für 2016 liegt bei stolzen 21.
Vestas Wind (WKN: 913769) und der chinesische Marktführer Xinjiang Goldwind (WKN: A1C0QD) werden jeweils mit dem 14-fachen KGV16e bewertet. Insbesondere Goldwind ist angesichts seines innerchinesischen Vorteils als dortiger Marktführer vielleicht interessanter. Aufgrund der höheren Wachstumsraten in Asien wird Goldwind bezogen auf das KGV17e von 13 im Vergleich zu 17 bei Nordex deutlich günstiger und potenzialträchtiger bewertet.
Solarwerte haben gegenüber Windaktien einen Vorteil
Die Aktien der weltweiten Windenergiebranche wandeln sich von einer Wachstumsstory zu einem Value-Investment. Diese Transformation bedingt stark rückläufige Bewertungsrelationen.
Wachstumsimpulse kommen vereinzelt aus Asien und dem Nahen Osten sowie Afrika. Diese Märkte besitzen ein starkes Nachholpotenzial, sind jedoch nicht unbedingt Stammmärkte für eine Nordex.
Leicht optimistisch stimmt die Tatsache, dass Trump kaum an den bereits beschlossenen Subventionen und Steuererleichterungen drehen und allenfalls für die ferne Zukunft Änderungen bewirken könnte. Einige Windprojekte dürften darum nicht gänzlich aufgeschoben, sondern eher vorgezogen werden.
Unter dem Strich tendieren die langfristigen Wachstumsperspektiven eindeutig zur Solarindustrie hin. Wir würden darum eher dort nach unterbewerteten Unternehmen Ausschau halten, wie wir dies zuletzt im November taten.