Nordex: Zuletzt skeptische Anleger feiern nun Rekordauftragsbestand
Mit Abstand größter Gewinner im TecDAX ist heute die Aktie des Windkraftspezialisten Nordex (WKN: A0D655). Grund hierfür sind dabei die heute vorgelegten Halbjahreszahlen, die in der Tat eine positive Überraschung beinhalteten. Wie wir jedoch später noch sehen werden, ändert der heutige Kurssprung noch nichts daran, dass die Aktie charttechnisch angeschlagen ausschaut. Alles in allem ist eine Bewertung des Titels somit unverändert schwierig.
Aber lassen Sie uns zunächst einmal einen Blick auf das aktuelle Zahlenwerk der Gesellschaft werfen. Demnach erzielte Nordex im ersten Halbjahr des laufenden Geschäftsjahres 2019e einen Umsatz von 990,8 Mio. Euro (nach 957,1 Mio. Euro im Vorjahr; ca. +3,5%). Zugleich sank jedoch das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) von 17,1 Mio. Euro (nach 38,4 Mio. Euro im Vorjahr; ca. -55,5%).
Trotzdem bestätigte der Vorstand nochmals die eigenen Prognosen, die einen Jahresumsatz zwischen 3,2 und 3,5 Mrd. Euro bei einer EBITDA-Marge zwischen drei und fünf Prozent vorsehen. Demnach müsste am Jahresende also ein EBITDA zwischen 96 und 175 Mio. Euro eingefahren werden. Diese Ziele halte ich grundsätzlich für extrem ambitioniert, so dass wohl bestenfalls das untere Ende der Prognosespanne erreicht werden dürfte. Wenn, ja wenn da nicht der Auftragsbestand wäre...
Gigantischer Auftragsbestand gibt Anlegern Hoffnung
Denn den Auftragsbestand beziffert Nordex selbst auf gigantische 7,6 Mrd. Euro. Selbst wenn Nordex also ab sofort erst einmal keine neuen Aufträge mehr erhalten würde, könnte man alleine durch die Abarbeitung dieses Auftragsbestands wohl zumindest die Umsatzprognose erfüllen. Ja, selbst ein erfolgreiches Abschneiden im kommenden Geschäftsjahr 2020e erscheint damit schon gesichert. Letztlich muss das Management daher nur noch ein Problem lösen.
Und dieses Problem sind die, zuletzt immer noch, schwachen Margen. So lag die EBITDA-Marge im ersten Halbjahr 2019 bei gerade einmal 1,7%. Zwar soll sie im Gesamtjahr – wie gerade geschrieben – auf drei bis fünf Prozent steigen. Aber selbst dies ist noch zu schwach im Vergleich mit Wettbewerbern wie Weltmarktführer Vestas Wind oder auch Siemens-Gamesa. Allerdings gibt es auch hier neue Hoffnung.
Denn Nordex führt einen 163-Meter-Rotor für die seine Delta4000 5.x ein und dürfte darüber hinaus weitere Innovationen zu bieten haben. Folglich erscheint eine weitere Verbesserung der Margen durchaus möglich. Trotzdem wird die Profitabilität von Nordex in Relation zu den wichtigsten Wettbewerbern unverändert eher schwach bleiben. Genau das aber macht die Bewertung der Aktie so enorm schwierig.
Zuversicht schwindet, Skepsis steigt!
Generell gilt, dass ich mit meiner Einschätzung der Aktie in den letzten Wochen und Monaten nicht so falsch lag. In der Tat zeigt sich gerade der deutsche Windkraftmarkt in 2019 deutlich erholt, wovon auch Nordex – wie erwartet – profitieren konnte. In der Folge stieg die Aktie denn auch deutlich an und konnte sich in der Spitze gegenüber den vorherigen Tiefs sogar fast verdoppeln. Zuletzt jedoch kam es dann zu einer rasanten Talfahrt, die die Aktie wieder unter die runde Marke von 10 Euro abstürzen ließ.
Mit den nun positiven News im Rücken geht es heute wieder in Richtung 11 Euro. Zu einem frischen charttechnischen Kaufsignal käme es jedoch erst mit einem nachhaltigen Kursanstieg über die Marke von 12 Euro. Dann wären Kursziele bis zu 14,50 Euro sowie später 18 Euro möglich. Aufgrund der schwachen Profitabilität sollte dies jedoch langsam das Ende der Fahnenstange sein. Bisher hielt ich längerfristig sogar Kursziele von bis zu 24/25 Euro für möglich. Mittlerweile halte ich dies jedoch für zu optimistisch.