Nordex: Spanischer Windrad-Riese schlägt zu!
Windkraftspezialist Nordex SE (WKN: A0D655) steht vor einer Übernahme durch die spanische Acciona S.A. Der Großaktionär hält bereits ein Aktienpaket in Höhe von 29,9% und baut seine Beteiligung an Nordex mit dem Kauf weiterer Anteile "auf über 30%" aus. Nordex-Aktien gewinnen heute um +8,48% auf 11 Euro in einem ganz schwachem Marktumfeld.
Kurios: Erst im April 2016 hatte Nordex Acciona Windpower übernommen. Nun kommt sozusagen die "Retourkutsche". Die spanische Gruppe setzte 2018 7,5 Milliarden Euro um und investierte 643 Millionen Euro. Die nächstgroße Investition ist wohl Nordex. Denn die Spanier kaufen nicht nur 9,7 Millionen Nordex-Aktien zu einem Kurs von 10,21 Euro, was dem volumengewichteten Durchschnittkurs der letzten drei Börsenhandelstage auf Xetra entspricht, sondern dürften auch den restlichen Aktionären ein Kaufangebot unterbreiten.
Da Acciona mit der Zeichnung der Privatplatzierung die Beteiligungsschwelle von 30% an der Nordex SE überschreitet, ist die Gesellschaft dazu verpflichtet, "ein Pflichtangebot an alle Aktionäre von Nordex in Übereinstimmung mit dem Wertpapiererwerbs- und Übernahmegesetz anzukündigen und durchzuführen." Alternativ "könnte Acciona alsbald ein befreiendes freiwilliges Übernahmeangebot ankündigen und durchführen", so Nordex heute.
Bei der Kapitalerhöhung handelt es sich um eine Maßnahme im Umfang von knapp 10% des bestehenden Grundkapitals. Dem kriselnden Windturbinenbauer fließen durch die Kapitalerhöhung rund 100 Millionen Euro zu. Um die im Raum stehende Übernahme zu stemmen, müsste Acciona nach Berechnungen der Großbank RBC rund 700 Millionen Euro aufwenden.
Während der Acciona-Anteil an Nordex infolge der Kapitalmaßnahme auf 36,27% steigen wird, erwartet die spanische Gesellschaft bei der Abgabe des öffentlichen Übernahmeangebots einen Stückpreis von 10,32 Euro je Nordex-Aktie. Dieser wiederum orientiert sich an der Höhe des durchschnittlichen Börsenkurses der letzten drei Monate.
Vorstandsvorsitzender von Nordex, José Luis Blanco - ein ehemaliger Acciona-Manager - kommentiert die Ereignisse:
Wir begrüßen, dass Acciona ihr Engagement verstärkt und als größte Einzelaktionärin Nordex mit weiterem Eigenkapital unterstützt. Diese Entscheidung hat die volle Unterstützung des Aufsichtsrates einschließlich unseres langjährigen Aktionärs SKion/momentum.
Die Aktie des im spanischen Leitindex Ibex-35 notierten Windkraftkonzerns Acciona fällt zum Mittag um -4,34%. Auf 12-Monatssicht weist das dividendenstarke Papier eine positive Kursperformance von 23,75% auf. Das erklärte Ziel der heute verkündeten strategischen Transaktion sei "profitables Wachstum" für die Nordex-Gruppe.
Mit der Delta4000-Produktreihe, der nächsten Entwicklungsstufe der bewährten Delta-Turbinenplattform, konnte Nordex zuletzt neue Akzente setzen. Diese Modelle sind bei Kunden nach Angaben des Herstellers äußerst beliebt. Zum Ende des ersten Halbjahres 2019 wies Nordex einen Gesamtauftragsbestand von mehr als 7 Milliarden Euro aus.
Deutsche Windkraftbranche in der Krise
Kürzlich konnten Windturbinenbauer-Aktien wie Nordex durch das Klimapaket der Bundesregierung profitieren. Allgemein befindet sich die Branche jedoch in einer Krise. So schlitterte beispielsweise - die ebenso wie Nordex aus Hamburg stammende - Senvion vor wenigen Monaten in die Insolvenz (wir berichteten). Der dänische Windturbinenkonzern Vestas Wind Systems dagegen konnte den Wert seiner Aktien auf Jahressicht von rund 54 Euro auf 70 Euro steigern.